Im Land der tausend Sonnen
richtete, was ihm die Möglichkeit bot, sie eingehender zu betrachten, diesen perfekten Körper aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen. Seine nächtlichen Phantasien stiegen in ihm auf, und er neigte sich ihr zu, atmete ihren Duft ein, einen sauberen, gesunden Duft, so erregend, dass ihm ein wenig schwindlig wurde.
Keiths Lächeln war wohlwollend, charmant. »Liebe junge Dame. Verzeihen Sie, dass ich so über sie herfalle, aber ich hatte Angst, sie könnten wegen dieses Vorfalls betrübt sein, und Sie sind tatsächlich betrübt. Nicht wahr?«
Sie nickte.
»Das sollen Sie nicht. Es war unverzeihlich von Charlie, Sie derartig zu überfallen. Unerhört. Ich fühle mich verantwortlich dafür, wenn ein Gast unseres Hauses Sie so traurig macht, und deshalb bin ich gekommen, um mich zu entschuldigen.«
Sie hob den Blick und sah ihn mit ihren großen blauen Augen an. Sie verstand überhaupt nichts mehr, und er tätschelte ermutigend ihren Arm.
»Also machen Sie sich keine trüben Gedanken mehr, Hanni. Als kleine Entschädigung für den Vorfall habe ich Ihnen ein Geschenk mitgebracht.«
»Für mich?« Sie staunte.
»Für Sie. Packen Sie es aus.«
Sie nahm den Spiegel aus dem Samtbeutel und betrachtete ihn verwundert. »Er ist wunderschön! Und er soll mir gehören, Sir?«
»Ja. Aber an Ihrer Stelle würde ich im Haus darüber schweigen. Ich möchte nicht, dass meine Mutter von Charlies schlechtem Benehmen erfährt.«
Hanni stimmte von ganzem Herzen zu. Sie nickte heftig und dankte ihm noch einmal.
»Also reden wir nicht mehr darüber, Hanni?«, fragte er, und sie lächelte ihn an.
»Selbstverständlich, Sir. Und danke. Sehr freundlich von Ihnen.«
Als er gegangen war, setzte Hanni sich aufs Bett und betrachtete das Geschenk voller Verwunderung. Den ganzen Tag hatte sie darauf gewartet, dass sich eine Hand schwer auf ihre Schulter legte. Dass die Hauswirtschafterin oder sogar Mrs Dixon über sie herfiel, ihr vorwarf, sie hätte ihrem Gast schöne Augen gemacht und ihn belästigt. Sie war überzeugt, dass man Mr Mayhew ohne zu zögern Glauben geschenkt hätte, wenn er seine Version des Vorfalls, wie Mr Keith es nannte, zum Besten gab. Sie hatte sogar damit gerechnet, dass die beiden Männer sie gestern Nacht mit Gott weiß was für einer Strafe für ihr Entkommen verfolgen würden, deshalb hatte sie in ihrem Zimmer einen Stuhl unter die Türklinke geklemmt.
Und dann kam Mr Keith mit diesem Geschenk. Und er war wunderschön, mit Rubinen, Smaragden und Saphiren besetzt – so sahen die Steine zumindest aus. Es war das hübscheste Ding, das sie je im Leben besessen hatte, und sie würde es hüten wie ihren Augapfel.
Hanni betrachtete ihr Gesicht in dem juwelengeschmückten Spiegel. Sie war tief verwundert über Keiths Reaktion auf Mr Mayhews Übergriff und froh darüber, dass niemand sonst davon erfahren würde. Erleichtert. Sie lächelte bei dem Gedanken an Mr Keiths Entschuldigung. Sehr nett von ihm, dass er sie aus Charlies Klauen gerettet hatte, obwohl dieser Trunkenbold nach wenigen Minuten schon gemerkt hätte, dass es kein Mäuschen war, das er sich da eingefangen hatte. Sie war durchaus nicht muskulös, aber trotzdem stark … und damals zu Hause sehr gefragt beim Tauziehen.
Ach ja, seufzte sie. Dieser Charlie wäre reif für eine böse Überraschung gewesen, wenn die Sache ernst geworden wäre. Aber Mr Keith. Das war eine andere Geschichte.
Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Köstlich! Wie schmeichelhaft, dass Mr Keith mit ihr tändelte. Und in Wirklichkeit war es sogar mehr als Tändelei. Sie hätte gern gewusst, wie viel mehr. Er sah bedeutend besser aus als sein betrunkener Freund. Und Hanni würde mit Freuden den Mund halten über das Geschenk. Ganz bestimmt. Nicht nötig, dass Lukas es sah und anfing, Fragen zu stellen. Wegen nichts Krach schlug. Vielleicht wegen nichts.
Es würde interessant sein zu erfahren, was Mr Keith als Nächstes unternahm. Zumindest hatte er die gähnende Langeweile unterbrochen, an der sie litt. Statt den Nachmittag über in ihrem Zimmer zu hocken, sollte sie künftig lieber spazieren gehen. Das würde niemanden stören.
Also gewöhnte Hanni sich an,
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