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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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mit einem Seufzer, der so viel aussagte wie: »So, das habe ich hinter mir«, und wartete auf eine Reaktion.
            Doch beide waren sprachlos, Karl vor Begeisterung, Frieda vor Zorn.
             
            Von nun an hatten die Meissners alle Hände voll zu tun. Sie benötigten ein Transportmittel, doch so etwas war schwer zu bekommen, wenn man so wenig Geld besaß wie sie. Alles, was sie auftreiben konnten, war ein Wagen, der schon bessere Tage gesehen hatte, doch der Besitzer versprach, ihn in Stand zu setzen.
            Dann folgte eine Besprechung mit Jim Pimbley über die notwendigen Vorräte, landwirtschaftlichen Geräte, über Saatgut und Vieh für den Anfang.
            »Das besorge ich Ihnen, sobald Sie mir Bescheid geben«, versprach Jim. »Es wäre doch Unsinn, Ihnen Vieh zu besorgen, bevor Sie wissen, wo Sie es unterbringen wollen.«
            »Soviel ich verstanden habe, wissen wir ja noch nicht einmal, wo wir uns unterbringen wollen«, schimpfte Frieda auf dem Weg zurück zur Baracke, doch Jakob wusste, dass sie trotz ihres zur Schau getragenen Ärgers genauso begeistert war wie Karl und er selbst. Er beschloss, den Erfolg zu feiern, indem er beide auf ein Glas Bier ins Hotel einlud.
            Dort trafen sie Theo Zimmermann. »Hab gehört, ihr zieht weg. Hast wohl eine Farm gekauft?«
            »Ich wollte, es wäre so«, antwortete Jakob. »Wir haben das Land nur gepachtet, Theo. Etwa dreißig Meilen landeinwärts, beim Fluss. Jetzt müssen wir daraus erst einmal eine Farm machen.«
            »Muss einen Haufen Geld kosten.«
            »Nicht, wenn man pachtet. Du solltest es auch versuchen.«
            »Heißt das, du musst es nicht gleich bezahlen?«
            »Zu Anfang nur eine geringe Summe.«
            Theo nickte wissend. »Verstehe. Du benutzt das Geld anderer Leute.«
            »Du solltest lieber auf Jakob hören, statt ihn zu kritisieren«, fuhr Frieda ihn an.
            »Ich habe doch nur gefragt«, entgegnete er weinerlich. »Überhaupt, soviel ich gesehen habe, scheint der Boden hier in der Umgebung nicht viel zu taugen. Entweder ist es Urwald wie unser gemeinsames Land oder nur dieses öde, endlose Gestrüpp.«
            »Mag sein«, pflichtete Jakob ihm bei. »Die Gegend hier hat nicht viel zu bieten, aber das Land ist gut genug für uns. Übrigens, Frieda, ich habe vergessen, dir zu sagen, dass es außerhalb der Siedlung viele wunderbare Tiere gibt. Wir haben Kängurus gesehen, und Dingos und Scharen von Emus …«
            »Oh nein! Warum hast du mich nicht mitgenommen?!« Jakob lächelte. »Sie sind bestimmt noch da, wenn wir uns da draußen näher umschauen. Unser nächster Nachbar wohnt etwa zehn Meilen von uns entfernt, aber wir werden ihn zunächst kaum zu sehen bekommen.«
            »Warum nicht?«
            »Er sitzt im Gefängnis.« Jakob grinste.
            »Ach, du lieber Himmel!«, rief Frieda aus. »Welch ein großartiges Vorbild für deinen Sohn.«
            Karl machte sich nichts daraus. Er war immer noch aufgeregt, weil sein Vater es für angebracht gehalten hatte, auf Karls Namen ein zweites Stück Land von neunzig Morgen zu erstehen, gleichzeitig aber war er maßlos enttäuscht, weil Jakob diese Tatsache Theo gegenüber nicht erwähnt hatte. Aus Taktgefühl, wie er vermutete. Aber wie auch immer, er freute sich schon darauf, seinen Vettern in der Heimat diese phantastische Neuigkeit zu schreiben. Dieser Triumph! Sie alle hatten gesagt, diese Auswanderung grenze an Wahnsinn. Sei eine große Dummheit! Und jetzt sollten sie erfahren, dass er, der Vetter Karl, neunzig Morgen Land sein Eigen nannte. Dann würden sie alle Hals über Kopf nachkommen, aber vielleicht wäre dann kein gutes Land mehr für sie übrig.
             
            Die Schäferhütte stand auf einer kleinen Erhebung, etwa eine Meile landeinwärts von dem Weg aus gesehen, der die östliche Grenze ihrer Ländereien bildete. Sie befand sich in einem desolaten Zustand, nicht anders, als Frieda es dank Jakobs Warnung erwartet hatte, doch immerhin war in ihrem Umkreis eine kleine Fläche gerodet, und durch die umgebenden Wälder hindurch konnte man den Fluss sehen.
            Und sie arbeiteten. Sie schufteten. Vater und Sohn. Sie begannen mit Äxten und Sägen, denn zunächst brauchten sie Bauholz zur Reparatur der Hütte und Schindeln fürs Dach.

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