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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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heißt, dass die Scherer bald kommen. Möchtest du Tee?«
            »Warum nicht? Schmeckt zwar wie Abwaschwasser, aber wenn es nichts anderes gibt …«
            Lukas holte ihm Tee und einen Keks, und sie setzten sich neben ein Schafgatter.
            »Hier lebst du?«, fragte Theo mit einem Blick auf die provisorischen Unterkünfte und das alte Zelt.
            »Nein. Das hier ist nur ein vorübergehendes Lager für uns Viehtreiber, wenn der Weg zurück zur Heimstätte abends zu weit ist. Dann schlafen wir hier draußen. Sie schicken uns immer jemanden, der für uns kocht.«
            »Ihr werdet bedient wie die Herrschaften, scheint mir.«
            »Von wegen. Wir arbeiten hart, Theo. Ich weiß nicht, wie es den anderen geht, aber wenn man mir abends nichts zu essen vorsetzen würde, wäre ich zu müde, um mich selbst darum zu kümmern.«
            »Und Hanni lässt du auf der Farm allein? Das gefällt ihr bestimmt nicht. Wohnt sie auch in so einem Lager?«
            »Nein. Wir haben ein Zimmer, sogar ein recht hübsches. Schau es dir mal an, wenn du auf die Farm kommst.«
            »Wir haben nicht viel Zeit. Davey, der Bullocky, sagt, wir haben die Heimstätte bald erreicht, dann laden wir unseren Kram ab und kehren gleich wieder um, solange die Wege noch gut sind. Ich glaube, er meint das Wetter. Aber im nächsten Moment fängt er schon wieder an, über die Trockenheit zu stöhnen und um Regen zu beten. Aber sag mal, Lukas … wie war das mit den Scherern? Wie ich höre, verdienen die auf diesen Farmen das ganz große Geld.«
            »Die Schafschur beginnt, wenn es heißer wird. Man möchte meinen, es wäre auch jetzt heiß genug, aber das ist anscheinend nicht der Fall.«
            »Warum scheren die Farmarbeiter ihre Schafe nicht selbst?« Lukas schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Keine Ahnung. Viehtreiber sind ja immer reichlich da. Ich kenne nicht mal die Hälfte von ihnen. Vielleicht liegt's daran, dass es einfach zu viele Schafe sind.«
            »Wie viele Schafe gibt es auf dieser Farm? Ich meine, wenn die Tiere alle reingeholt werden, haben die Viehtreiber doch nichts anderes mehr zu tun, als sie zu scheren?«
            Lukas blickte nervös um sich. Die anderen Männer standen um das provisorische Küchenhaus herum, rauchten und unterhielten sich, die Hüte aus den staubigen Gesichtern geschoben, im Begriff, wieder an die Arbeit zu gehen. Diese leichte Mahlzeit mit Tee aus dem großen Kessel wurde »Smoko« genannt; es war eher eine Rauch- als eine Essenspause.
            »Theo«, sagte Lukas, »ich weiß einfach viele Dinge noch nicht so genau. Ich möchte nicht zu viele Fragen stellen und mich zum Narren machen. Das habe ich oft genug getan, und lass dir sagen, diese Männer machen vielleicht einen ganz freundlichen Eindruck, aber das täuscht. Die sind abgebrüht und stehen in ständiger Konkurrenz zueinander.«
            »Ich habe dich nur nach den Scherern gefragt.«
            »Und ich versuche, dir was über Schafe zu erzählen. Ich weiß nicht, ob sie mich aufziehen oder die Wahrheit sagen, aber ich glaube, auf dieser Farm gibt es ungefähr zwanzigtausend Schafe, wenn nicht mehr.«
            Theo lachte. »Die nehmen dich hoch, Lukas. Und warum auch nicht? Du bist ein Pferdeknecht. Erklärst du denen, wie die Ställe in Ordnung gehalten werden? Wissen die, dass du gar kein richtiger Viehtreiber bist? Du verstehst überhaupt nichts von Schafen.«
            »Inzwischen doch.«
            »Blödsinn. Ich habe mal als Schäfer gearbeitet, als ich noch jung war. Mit sechzehn konnte ich schon Schafe scheren. Ich verstehe was von Schafen. Hör mal, geh und erkundige dich für mich nach den Scherern. Ich habe drei Kinder, Lukas. Als Daveys Handlanger durch die Gegend zu traben, bringt mir nichts ein. Ich verdiene nicht mal genug, um mich selbst zu ernähren, geschweige denn die Kinder.«
            »Der Erste Viehtreiber ist nicht da«, sagte Lukas und sah einem schwarzen Jungen nach, der einen gefüllten Wassereimer zu den durstigen Pferden trug.
            »Frag jemand anderen. Zum Beispiel den Koch.«
            »Na schön!«, sagte Lukas gereizt. Er ging zum Koch hinüber. »Mein Freund da drüben wüsste gern, wie man Arbeit als Scherer bekommt, Lenny. Kannst du ihm einen Rat geben?«
            Lenny sammelte leere Keksbüchsen ein, schob

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