Im Land der tausend Sonnen
Bauer, bereit, hart zu arbeiten, wie Sie sehen werden, Sir, und mein Sohn, der mir hilft, ist ein kräftiger Bursche. Meine Frau ist ebenfalls an Landarbeit gewöhnt. Wir werden schwer arbeiten und Ihnen jeden Penny zurückzahlen, das verspreche ich Ihnen, auch schriftlich. Verstehen Sie, Sir, dieses freundliche Darlehen ist wichtig für das Wohl meiner Familie, also, wie viel könnten Sie mir geben?«
»Hoppla! Moment! Sie zäumen das Pferd vom Schwanz her auf, Mr Meissner.«
»Sie geben uns also kein Darlehen?« Jakob hatte es doch gewusst! Wie dumm von ihm, reiche Banken zu fragen, selbst wenn sie in einem armseligen Schuppen beheimatet waren, ob sie einem Fremden ein Darlehen gaben. Beschämt nahm er seinen Hut und sprang auf.
»Entschuldigen Sie. Ich will Sie nicht länger belästigen.«
»Moment. Setzen Sie sich! Ich habe nicht gesagt, dass ich Ihnen kein Geld leihe. Sie machen einen zuverlässigen Eindruck, aber ich muss noch ein bisschen mehr wissen. Wo liegt das Land, das Sie kaufen wollen?«
»Ich habe es noch nicht gefunden. Ich dachte, wir könnten zunächst für eine Weile auf unserem gemeinsamen Land leben und uns in Ruhe umschauen …«
»Ah ja. Ich habe davon gehört. Sie sitzen im Busch.«
»Ja. Eine Enttäuschung. Deshalb wollen wir die Sache beschleunigen, das ist alles.«
»Ich werde mir zuerst Ihr Land ansehen müssen, um absehen zu können, was für eine Art Farm Sie darauf gründen können. Um Ihre Aussichten einzuschätzen, sozusagen.«
Jakob kniff die Augen zusammen und nickte. »Denken Sie, ich würde den gleichen Fehler machen? Buschland kaufen? Nein, nein. Ich nicht. Ich werde mich sehr genau umsehen.«
»Gut. Haben Sie ein bestimmtes Gebiet im Auge?«
»Ich hatte noch keine Zeit. Zuerst wollte ich wissen, ob ein Darlehen möglich ist.« Er hob verzweifelt die Hände. »Es tut mir Leid, Sir. Ich vergeude Ihre Zeit. Wir drehen uns im Kreis. Für mich heißt es: erst das Geld, dann das Land. Und für Sie: erst das Land, dann das Darlehen.«
Unbeeindruckt griff Rawlins in eine Schublade und zog eine große Landkarte heraus. »Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört, Mr Meissner. Schauen Sie sich einmal diese Karte an. Hier ist Bundaberg, oder vielmehr das Gebiet, das für die Stadt vorgesehen ist. Dort drüben liegt der Busch, das ist im Grunde Regenwald. Sie sehen den Weg, den der Burnett River zur Küste nimmt. Der Fluss ist überaus wichtig und entspringt ein gutes Stück landeinwärts. Die großen Schaf- und Viehfarmen verdanken ihr Leben Flüssen wie dem Burnett. Sehen Sie sich jetzt diesen Abschnitt hier an …«
Er fuhr mit der Hand über einen großen Teil der Karte, gegen den der für die Stadt vorgesehene Bereich winzig erschien. »Das ist die Clonmel-Schafzuchtfarm.«
»Das alles?«
»Ja. Mehr als einhundert Quadratmeilen.«
Jakob staunte. »Wie kann jemand es sich leisten, hundert Quadratmeilen Land zu kaufen?«
»Genauso, wie Sie Ihren Landkauf angehen werden. Das ganze Gebiet gehört der Krone, das heißt der Regierung. Die Siedler, die die großen Farmen bewirtschaften, pachten das Land nur. Das war bislang gut so, doch jetzt will die Regierung einen Teil davon zurück, um eine dichtere Besiedelung zu ermöglichen.«
»Wie bitte?«
»Wenn die Bevölkerung wächst, wird Land zur Besiedelung in der Nähe neuer Städte wie Bundaberg benötigt. Die Besitzer von Clonmel müssen einen Teil ihres Pachtlands aufgeben; die Regierung nimmt es wieder an sich.«
»Was halten die Besitzer von Clonmel davon?«
»Sie sind natürlich nicht glücklich, aber sie können wenig dagegen ausrichten. Wachsende Städte wie Bundaberg brauchen die Landwirtschaft zum Überleben, also brauchen sie mehr Raum für Siedler außerhalb der Stadtgrenzen.«
»Und ein Teil dieses Lands steht zur Verfügung?«, fragte Jakob, den Blick auf die Karte geheftet.
»Ja. Hervorragendes Weideland, gut geeignet für Landwirtschaft.«
»Und wie teuer?« Jakob hielt den Atem an, während Rawlins versuchte, sich an die Zahl zu erinnern.
»Also. Zuerst suchen Sie sich ein Stück Land aus, dann wird es von den Landvermessern
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