Im Land der weissen Rose
durchkämmt, wozu er seine Leute in kleinere Trupps
eingeteilt und penibel überwacht hatte. Bisher hatten die Männer
geglaubt, dass es dabei schon in erster Linie um die Suche nach
McKenzie ging.Aber jetzt, da Sideblossom offensichtlich konkrete
Anhaltspunkte hatte, wo der Viehdieb sich verbarg, ging ihnen auf,
dass sie bislang eher hinter Fleurette Warden her gewesen waren, was
ein Teil der Männer übertrieben fand. Die Hälfte war
ohnehin der Meinung, Fleur würde bald von selbst wieder
auftauchen. Und wenn sie Sideblossom nicht heiraten wollte –
nun, das musste man wohl ihr überlassen.
Jedenfalls fügten sie sich jetzt, wenn auch unwillig, den
Anweisungen des Farmers und verabschiedeten sich von der eigentlichen
Idee, hier vor McKenzies Festnahme noch ein gutes Abendessen und
erstklassigen Whiskey vorzufinden.
»Gefeiert«, darüber ließ Sideblossom keine
Zweifel, »wird nach der Jagd!«
Am Morgen erwartete der Farmer die Männer bereits bei den
Ställen, den heulenden, schmutzigen Maori-Jungen an seiner
Seite. Sideblossom ließ den Kleinen vorauslaufen, nicht ohne
ihm schreckliche Strafen für den Fall anzudrohen, dass er den
Männern entkam.
Dabei schien das kaum möglich, schließlich saßen
alle auf Pferden, und das Kind war zu Fuß.
Der Junge erwies sich jedoch als ausdauernder Läufer und
hüpfte leichtfüßig über das steinige Gelände
im Alpenvorland, in dem sich besonders Barringtons und Beasleys
Vollblutpferde schwer taten.
Irgendwann schien er sich mit dem Weg nicht mehr sicher zu
sein,doch ein paar scharfe Worte Sideblossoms ließen ihn
endgültig klein beigeben. Der junge Maori führte den
Suchtrupp durch einen Bach in ein ausgetrocknetes Flussbett, das sich
wie mit einem Messer ausgeschnitten zwischen Steinwänden
hindurchwand ...
McKenzie und Fleur hätten vielleicht noch fliehen können,
hätten die Hunde vor ihnen die Schafe nicht gerade eben um eine
Flussbiegung getrieben, noch dazu an einer Stelle, an der das
Flussbett bereits breiter wurde. Dazu blökten die Schafe immer
noch herzzerreißend – wieder ein Vorteil für die
Verfolger, die sich beim Anblickder Herde im Flussbett auffächerten,
um den Weg nach vorn abzuschneiden.
McKenzies Blick fiel direkt auf Sideblossom, dessen Pferd vor der
Abteilung herschritt. Der Viehdieb verhielt sein Maultier. Er stand
wie erstarrt.
»Da sind sie! Es sind zwei!«, rief plötzlich
jemand aus dem Suchtrupp. Der Ruf riss McKenzie aus seiner Starre.
Verzweifelt sah er sich nach einem Fluchtweg um. Er würde einen
Vorsprung haben, wenn er umdrehte; die Männer mussten ja erst
durch die sicher dreihundertköpfige Schafherde, die sich im
Flussbett drängte.Aber sie hatten schnelle Pferde und er nur das
Maultier, das obendrein seine gesamte Habe schleppte. Es war
aussichtslos.Allerdings nicht für Fleurette ...
»Fleur, dreh um!«, rief James ihr zu. »Reite,
wie ich es dir gesagt habe. Ich versuche, sie aufzuhalten.«
»Aber du ... wir ...«
»Reite, Fleurette!« McKenzie griff rasch in seine
Gürteltasche, woraufhin ein paar der Männer das Feuer
eröffneten. Zum Glück halbherzig und nicht gut gezielt. Der
Viehdieb beförderte einen kleinen Beutel zutage und warf ihn dem
Mädchen zu.
»Hier, nimm! Und jetzt reite, verdammt noch mal, reite!«
Sideblossom hatte seinen Hengst inzwischen durch die Schafherde
hindurchgelenkt und McKenzie fast erreicht. Noch Sekunden, dann würde
er Fleurette erkennen, die bislang von ein paar Felsen verdeckt war.
Das Mädchen kämpfte den heftigen Wunsch nieder, McKenzie
beizustehen; er hatte Recht, sie hatten keine Chance.
Noch ein wenig halbherzig, aber mit klaren Hilfen ließ sie
Niniane wenden, während McKenzie langsam auf Sideblossom zu
ritt.
»Wem gehören diese Schafe?«, stieß der
Viehzüchter hasserfüllt hervor.
McKenzie sah ihn gleichmütig an. »Welche Schafe?«
Fleur erkannte noch aus den Augenwinkeln, dass Sideblossom ihn vom
Maultier zog und unbeherrscht auf ihn einprügelte. Dann war sie
fort. Niniane galoppierte in halsbrecherischem Tempo zurück ins
»McKenzie-Hochland«. Gracie folgte ihr, nicht jedoch
Friday. Fleur schalt sich, dass sie die Hündin nicht gerufen
hatte, aber jetzt war es zu spät. Sie atmete auf, als sie das
gefährlich felsige Gelände des Flussbetts hinter sich hatte
und Niniane ihre
Weitere Kostenlose Bücher