Im Land der tausend Sonnen
Sir.«
»Gut! Und nun, zu Ihrer Information, ich bin der Zollbeauftragte für diese Gegend, und ich bin außerdem der Regierungsvertreter der meisten anderen Abteilungen, abgesehen von der Polizei, für die ist Constable Colley zuständig. Kennen Sie ihn schon?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Und jetzt hören Sie mal zu, Sie alle!« Wie zur Antwort hoben sich die ihm bereits zugewandten Köpfe ein wenig höher, doch Stenning redete nicht weiter.
Er hatte Tibbaling entdeckt.
»Was zum Teufel hast du hier zu suchen, Tibbs?«
Beitz trat vor. »Dieser Herr ist unser Gast, Sir.«
»Das ist kein Herr. Das ist ein verdammter Medizinmann, schlau wie ein Fuchs. Jagen Sie ihn weg!«
Tibbaling war stehen geblieben, schickte sich auch jetzt nicht an zu gehen, obwohl ihn das Gespräch offenbar nicht interessierte. Ein flüchtiges Schwindelgefühl machte Jakob zu schaffen und ärgerte ihn. Er wollte, dass der Alte ebenfalls ging; er schien die Angelegenheit zwischen dem Zollbeamten und den Deutschen, was immer sie auch betreffen mochte, zu komplizieren. Beitz allerdings sah das offenbar anders.
»Dieser Herr stört niemanden. Wir haben uns unterhalten. Was wollen Sie, Sir?«
Stenning stieß Tibbaling mit dem Ellbogen zur Seite und ging auf Beitz zu. »Ich werde Ihnen sagen, was ich hier will, Herr Pastor. Ich will wissen, was zum Teufel Sie und Ihre Leute hier suchen. Sie dürfen die Einwandererbaracke nicht verlassen, ohne sich vorher bei mir abzumelden! Sie alle. Wir können nicht zulassen, dass sich überall in der Gegend Ausländer herumtreiben.«
»Das hat uns niemand gesagt«, erklärte Jakob, indem er die Rolle des Sprechers übernahm. »Sie waren nicht da, um uns in Empfang zu nehmen.«
»Dann hätten Sie verdammt noch mal auf mich warten müssen. Und der Arzt muss Sie auch noch untersuchen. Dr. Strauss. Er ist einer von Ihnen. Kommt aus Wien, sagt er. Weiß Gott! Deutsche und Dänen, die sich in der Gegend herumtreiben. Ich weiß wirklich nicht, wohin das noch führen soll.
Gibt es hier einen Tisch?«, fragte er dann, und Jakob schaffte einen Klapptisch mit Stuhl herbei, während Stenning eine Ledertasche von seinem Sattel nahm.
Jakob bemerkte, dass das Gewehr jetzt in einem Schaft am Sattel hing, und es sah ganz so aus, als gehörte es da hin. Als sei es normal, dass Beamte Waffen trugen. Voller Sorge fragte er sich, ob dieses Land wirklich so friedlich war.
Doch jetzt beugte sich Stenning über eine dünne Akte und spie auf seinen Bleistift.
»Seien Sie so freundlich, sich hier in einer Reihe aufzustellen«, rief er, »damit ich Ihre Personalien aufnehmen kann. Sie fangen an, Herr Pastor. Name, Geburtsdatum, Nationalität und so weiter.«
Beitz antwortete pflichtschuldigst, und Stenning schrieb seine Angaben sorgfältig nieder.
»Konfession?«, fragte er, ohne aufzublicken. »Vermutlich römisch-katholisch.«
»Lutherisch. Die einzig wahre Stimme des Herrn.«
Stenning hob die Schultern. »Dann trage ich ein L ein. Sind Sie alle Lutheraner?«
»In unserer Gruppe, ja«, antwortete Jakob.
Einer nach dem anderen trat vor und ließ sich offiziell in dem neuen Land aufnehmen, nachdem er die Fragen beantwortet hatte, die Stenning abschoss, einschließlich der nach dem Namen des Schiffs, nach Ankunftsort und Ankunftsdatum und nach dem Beruf. Die Befragungen dauerten nur ein paar Minuten, und Jakob hielt nicht viel von dieser Art von Buchführung. Nicht mehr als zehn Fragen genügten zur Feststellung ihrer jeweiligen Identität. Sind wir so unbedeutend, fragte er sich. Interessierte es die Welt überhaupt nicht, dass sie diesen kühnen, mutigen Schritt getan und hierher gekommen waren? Interessierte sich hier niemand für ihr Erbe? Für ihre Kultur? Alles war so kalt und unpersönlich, dass es ihn deprimierte.
»Ich hoffe, diese Angaben entsprechen der Wahrheit«, sagte Stenning. »Kann einer von Ihnen eine andere Adresse als die der Baracke angeben?«
»Das hier ist unsere Adresse«, sagte Beitz. »Das hier ist unser Land.«
Als er das sagte, sah Jakob, wie Tibbaling den Kopf in den Nacken warf, doch augenscheinlich beschloss er dann, zu diesem
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