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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sollten Sie nun aber wirklich wissen,
Miss Gwyn. Pua heißt Blume, und pakupaku ...«
    Â»Heißt klein ...«, flüsterte Gwyneira. Sie
hatte das Gefühl, vor Erleichterung schreien, weinen,tanzen zu
müssen.Aber sie lächelte nur.
    Das Mädchen hieß Kleine Blume. Jetzt verstand Gwyn, was
McKenzies beschwörender Blick ihr hatte sagen wollen. Er musste
Fleurette gefunden haben.
    James McKenzie wurde zu einer Haftstrafe von fünf Jahren
verurteilt, abzusitzen im Gefängnis von Lyttelton. Seinen Hund
durfte er natürlich nicht bei sich behalten. John Sideblossom
sollte sich um das Tier kümmern, sofern er Wert darauf legte.
Richter Stephen war das völlig gleichgültig. Das Gericht,
so betonte er nochmals, sei nicht zuständig für Haustiere.
    Was folgte, war hässlich. Die Gerichtsdiener und der Police
Officer mussten McKenzie mit Gewalt von Friday wegreißen. Die
Hündin ihrerseits biss Sideblossom, als er sie anleinte.Paul
erzählte hinterher voller Schadenfreude, der Viehdieb habe
geweint.
    Gwyneira hörte ihm gar nicht zu. Sie wohnte auch der
Urteilsverkündung nicht bei, dazu war sie zu aufgewühlt.
Paul würde Fragen stellen, wenn er sie so sah, und sie fürchtete
seine oft erschreckende Intuition.
    Stattdessen wartete sie draußen unter dem Vorwand, frische
Luft und ein wenig Bewegung zu brauchen. Um der Menge zu entgehen,
die vor dem Gerichtsgebäude auf das Urteil wartete, schlenderte
sie um den Saal herum – und hatte dabei unversehens eine letzte
Begegnung mit James McKenzie. Der Verurteilte wand sich im Griff
zweier stämmiger Männer, die ihn mit Gewalt durch den
Hinterausgang zur wartenden Gefängniskutsche zerrten. Bislang
hatte er erbittert gekämpft, doch bei Gwyns Anblick beruhigte er
sich.
    Â»Ich sehe dich wieder«, formten seine Lippen. »Gwyn,
ich sehe dich wieder!«
    Â 

10
    Seit dem Prozess gegen James McKenzie waren kaum sechs Monate
vergangen, als Gwyneira von einem aufgeregten kleinen Maori-Mädchen
bei ihrer täglichen Arbeit gestört wurde. Wie immer hatte
sie einen geschäftigen Morgen hinter sich, getrübt wieder
einmal durch eine Auseinandersetzung mit Paul. Der Junge hatte zwei
Maori-Viehhüter beleidigt – und das jetzt, kurz vor der
Schur und dem Auftrieb ins Hochland, wo nun wirklich jede Hand
gebraucht wurde. Die beiden Männer waren unersetzlich, erfahren,
zuverlässig, und es gab nicht den geringsten Grund, sie zu
brüskieren, weil sie den Winter zu einer der traditionellen
Wanderungen ihres Stammes genutzt hatten. Das war normal: Wenn die
Vorräte aufgebraucht waren, die der Stamm für den Winter
eingelagert hatte, zogen die Maoris fort, um in anderen Gegenden des
Landes zu jagen. Dann waren die Häuser am See von einem Tag zum
anderen verlassen, und es kam auch niemand mehr zur Arbeit, von
wenigen treuen Hausangestellten einmal abgesehen. Für
Neuankömmlinge unter den pakeha war das anfangs befremdlich,
doch langjährige Siedler waren längst daran gewöhnt.
Zumal die Stämme auch nicht irgendwann verschwanden, sondern
nur, wenn sie unweit ihrer Dörfer nichts mehr zu essen fanden
oder bei den pakeha genug verdienten, um etwas zu kaufen. Wenn es
Zeit für die Aussaat auf ihren Feldern war und Schur und
Viehauftrieb reichlich Arbeit boten, kamen sie zurück. So auch
Gwyneiras zwei Arbeiter, die absolut nicht verstanden, warum Paul sie
wegen ihrer Abwesenheit rüde beschimpfte.
    Â»Mr. Paul muss doch wissen, wir kommen wieder!«,
meinte einer der Männer verärgert. »Er so lange
geteilt Lager mit uns. War wie Sohn als klein war, wie Bruder von
Marama. Aber jetzt... nur Ärger. Nur weil Ärger mit Tonga.
Er sagt, wir nicht hören auf ihn, hören auf Tonga. Und
Tonga wollen, dass weg.Aber ist Unsinn. Tonga noch nicht trägt
tokipoutangata, Beil von Häuptling ... und Mr. Paul noch nicht
Herr von Farm!«
    Gwyneira seufzte. Im Moment gab ihr Ngopinis letzte Bemerkung eine
gute Handhabe, die Männer zu beschwichtigen. Ebenso wie Tonga
noch nicht Häuptling war, gehörte auch Paul die Farm noch
nicht; er durfte also niemanden verwarnen oder gar entlassen.Als
Entschuldigung reich mit Saatgut beschenkt, erklärten die Maoris
sich schließlich bereit, weiter für Gwyn zu arbeiten. Doch
wenn Paul den Betrieb irgendwann einmal übernahm, würden
die Leute ihm weglaufen. Wahrscheinlich würde Tonga das ganze
Lager

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