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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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am
Fuß der Berge nach Süden reiten. Das ist die einfachere
Strecke, das Land fällt leicht ab, und irgendwann folgst du
einfach einem Bachlauf nach Osten.Allerdings ist es der weitere Weg.
Erführt eher ins Fjordland als in die Canterbury Plains. Ein
Fluchtweg, aber nicht alltagstauglich. So, sattele dein Pferd. Wir
wollen los, bevor Sideblossom uns auf die Spur kommt.«
    McKenzie schien nicht allzu besorgt. Er trieb die Schafe –
eine stattliche Anzahl – ganz selbstverständlich wieder
über den Weg, den sie gestern gekommen waren. Die Tiere
reagierten unwillig darauf, von den gewohnten Weidegründen
weggetrieben zu werden. Vor allem McKenzies »eigene«
Zuchtschafe blökten protestierend, als die Hunde sie
zusammentrieben.
    Auf Kiward Station hatte Sideblossom keine Zeit mit der Suche nach
den ausgetauschten Pferden verloren. Ihm war es egal, ob die Männer
mit Arbeitspferden oder Zuchttieren beritten waren –
Hauptsache, sie kamen voran. Letzteres wurde ihm noch wichtiger, als
die Männer Fleurettes Flucht entdeckten.
    Â»Ich hol sie mir beide!«, tönte Sideblossom
zornglühend. »Den Kerl und das Mädchen. Er kann zur
Feier unserer Hochzeit gehängt werden!Also los jetzt, Warden,
wir reiten – nein, nicht nach dem Frühstück! Ich will
hinter dem kleinen Biest her, solange die Spur noch heiß ist.«
    Das erwies sich natürlich als hoffnungslos. Fleur hatte keine
Spuren hinterlassen. Die Männer konnten nur hoffen, ihr
tatsächlich auf den Fersen zu sein, als sie in Richtung der Seen
und Sideblossoms Farm ritten. Warden vermutete allerdings, dass Fleur
ins Hochland geflohen war. Zwar schickte er ein paar Männer auf
schnellen Pferden direkt Richtung Queenstown, rechnete aber nicht
ernstlich mit ihrem Erfolg. Niniane war kein Rennpferd. Wenn Fleur
ihre Verfolger abhängen wollte, ging das nur in den Bergen.
    Â»Und wo wollen Sie diesen McKenzie jetzt suchen?«,
fragte Reginald Beasley mutlos, als der Trupp schließlich auf
Lionel Station einritt. Die Farm lag idyllisch am Rand des Sees;
dahinter tat sich die unendliche Bergwelt derAlpen auf. McKenzie
konnte überall dort sein.
    Sideblossom grinste. »Wir haben einen kleinen Scout!«,
verriet er den Männern. »Ich denke, inzwischen wird er
bereit sein, uns zu führen. Bevor ich abritt, war er noch ...
wie soll ich sagen ... ein bisschen unkooperativ ...«
    Â»Einen Scout?«, fragte Barrington. »Reden Sie
nicht in Rätseln, Mann!«
    Sideblossom sprang vom Pferd. »Kurz bevor ich in die Plains
aufbrach, habe ich einen Maori-Jungen losgeschickt, ein paar Pferde
aus dem Hochland zu holen.Aber er fand sie nicht. Sie wären
weggelaufen, meinte er. Wir haben ihn dann ein bisschen ... nun,
unter Druck gesetzt, und dann erzählte er was von einem Pass
oder einem Flussbett, irgend so was, jedenfalls soll dahinter noch
offenes Land liegen. Das wird er uns morgen zeigen. Oder ich halt ihn
bei Wasser und Brot, bis der Himmel einstürzt!«
    Â»Sie haben den Jungen eingesperrt?«, fragte Barrington
schockiert. »Was sagt denn der Stamm dazu? Verärgern Sie
bloßnicht Ihre Maoris ...«
    Â»Ach, derKnabe arbeitet schon ewig für mich. Gehört
wahrscheinlich gar nicht zu den örtlichen Stämmen, und
sonst wär’s mir auch egal. Jedenfalls führt er uns
morgen zu diesem Pass.«
    Der Junge erwies sich als klein, abgemagert und völlig
verängstigt. Die Tage der Abwesenheit Sideblossoms hatte er
tatsächlich in einer dunklen Scheune verbracht und war nun ein
zitterndes Bündel. Barrington beschwor Sideblossom, das Kind
erst einmal freizulassen, doch der Farmer lachte nur.
    Â»Wenn ich ihn jetzt laufen lasse, verschwindet er. Er kann
morgen abhauen, sobald er uns den Weg gezeigt hat. Und wir brechen
früh auf, meine Herren, beim ersten Sonnenstrahl.Also halten Sie
sich zurück mit dem Whiskey, falls Sie nichts vertragen!«
    Bemerkungen wie diese kamen bei den Farmern aus den Plains
verständlicherweise nicht gut an, doch gemäßigte
Vertreter der Vieh-Barone wie Barrington und Beasley waren ohnehin
schon längst nicht mehr begeistert von ihrem charismatischen
Führer. Im Unterschied zu früheren Expeditionen zum
Aufspüren McKenzies glich diese keinem lockeren Jagdausflug,
sondern einer militärischen Operation.
    Sideblossom hatte das Alpenvorland oberhalb der Canterbury Plains
systematisch

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