Im Land der tausend Sonnen
Zeitpunkt nicht in die Verhandlungen einzugreifen.
»Wenn das Ihr Land ist, sollten Sie darauf wohnen. Dies hier ist jedenfalls eine Straße, ein öffentlicher Verkehrsweg, und da dürfen Sie nicht kampieren.«
Er betrachtete die Überreste des Nachtlagers längs der Straße, und dann entdeckte er Tibbaling.
»Bist du immer noch da? Ich habe doch gesagt, du sollst verschwinden!«
Erneut erhob Beitz die Stimme zur Verteidigung des Häuptlings. »Mr Stenning, wie ich schon sagte, dieser Herr ist unser Gast. Er hilft uns dabei, Fuß zu fassen. Sie dürfen ihn nicht behelligen.«
»Ihn behelligen! Er ist ein Unruhestifter. Er hat viel zu viele Schwarze unter seinem Kommando. Es ist gefährlich, wenn seinesgleichen so viel Einfluss hat; sie könnten unverschämt werden.«
»Ich glaube nicht, dass sich uns dieses Problem stellen wird, Mr Stenning. Ich will eine Mission für die Eingeborenen gründen, sobald wir unsere Kirche gebaut haben, und deshalb ist es wichtig für uns, sie willkommen zu heißen.«
»Eine Mission?« Das schien Stenning zu beschwichtigen.
»Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Wir brauchen etwas, das diese Schwarzen von unseren Straßen fern hält.«
Das war nicht unbedingt das, was der Pastor sich vorgestellt hatte, wie Jakob wohl wusste, und daher war er froh, als Beitz keinen Widerspruch einlegte.
»Und noch etwas«, verkündete der Zollbeamte. »Ich will, dass Sie hier warten, bis Dr. Strauss kommt, um sicherzugehen, dass jeder Einzelne tatsächlich untersucht wird.«
Das wiederum machte Frieda nervös. »Entschuldigen Sie, Sir. Was passiert, wenn der Arzt einen von uns nicht für gesund hält?«
»Quarantäne!«, sagte er. »Der Betreffende wird sofort in die Quarantänestation überstellt. Hier geht es um ansteckende Seuchen, Madam, nicht um gewöhnliche Erkältungen, obwohl die meiner Meinung nach auch nicht zu unterschätzen sind.«
Als er gegangen war, rückten sie näher zusammen. »Soll das heißen, wir müssen heute Nacht noch einmal hier bleiben?«, fragte Karl.
Jakob nickte. »Bis dieser Dr. Strauss kommt.« Er grinste. »Der Deutsche aus Wien.«
»Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen«, sagte Walther, doch Karl war nicht sonderlich begeistert.
»Mutter, ich habe Hunger. Was gibt's zu essen?«
Beitz, der seine Frage gehört hatte, drehte sich um. »Ein wenig Brot und Käse wäre mir auch sehr lieb, Frau Meissner, und meinem Freund ebenfalls.«
Tibbaling war entzückt. Er wartete ungeduldig auf seinen Anteil und aß mit gutem Appetit, wobei er bemerkte, dass Stenning nichts tauge, aber »Beißt, der ist ein mutiger Bursche«.
»Mein Gast«, fügte er stolz hinzu, da er offenbar den Unterschied zwischen Gast und Freund nicht kannte, doch seine Haltung war entschieden freundlicher geworden, seit der Pastor sich geweigert hatte, ihn fortzuschicken.
Er blieb noch eine Weile, schaute ihnen bei der Arbeit zu, stapfte im Lager umher wie ein neugieriger alter Hahn, wobei er den Speer als Wanderstab benutzte. Dann entfernte er sich, ohne sich zu verabschieden.
Später am Tag, als die Latrinen ausgehoben und mit einem Sichtschutz aus Laubwerk versehen waren und sie begonnen hatten, Berge von hinderlichem Gestrüpp aus dem Wald zu schleifen, kehrte Tibbaling zurück. Er brachte drei Eingeborene mit, kräftige junge Burschen, und wies sie an, den Weißen zu helfen.
Mit breitem Grinsen machten sie sich flink und eifrig an die Arbeit, bis ein großes Freudenfeuer auf der Straße nur noch nach einem Streichholz verlangte. Die beiden alten Männer, die den Vorgängen zugeschaut hatten, nickten anerkennend. Pastor Beitz freute sich über diese Entwicklung. »Tibbaling wird mein erster Konvertit sein«, verkündete er Jakob. »Und er wird mir auch die anderen zuführen. Innerhalb kürzester Zeit werde ich meine Mission eingerichtet haben.«
»Meinen Sie nicht, Sie sollten die Mission zurückstellen, bis Sie Ihre eigenen Leute richtig organisiert haben?«, fragte Jakob besorgt.
»Nein, nein, nein! Ich muss mich um die Sache Unseres Vaters im Himmel kümmern. Sobald er seine Studien abgeschlossen hat, kommt Vikar
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