Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
ihren
Abenteuern im vergangenen Jahr zu vergleichen. »Wenn es heute
kommt, wurde es am See gezeugt... Wenn es bis nächste Woche
wartet, ist es ein Nebelkind ... Ein kleiner Krieger, entstanden im
Steinkreis...« Gwyneira erinnerte sich an jede Nuance von
James’ Zärtlichkeiten, und manchmal weinte sie sich vor
Sehnsucht in den Schlaf.
    Die Wehen setzten an einem Tag im späten November ein, als
das Wetter einem Junitag im fernen England entsprach. Nachdem es in
den letzten Wochen oft geregnet hatte, ging an diesem Tag strahlend
die Sonne auf, die Rosen im Garten erblühten, und die bunten
Frühlingsblumen, die Gwyneira eigentlich viel mehr liebte,
entfalteten ihre ganze Pracht.
    Â»Wie hübsch das ist!«, schwärmte Francine,
die den Frühstückstisch für ihren Schützling an
dem Erkerfenster in Gwyneiras Räumen gedeckt hatte. »Ich
muss meine Mutter unbedingt überreden, ein paar Blumen zu
pflanzen, in unserem Garten wächst nur Gemüse.Aber immerhin
gibt es einen Rata-Strauch.«
    Gwyneira wollte gerade erwidern, dass sie sich gleich bei ihrer
Ankunft in Neuseeland in diesen Strauch mit seiner verschwenderischen
Fülle roter Blüten verliebt hatte, als sie den Schmerz
spürte. Gleich darauf platzte die Fruchtblase.
    Gwyneira hatte keine leichte Geburt. So gesund sie war, so gut
entwickelt war auch ihre Unterleibsmuskulatur. Anders als ihre Mutter
vermutete, hatte das viele Reiten nicht zu einer Fehlgeburt geführt,
sondern erschwerte dem Kind eher den Durchgang durchs Becken.
Francine versicherte ihr zwar ständig, dass alles in Ordnung sei
und das Kind perfekt läge, aber das hinderte Gwyneira nicht
daran zu schreien, sogar zu fluchen. Lucas hörte es ja nicht.
Zum Glück weinte hier wenigstens niemand – Gwyn wusste
nicht, ob sie Dorothys Gejammer ausgehalten hätte. Kiri, die
Francine zur Hand ging, blieb jedenfalls ruhig.
    Â»Kind gesund. Gesagt Matahorua. Immer Recht.«
    Vor der Wochenstube war dagegen die Hölle los. Gerald war
zuerst angespannt, dann besorgt,und am Ende des Tages brüllte er
jeden an, der sich ihm näherte, und betrank sich bis zur
Bewusstlosigkeit. Die letzten Stunden der Geburt verschlief er in
seinem Sessel im Salon. Lucas sorgte und betrank sich maßvoll,
wie es seine Art war.Auch er schlummerte schließlich ein, doch
sein Schlaf war nur leicht. Sobald sich im Flur vor Gwyneiras
Gemächern etwas regte, hob er den Kopf, und Kiri musste ihn auch
in der zweiten Hälfte der Nacht mehrmals auf den neuesten Stand
der Dinge bringen.
    Â»Mr. Lucas so aufmerksam!«, berichtete sie Gwyneira.
    James McKenzie hingegen schlief nicht. Er verbrachte den Tag in
äußerster Anspannung und schlich sich bei Nacht in den
Garten vor Gwyneiras Fenster. So war er der Einzige, der ihre Schreie
hörte. Hilflos, mit geballten Fäusten und Tränen in
den Augen wartete er. Niemand sagte ihm, ob alles in Ordnung war; er
fürchtete bei jedem Weinen um Gwyns Leben.
    Schließlich schob sich etwas Pelziges, Weiches an ihn heran.
Noch jemand, der vergessen worden war. Francine hatte Cleo
erbarmungslos aus Gwyns Zimmer verbannt, und weder Lucas noch Gerald
hatten sich um sie gekümmert. Jetzt winselte sie, als sie
Gwyneiras Schreie hörte.
    Â»Tut mir Leid, Gwyn, es tut mir so Leid ...«,
flüsterte James in Cleos seidiges Haar.
    Schließlich hielt er die Hündin umarmt, als endlich ein
anderer, leiserer, aber kräftiger und ziemlich empörter Ton
zu den beiden drang. Das Kind begrüßte den ersten
Lichtstrahl des neuen Morgens. Und Gwyn begleitete es mit einem
letzten schmerzvollen Aufschrei.
    James weinte vor Erleichterung in Cleos weiches Fell.
    Lucas erwachte sofort, als Kiri mit dem Kind im Arm auf die Treppe
trat. Sie stand da wie ein Varietéstar, im Vollgefühl
ihrer Wichtigkeit. Lucas fragte sich kurz, warum Francine ihm das
Kind nicht selbst präsentierte, doch Kiri strahlte übers
ganze Gesicht, sodass man getrost davon ausgehen konnte, dass Mutter
und Kind wohlauf waren.
    Â»Ist alles ... in Ordnung?«, fragte er trotzdem
pflichtgemäß und stand auf, um der jungen Frau
entgegenzugehen.
    Auch Gerald rappelte sich auf. »Ist er da?«, fragte
er. »Alles gesund?«
    Â»Ja, Mr. Gerald!«, freute sich Kiri. »Ein
wunderschöne Kind. Wunderschön! Hat rote Haare, wie
Mutter!«
    Â»Ein kleiner Heißsporn!«, sagte Gerald lachend.
»Der erste

Weitere Kostenlose Bücher