Im Land der tausend Sonnen
offenbar am liebsten mit Baumwurzeln und Baumstämmen, als wäre es eine Art vergnüglicher Wettkampf für ihn.
In ihren Briefen in die Heimat schilderte Frieda ihr Leben als Idylle, während es in Wirklichkeit doch ausgesprochen anstrengend war. Im Alltag machte sich der Mangel an den alltäglichen, kleinen Annehmlichkeiten, wie sie in einem normalen Haushalt üblich sind, bitter bemerkbar. So gab es kein Papier zum Feueranzünden, keinen Putzlappen, keinen Kaminbesen. Es fehlten so viele nebensächliche Dinge, und das war ein andauerndes Ärgernis. Und für Frieda brachte jede Stunde des Tages, genau wie für die Männer, nichts als Arbeit, angefangen vom Melken beim ersten Tageslicht bis zum Abendessen, bei dem alle viel zu müde und erschöpft waren, um noch viel zu reden. So kam der Tag, an dem Frieda beschloss, sie sollten sich einmal eine Pause gönnen.
»Wenn schon nicht um unsertwillen, dann wenigstens für Karl«, sagte sie zu Jakob. »Kein Mensch hält es aus, ununterbrochen nur zu arbeiten. Karl ist jung, er braucht einmal Abwechslung.«
»Es geschieht doch nur zu seinem Besten. Wir müssen bald anfangen, auf seinem Land sichtbare Verbesserungen herbeizuführen, damit die Inspektoren uns nicht für Spekulanten halten.«
»Ein freier Tag wird nicht schaden«, widersprach Frieda, doch dann kam Les Jolly, der Boss der Holzfäller, zu Besuch, um ihr Bauholz in Augenschein zu nehmen.
»Rawlins sagt, Sie hätten vielleicht gutes Holz zu verkaufen, Mr Meissner.«
»Oh ja! Ich könnte Ihnen zunächst einmal den Zedernbestand zeigen.«
Die beiden Männer inspizierten das Land, und Les markierte unterwegs die brauchbaren Bäume.
Sie kamen überein, dass Les ein paar von seinen Leuten schicken würde, um das Bauholz zu schlagen und flussabwärts zur Sägemühle zu flößen.
»Aber wie schaffen sie das Holz vom Wald runter zum Fluss?«, fragte Jakob.
»Mit Ochsengespannen. Die schleppen auch die stärksten Stämme raus, einfach so. Man braucht nur Ketten anzulegen, und auf geht's. Und übrigens, Jakob, wenn Sie etwas hierher geliefert haben möchten, dann sagen Sie es jetzt. Meine Männer bringen's dann mit.«
Zurück im Haus, wiederholte er die Aufforderung, und Frieda erinnerte Jakob an den ersehnten Herd, doch wieder schüttelte er den Kopf.
»Dann bestell wenigstens den Wasserbehälter«, sagte sie ärgerlich. »Ich habe keine Lust mehr, das ganze Wasser vom Bach hierher zu schleppen.«
Jakob wollte gerade sagen: »Wozu die Aufregung? Wir haben doch kaum Regen, den aufzufangen sich lohnt«, als ihm klar wurde, was Les mit dem besseren Wetter gemeint hatte. Als Bauer hätte er es besser wissen müssen, statt sich am warmen Sonnenschein zu erfreuen, nur an das Roden und Pflügen mit dem Handpflug zu denken und die gelegentlichen Regenschauer als selbstverständlich hinzunehmen. Hatte Frieda sich nicht erst kürzlich beklagt, dass sie bald damit anfangen müssten, ihren kleinen Bestand an Feldfrüchten mit der Hand zu gießen? Ach was. Er fühlte sich sicher, als er über das Feld blickte … der Mais stand so grün und hoch, die Kürbisse und das Gemüse kamen gut. In etwa vier Wochen würden sie genug ernten können, um mit ihren Erzeugnissen auf den Markt zu gehen. Dann würden sie sich einen Tag frei nehmen. Dennoch bestellte er einen Wasserbehälter, für den Fall, dass dieser trockene Winter sich zu einer Dürre auswuchs, und Frieda freute sich.
»Das bezahlen wir mit dem Bauholz«, sagte er mürrisch.
Karl lag nicht viel an einem freien Tag, da in Bundaberg kaum etwas zu sehen war, und weil es ihn drängte, Fortschritte auf seinem Land zu erzielen, um den gefürchteten Inspektor zufrieden zu stellen. Seiner Meinung nach würde eine gerodete Fläche am Hauptweg entlang ein guter Anfang sein, dazu ein Zaun, oder wenigstens ein Stück Zaun am Eingang zu seiner Farm. Doch Letzteres erschien ihm dann doch ziemlich sinnlos, und der Inspektor würde sich nicht hinters Licht führen lassen. Noch besser wäre es, so überlegte er, ein Stück Land längs des Bachs zu roden und einzuzäunen, genauso, wie sein Vater es auf seinem Grund und Boden gemacht hatte.
Und das dauert eine Ewigkeit, dachte er bedrückt.
Das Wetter bereitete
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