Im Land der weissen Rose
stieß.
Laurie und Mary schrien auf. Leonard hoffte, dass der Wagenden Mann
nicht überrollte.
»Duckt euch, Mädels! Und festhalten!«, rief er
nach hinten, wo soeben ein Hagel von Speeren auf die Kisten mit
Korsetts niederging. Nun, das würde das Fischbein aushalten. Die
beiden Shires waren jetzt im Galopp, und ihre Schritte ließen
die Erde erbeben. Mit einem Reitpferd hätte man den Wagen leicht
einholen können, doch zu McDunns Erleichterung setzte niemand
ihnen nach.
»Alles in Ordnung, Mädchen?«, rief er Mary und
Laurie zu, als er die Pferde zu weiteren Anstrengungen anspornte und
dabei betete, das Land würde nicht plötzlich uneben. So
schnell wären die Kaltblüter nicht zu stoppen, und ein
Achsenbruch wardas Letzte, das er sich jetzt leisten konnte. Doch die
Gegend blieb flach, und bald kam auch schon ein Weg in Sicht. McDunn
wusste nicht, ob es wirklich die Straße nach Haldon war;
eigentlich war sie zu schmal und zu gewunden.Aber sie war deutlich
befahrbar und zeigte Spuren von Pferdefuhrwerken – eher leichte
Buggys als Planwagen zwar, doch deren Fahrer riskierten bestimmt auch
keine Achsenbrüche, indem sie sich auf unebene Wege einließen.
McDunn spornte seine Pferde weiter an. Erst als er das Maori-Lager
mindestens eine Meile hinter sich wähnte, verhielt er das
Gespann zu ruhigerer Gangart.
Laurie und Mary krochen aufatmend nach vorn.
»Was war denn das, Mr. McDunn?«
»Wollten die uns etwas tun?«
»Dabei sind die Eingeborenen doch freundlich.«
»Ja, Rosemary sagt, sie sind sonst nett!«
McDunn atmete auf, als die Zwillinge ihr munteres Geplapper wieder
aufnahmen.Alles schien glimpflich abgegangen. Jetzt musste er nur
noch herausfinden, wohin dieser Weg führte.
Bei Mary und Laurie meldete sich nach überstandenem Abenteuer
erneut der Hunger, doch die drei kamen überein, das Brot, die
Hähnchen und Rosemarys köstliche Teekuchen doch besser auf
dem Bock zu genießen. McDunn war die Sache mit den Maoris immer
noch unheimlich. Er hatte von Aufständen auf der Nordinsel
gehört. Aber hier? Mitten in den friedlichen Canterbury Plains?
Nach wie vor wand sich der Pfad in Richtung Westen. Eine
offizielle Straße war das kaum; es sah eher aus wie ein Weg,
der jahrelang immer wieder begangen und dadurch ausgetreten war.
Buschwerk und Baumgruppen hatte man umgangen, nicht niedergemacht.
Und hier war nun auch noch ein Bach ...
McDunn seufzte. Die Furt sah nicht gefährlich aus und war
sicher vor kurzem noch durchfahren worden. Aber womöglich noch
nie mit einem so schweren Wagen wie dem seinen. Sicherheitshalber
ließ er die Mädchen absteigen und lavierte sein Gespann
vorsichtig durchs Wasser. Dann hielt er an, um die Zwillinge wieder
einzuladen – und erschrak, als er Mary schreien hörte.
»Da, Mr. McDunn! Maoris! Die haben bestimmt nichts Gutes im
Sinn!«
Die Mädchen verkrochen sich panisch unter der Ladung, während
McDunn die Gegend nach Kriegern absuchte. Er sah aber nur zwei
Kinder, die eine Kuh vor sich hertrieben.
Die beiden kamen neugierig näher, als sie den Wagen sahen.
McDunn lächelte ihnen zu, und die Kinder winkten schüchtern.
Dann grüßten sie zu seinem Erstaunen in sehr gutem
Englisch.
»Guten Tag, Mister.«
»Können wir helfen, Mister?«
»Sind Sie fahrender Händler, Mister? Wir haben von
Kesselflickern gelesen!« Das Mädchen schaute neugierig
unter die nur provisorisch befestigte Plane.
»Ach was, Kia, das sind bestimmt noch mehr Schafsvliese von
den Wardens. Miss Helen hat denen doch erlaubt, alles bei ihr zu
lagern«, meinte der Junge und hinderte die Kuh geschickt daran,
auszubrechen.
»Unsinn! Die Scherer sind längst hier und haben alles
mitgebracht. Das ist sicher ein Tinker! Nur dass die Pferde nicht
gefleckt sind!«
McDunn lächelte. »Wir sind zwar Händler, kleine
Lady, aber keine Kesselflicker«, sagte er zu dem Mädchen.
»Wir wollen mit einer Fuhre nach Haldon, aber ich glaube, wir
haben uns verfahren.«
»Nicht sehr«, tröstete das Mädchen.
»Wenn Sie am Haus den richtigen Zufahrtsweg nehmen, kommen
Sie nach zwei Meilen auf die Straße nach Haldon«, führte
der Junge präziser aus und musterte verwundert die Zwillinge,
die sich inzwischen wieder ans Licht getraut hatten.»Warum
sehen die Frauen genau gleich aus?«
»Das sind ja gute Nachrichten«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher