Im Land der weissen Rose
heraushörte. Gwyneiraergriff
daraufhin wütend die kleine Fleur, die McKenzie hinter sie auf
Igraine heben wollte, und schwang sie vor George auf den Sattel
seines Pferdes.
»Würden Sie Fleurette mitreiten lassen?«, fragte
sie zuckersüß, wobei sie dem Viehtreiber einen fast
triumphierenden Blick zuwarf. »Im Damensattel kann ich sie
nicht um mich haben.«
McKenzie hatte George mit fast mörderischer Wut angestarrt,
als er den Arm um die Kleine legte, damit sie sicherer saß.
Irgendetwas war da zwischen ihm und der Herrin von Kiward Station ...
aber Gwyneira konnte sich bestimmt wehren, falls sie sich belästigt
fühlte. George beschloss, sich nicht einzumischen und vor allem
nichts gegenüber Gerald oder Lucas Warden zu erwähnen. Das
alles ging ihn nichts an – und vor allem brauchte er Gerald in
denkbar bester Laune. Nach einem ausgiebigen Abschiedsessen und drei
Whiskeys unterbreitete er ihm ein Angebot für eine Herde
reinrassiger Welsh-Mountain-Schafe. Eine Stunde später war er um
ein kleines Vermögen ärmer, doch Helens Farm würde
demnächst von den besten Zuchttieren bevölkert sein, die
Neuseeland zu bieten hatte. George musste nun nur noch ein paar
andere kleinere Farmer finden, die Starthilfe benötigten, damit
Howard nicht argwöhnisch wurde. Aber das war sicher nicht
schwierig; Peter Brewster würde ihm die Namen nennen können.
Dieses neue Unternehmenssegment – denn als solches musste
George sein Engagement in der Schafzucht seinem Vater gegenüber
verkaufen – bedeutete allerdings, dass George seinen Aufenthalt
auf der Südinsel verlängern musste. Die Schafe sollten
verteilt und die an dem Projekt beteiligten Züchter überwacht
werden. Nun war Letzteres nicht zwingend der Fall – Brewster
würde ihm wahrscheinlich Partner empfehlen, die ihre Arbeit
verstanden und unverschuldet in Not geraten waren. Wenn Helen jedoch
auf Dauer geholfen werden sollte, brauchte Howard O’Keefe
ständige Führung und Aufsicht, diplomatisch verpackt als
Beratung und Hilfe gegen seinen Erzfeind Warden – schlichte
Anweisungen würde O’Keefe vermutlich nicht befolgen. Erst
recht nicht, wenn sie von einem angestellten Verwalter Greenwoods
kamen. George musste also bleiben – und der Gedanke daran
gefiel ihm immer besser, je länger er durch die klare Luft der
Canterbury Plains ritt. Die vielen Stunden im Sattel gaben ihm Zeit
zum Nachdenken, auch über seine Situation in England. Schon nach
einem gemeinsamen Jahr in der Geschäftsleitung hatte William
seinen Bruder zur Verzweiflung getrieben. Während sein Vater
geflissentlich wegsah, erkannte George selbst bei seinen seltenen
Aufenthalten in London die Fehler des Bruders und die zum Teil
horrenden Verluste, mit der die Firma dadurch fertig werden musste.
Georges Reisefreude war auch darauf zurückzuführen, dass er
das alles nicht mit ansehen konnte, denn kaum setzte er einen Fuß
auf englischen Boden, wandten sichauch schon Bürovorsteher und
Verwalter besorgt an den Juniorchef: »Sie müssen etwas
tun, Mr. George!« – »Ich habe Angst,dass man mich
der Untreue beschuldigt, Mr. George, wenn es so weitergeht, aber was
soll ich machen?« – »Mr. George, ich habe Mr.
William die Bilanzen gegeben, aber ich habe fast den Eindruck, er
kann sie gar nicht lesen.« – »Sprechen Sie mit
Ihrem Vater, Mr. George!«
George hatte das natürlich versucht, aber es war
hoffnungslos. Greenwood versuchte immer noch, William nutzbringend
inder Firma zu beschäftigen. Statt seinen Einfluss
einzuschränken, versuchte er, William immer mehr Verantwortung
aufzubürden und ihn damit auf den Weg zu lenken. Doch George
hatte genug davon und befürchtete obendrein, einen
Scherbenhaufen zusammenfegen zu müssen, wenn sein Vater aus dem
Geschäft ausschied.
Diese Dependance in Neuseeland allerdings bot Alternativen. Wenn
er seinen Vater doch nur überreden könnte, ihm das Geschäft
in Christchurch ganz zu überlassen, sozusagen als Vorschuss auf
sein Erbe! Dann könnte er hier etwas aufbauen, das vor Williams
Eskapaden sicher war.Anfangs würde er natürlich
bescheidener leben müssen als in England, doch Herrenhäuser
wie Kiward Station wirkten in diesem neu erschlossenen Land ohnehin
deplatziert.Außerdem brauchte George keinen Luxus. Ein
behagliches Stadthaus, ein gutes Pferd
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