Im Land der weissen Rose
mit mir zu kommen?«, fragte
er. »Genug, um mit mir zu fliehen? Das Gefängnis ist
schrecklich, Gwyn. Ich muss da raus!«
Gwyneira schüttelte den Kopf. »Wie stellst du dir das
vor? Wo willst du hin? Wieder Schafe stehlen? Wenn sie dich diesmal
erwischen, hängst du! Und mich stecken sie ins Gefängnis.«
»Sie haben mich mehr als zehn Jahre lang nicht gekriegt!«,
meinte er trotzig.
Gwyn seufzte. »Weil du dieses Land und diesen Pass gefunden
hast. Das ideale Versteck. Sie nennen es übrigens McKenzie
Highland. Wahrscheinlich wird es noch so heißen, wenn keiner
mehr sich an John Sideblossom und Gerald Warden erinnert.«
McKenzie grinste.
»Aber du glaubst doch nicht im Ernst,dass wir so etwas noch
mal finden! Du musst die fünf Jahre Haft hinter dich bringen,
James. Wenn du dann wirklich frei bist, sehen wir weiter. Ich könnte
ohnehin nicht einfach von hier fort. Die Menschen hier, die Tiere,
die Farm ... James,das alles hängt an mir. Die gesamte
Schafhaltung. Gerald trinkt mehr als er arbeitet,und wenn überhaupt,
kümmert er sich nur noch ein bisschen um die Rinderzucht.Aber
auch das überlässt er mehr und mehr Paul ...«
»Wobei der Knabe nicht sonderlich beliebt ist...«,
brummte James. »Fleurette hat mir da einiges erzählt,
ebenso der Police Officer in Lyttelton. Ich weiß so gut wie
alles über die Canterbury Plains. Mein Gefängniswärter
langweilt sich, und ich bin der Einzige, mit dem er den ganzen Tag
reden kann.«
Gwyn lächelte. Sie kannte den Officer flüchtig von
gesellschaftlichen Anlässen und wusste, dass er gern plauderte.
»Paul ist schwierig, ja«, gab sie zu. »Umso mehr
brauchen die Leute mich. Zumindest jetzt noch. In fünf Jahren
wird alles anders aussehen. Bis dahin ist Paul fast volljährig,
und er wird sich nichts mehr von mir sagen lassen. Ich weiß
auch gar nicht, ob ich auf einer Farm leben möchte, die von Paul
geleitet wird.Aber vielleicht können wir für uns ja ein
Stück Land abzweigen. Nach allem, was ich für Kiward
Station geleistet habe, steht es mir zu.«
»Nicht genug Land für eine Schafzucht«, meinte
James bedauernd.
Gwyn zuckte die Achseln. »Aber vielleicht für eine
Hunde- oder Pferdezucht. Deine Friday ist berühmt, und meine
Cleo ... sie lebt übrigens noch, aber es geht bald zu Ende. Die
Farmer würden sich um einen Hund reißen, den du
ausgebildet hast.«
»Aber fünf Jahre, Gwyn ...«
»Noch viereinhalb!« Gwyneira schmiegte sich erneut an
ihn. Fünf Jahre erschienen auch ihr endlos, aber sie konnte sich
keine andere Lösung vorstellen. Und auf gar keinen Fall eine
Flucht ins Hochland oder das Leben in einem Goldgräberlager.
McKenzie seufzte. »Also schön, Gwyn. Aber die Chance
jetzt musst du mir lassen! Jetzt bin ich frei. Ich denke nicht daran,
freiwillig zurück in eine Zelle zu gehen. Wenn sie mich nicht
kriegen, schlag ich mich zu den Goldfeldern durch. Und glaub mir,
Gwyn, ich finde Gold!«
Gwyneiralächelte. »Du hast ja wohl auch Fleurette
gefunden.Aber mach so was nie wieder mit mir, wie diese Sache mit dem
Maori-Mädchen vor Gericht! Ich dachte, mir bleibt das Herz
stehen, als du von deiner großen Liebe gesprochen hast!«
James grinste sie an. »Was sollte ich denn sonst machen?
Ihnen verraten, dass ich eine Tochter habe? Ein Maori-Mädchen
suchen sie nicht, da wissen sie genau, dass sie keine Chance haben.
Obwohl Sideblossom natürlich vermutet, dass sie all das Geld
hat.«
Gwyn runzelte die Stirn. »Welches Geld, James?«
McKenzie grinste noch breiter. »Nun, da die Wardens in
dieser Hinsicht wohl versagt haben, habe ich mir erlaubt, meiner
Tochter eine ausreichende Mitgift zu geben.All das Geld, das ich mit
den Schafen verdient habe in den Jahren. Glaub mir, Gwyn, ich war ein
reicher Mann! Und Fleur wird hoffentlich besonnen damit umgehen.«
Gwyn lächelte. »Das beruhigt mich. Ich hatteAngst um
sie und ihren Ruben. Ruben ist ein guter Kerl, aber er hat zwei linke
Hände. Ruben als Goldgräber... das wäre, als wolltest
du als Friedensrichter anfangen.«
McKenzie sah sie strafend an. »Oh, ich habe ein ausgeprägtes
Gerechtigkeitsgefühl, Miss Gwyn! Was meinst du, weshalb sie mich
mit Robin Hood vergleichen? Ich habe nur die reichen Säcke
bestohlen, nie die Leute, die sich ihr Brot mit ihrer Hände
Arbeit verdienen! Gut, meine Art ist
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