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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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waren sie mit Speeren bewaffnet, die sie jetzt
drohend vor McDunn erhoben.
    Â»Kriecht mal nach hinten, Mädels!«, rief er Mary
und Laurie zu, bemüht, die beiden nicht zu verschrecken.
    Schließlich hielt er an.
    Â»Was du wollen auf Kiward Station?«, fragte einer der
Maori-Krieger drohend.
    McDunn zuckte die Schultern. »Ist das hier nicht der Weg
nach Haldon? Ich bin mit Waren unterwegs nach Queenstown.«
    Â»Du lügen!«, stieß der Krieger hervor. »Das
Weg nach Kiward Station, nicht nach Wakatipu. Du Essen für
Wardens!«
    McDunn verdrehte die Augen und demonstrierte Gelassenheit.
    Â»Ich bin ganz sicher nicht das Essen für die Wardens,
wer immer das ist. Ich hab nicht mal Lebensmittel geladen, nur
Damenwäsche.«
    Â»Damen...?« Der Krieger runzelte die Stirn. »Du
zeigen!«
    Mit einer raschen Bewegung sprang er halb auf den Bock und zerrte
an der Plane. Mary und Laurie kreischten erschrocken. Die anderen
Krieger johlten beifällig.
    Â»Nun mal langsam!«, schimpfte McDunn. »Sie
machen ja alles kaputt! Ich kann Ihnen den Wagen gern öffnen,
aber...«
    Der Krieger hatte inzwischen ein Messer gezogen und die Plane
rasch von der Halterung geschnitten. Zum Ergötzen seiner Kumpane
lag die Ladung nun offen vor ihm – sowie die Zwillinge, die
sich wimmernd aneinander schmiegten.
    McDunn war jetzt ernstlich besorgt. Im Wagen befanden sich zum
Glück keine Waffen oder Eisengegenstände, die man als
solche nutzen konnte. Er selbst hatte ein Gewehr, doch bis er es in
Anschlag gebracht hätte, hätten die Männer ihn längst
entwaffnet. Auch sein Messer zu ziehen war viel zu riskant. Außerdem
sahen die Burschen eigentlich nicht wie professionelle Wegelagerer
aus, eher wie Viehhüter, die Krieg spielten. Vorerst ging kaum
Gefahr von ihnen aus.
    Unter den Dessous, die der Maori jetzt zur Begeisterung seiner
Stammesbrüder aus dem Wagen zog und sich kichernd vor die Brust
hielt, lagerte allerdings brisantere Ware. Wenn die Männer die
Fässer besten Brandys fanden und gleich an Ort und Stelle
probierten, konnte es brenzlig werden. Inzwischen waren weitere Leute
aufmerksam geworden.Anscheinend befand man sich in der Nähe
eines Maori-Dorfes. Auf jeden Fall näherten sich ein paar
Halbwüchsige und ältere Männer, die meisten von ihnen
allerdings westlich gekleidet und nicht tätowiert. Einer von
ihnen beförderte gerade eine Kiste besten Beaujolais – Mr.
Rubens Privatbestellung – unter einer Lage Korsetts zutage.
    Â»Ihr mitkommen!«, sagte einer der Neuankömmlinge
streng. »Das Wein für Wardens. Ich mal Hausdiener, ich
kenne! Wir euch bringen zu Häuptling! Tonga wissen, was tun!«
    McDunns Begeisterung, dem großen Häuptling vorgestellt
zu werden, hielt sich in Grenzen. Erglaubte zwar nach wie vor nicht
an Gefahr für Leib und Leben, aber wenn er seinen Wagen jetzt in
das Lager der Aufständischen lenkte, konnte er die Ladung
abschreiben – und den Wagen und die Pferde womöglich auch.
    Â»Mir folgen!«, bestimmte der frühere Hausdiener
und setzte sich in Bewegung. McDunn warf einen abschätzenden
Blick über die Landschaft. Sie war weitgehend flach, und vor ein
paar hundert Metern hatte sich der Weg auch gegabelt – da
hatten sie vermutlich die falsche Richtung eingeschlagen. Dies hier
war offensichtlich ein Privatweg, und die Maoris hatten eine Fehde
mit dem Besitzer. Die Tatsache, dass die Zufahrt nach Kiward Station
besser ausgebaut war als die öffentliche Straße, hatte
McDunn zum falschen Abbiegen verleitet. Wenn es ihm nun aber gelang,
quer durch den Busch nach links auszubrechen, müsste er
eigentlich wieder auf den offiziellen Weg nach Haldon stoßen
... Leider stand der Maori-Krieger immer noch vor ihm, diesmal mit
einem Büstenhalter auf dem Kopf posierend – ein Bein auf
dem Bock, das andere im Innern des Wagens.
    Â»Eigene Schuld, wenn du dir wehtust«, murmelte McDunn,
während er den Wagen in Bewegung setzte. Es dauerte ein wenig,
bis die schweren Shire-Horses in Gang kamen, aber dann, das wusste
Leonard, hatten sie durchaus Feuer.Als die Pferde die ersten Schritte
gemacht hatten, schnalzte er ihnen zu und lenkte gleichzeitig scharf
nach links. Das plötzliche Antraben brachte den mit den Dessous
tanzenden Krieger aus dem Gleichgewicht. Er kam gar nicht dazu,
seinen Speer zu schwingen, bevor McDunn ihn aus dem Wagen

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