Im Land der tausend Sonnen
Ritter vom Seminar in Hamburg hierher. Ich kann nicht zulassen, dass er ankommt und keine Mission vorfindet.«
»Aber wir sind erst seit einem Tag hier, Herr Pastor. Sie müssen sich doch zuerst um Ihre eigene Gemeinde kümmern, bevor Sie andere einladen.«
Der Pastor war verbissen. Enttäuscht. »Nein, das muss ich nicht. Hier ist das Land. Wenn unsere Leute es wie beabsichtigt nutzen wollen, als ihr erstes vorübergehendes Zuhause, schön und gut. Aber jetzt wollen die meisten ja nicht hier bleiben. Wenn sie sich auch von mir abwenden, bleibe ich doch ihr Pastor, sind sie immer noch meine Herde. Ich stehe ihnen für seelsorgerische Belange zur Verfügung, nicht nur für zeitweilige Probleme, wie Sie offenbar glauben. Gott hat uns den freien Willen gegeben. Es steht mir nicht zu, von ihnen zu verlangen, dass jemand bleibt oder geht. Und schon jetzt hat der Herr dieses Heidenvolk zu mir geschickt … direkt vor meine Tür …«
Kopfschüttelnd entzog sich Jakob der Predigt und machte sich auf die Suche nach Walther. »Ich schätze, jetzt übernimmst du die Führung, mein Freund. Bist du dir schon klar darüber, was getan werden muss und was getan werden kann?«
»Ja. Es wird lange dauern, aber mir und den Lutzes gefällt es hier. Wir haben herrlichen Sonnenschein, Arbeit, zu essen. Kann man sich noch mehr wünschen? Willst du nicht bleiben?«
»Ich glaube nicht. Wir würden die gemeinsame Kasse zu stark belasten. Aber vielleicht kommen ein paar von den anderen zurück.«
»Sie sind uns willkommen«, sagte Walther schlicht.
Dr. Strauss hatte ihnen allen eine gute Gesundheit bescheinigt, selbst dem kleinen Robie Zimmermann, und so konnte am nächsten Morgen ein neuerliches Treffen in der Baracke abgehalten werden. Die Stimmung war mürrisch, ablehnend. Man konnte sich nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen, nicht einmal einen Weg finden, wie man zusammenbleiben konnte, wie es der ursprüngliche Plan schließlich vorgesehen hatte. Es wurde vorgeschlagen, dass einige Männer, die noch über Geldreserven verfügten, ein besseres Stück Land kaufen sollten, wo sie alle gemeinsam leben konnten, ähnlich wie in der Baracke, um in einer Art Kooperative das Land zu bestellen, doch das scheiterte aus Mangel an Freiwilligen, die sich bereit erklärt hätten, das nötige Geld beizusteuern, und an den prompt geäußerten Klagen anderer, dass sie dann genauso gut gleich zurückgehen könnten in die Gemeinde, wie man Pastor Beitz' Niederlassung jetzt nannte.
»Ich denke, wir hatten alle daran gedacht, hier ein eigenes Dorf, unsere eigene Siedlung zu gründen«, sagte Jakob. »Und die Idee war gut, aber jetzt müssen wir sehen, dass sie nicht umzusetzen ist. Trotzdem hoffe ich, dass alle in dieser Gegend bleiben, damit wir unser Land behalten und irgendwann auch eine Kirche als Mittelpunkt haben.«
»Schön und gut für dich«, sagte Theo. »Wir haben nicht damit gerechnet, in eine solche Zwangslage zu geraten. Wir gehen dahin, wo sich uns etwas bietet.« Er schaute hinaus auf die beinahe menschenleere Straße. »Wo soll ich in einem Ort wie diesem Arbeit finden?«
Jim Pimbley kam herüber, um der Besprechung zuzuhören, und Theos verzweifelte Bemerkung veranlasste ihn, sich einzumischen.
»Darf ich dazu was sagen?«, fragte er.
Alle nickten, und er ergriff das Wort. »Leute, ihr solltet euch keine falschen Vorstellungen von Bundaberg machen. Mag sein, dass es so aussieht, als wäre hier der Hund begraben, aber die Stadt steht ja auch erst ganz am Anfang. Soviel ich weiß, kommen die meisten von euch aus der Landwirtschaft. Ihr müsst wissen, dass das, was dieses Land am dringendsten braucht, Arbeitskraft ist. Und die brauchen wir auch, um diesen Bezirk zur Blüte zu bringen. Wir benötigen Holzfäller, Flößer und Lagerköche in der Holzindustrie ein Stück flussaufwärts. Ein Stück von der Stadt entfernt liegen riesige Schafzuchtfarmen. Die brauchen Arbeiter, Schafscherer, Zaunmacher, Pferdeknechte, Hausangestellte und Kindermädchen. Hier herrscht kein Mangel an Arbeitsplätzen, sondern vielmehr ein Mangel an Arbeitskräften. Es gibt nicht genug Leute für all diese Arbeit.«
Theo staunte. »Wo finden wir diese Arbeit?«
»Die Arbeit wird dich finden, Kumpel, sobald sich eure
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