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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einmal kannte!
Und würden sie ebenso viel Verständnis für ihr kleines
Dienstmädchen aufbringen wie er? Würden sie Mary überhaupt
mit in die Stadt bringen, wenn sie nur gelegentlich zum Einkaufen
anreisten?
    Laurie schien jetzt jedenfalls übermannt von ihrer
Erschöpfung und Trauer. Sie ließ sich widerspruchslos von
ihrer Schwester wegziehen. Dorothy reichte Mr. Lavender ihr Bündel.
Helen küsste sie zum Abschied auf die Stirn.
    Â»Wir schreiben dir alle!«, versprach sie.
    Laurie nickte teilnahmslos, und Mary weinte immer noch.
    Helen zerriss es das Herz, als die Lavenders die Kleine
hinausführten. Und zu allem Überfluss hörte sie dann
auch noch, wie Daphne Dorothy etwas zuflüsterte.
    Â»Ich hab dir ja gesagt, dass Miss Helen nichts machen
kann!«, raunte das Mädchen. »Die ist nett, aber der
geht’s genau wie uns. Morgen kommt ihr Kerl und holt sie ab,
und sie muss mit diesem Mr. Howard gehen, so wie Laurie mit ihren
Lavenders ...«
    In Helen wallte Ärger auf, wich aber schnell einem brennenden
Gefühl der Unruhe. Daphne hatte nicht Unrecht. Was würde
sie tun, wenn Howard sie nicht heiraten wollte? Was geschah, wenn er
ihr nicht gefiel? Nach England konnte sie nicht zurück. Und ob
es hier tatsächlich Stellen für Gouvernanten oder
Lehrerinnen gab?
    Helen wollte nicht länger darüber nachdenken. Sie hätte
sich am liebsten in irgendeiner Ecke verkrochen und geweint, wie sie
es als kleines Mädchen getan hatte.Aber damit war es vorbei
gewesen, als ihre Mutter gestorben war. Von da an hatte sie stark
sein müssen. Und das bedeutete jetzt, sich geduldig der alten
Dame vorstellen zu lassen, die anscheinend wegen Elizabeth gekommen
war.
    Der Reverend stellte sich schon mal in Positur. Immerhin schienen
sich hier keine weiteren Dramen anzubahnen. Im Gegenteil, Elizabeth
wirkte aufgedreht und fröhlich.
    Â»Miss Helen, das ist Mrs. Godewind«, stellte sie vor,
noch bevor der Reverend etwas sagen konnte. »Sie kommt aus
Schweden! Das ist ganz weit im Norden, noch weiter weg von hier als
England. Den ganzen Winter liegt da Schnee, den ganzen Winter! Ihr
Mann war Kapitän von einem großen Schiff, und manchmal hat
er sie mitgenommen auf die Reise. Sie war in Indien! Und in Amerika!
Und in Australien! «
    Mrs. Godewind lachte über Elizabeth’ Eifer. Sie hatte
ein gütiges Gesicht, dem man sein Alter kaum ansah.
    Freundlich streckte sie Helen die Hand entgegen. »Hilda
Godewind. Sie sind also Elizabeth’ Lehrerin. Sie schwärmt
von Ihnen, wissen Sie das? Und von einem gewissen Jamie O’Hara.«
Sie zwinkerte.
    Helen erwiderte des Lächeln und Zwinkern und stellte sich
erst mal mit vollem Namen vor. »Verstehe ich es richtig, dass
Sie Elizabeth in Dienst nehmen wollen?«, erkundigte sie sich
dann.
    Mrs. Godewind nickte. »Wenn Elizabeth es möchte.Auf
keinen Fall will ich sie hier herauszerren wie die Leute eben das
kleine Mädchen. Das ist widerwärtig! Ich hätte sowieso
gedacht, dass die Mädchen älter sind ...«
    Helen nickte. Sie hätte dieser sympathischen kleinen Frau am
liebsten ihr Herz ausgeschüttet. Sie war jetzt endgültig
den Tränen nahe. Mrs. Godewind blickte sie prüfend an.
    Â»Ich sehe schon, dass Ihnen das Ganze nicht gefällt«,
bemerkte sie. »Und Sie sind ebenso übermüdet wie die
Mädchen – sind Sie zu Fuß über den Bridle Path
gekommen? Das ist unzumutbar! Man hätte Ihnen Maultiere schicken
müssen! Und ich hätte natürlich auch erst morgen
kommen sollen. Die Mädchen wären sicher gern noch eine
Nacht zusammengeblieben.Aber als ich hörte, dass sie im Stall
schlafen sollen ...«
    Â»Ich komme gern mit Ihnen, Mrs. Godewind!«, sagte
Elizabeth strahlend. »Und ich kann Ihnen gleich morgen Oliver
Twist vorlesen. Stellen Sie sich vor, Miss Helen, Mrs. Godewind kennt
Oliver Twist nicht! Ich hab ihr erzählt, dass wir es auf der
Reise gelesen haben.«
    Mrs. Godewind nickte freundlich. »Dann hol mal deine Sachen,
Kind, und verabschiede dich von deinen Freundinnen. Ihnen gefällt
sie doch auch, Jones, oder?« Sie wandte sich an ihren Fahrer,
der natürlich beflissen nickte.
    Kurz darauf, als Elizabeth es sich mit ihrem Bündel neben
Mrs. Godewind bequem machte und die beiden schon wieder in angeregte
Unterhaltung verfielen, nahm er Helen jedoch kurz zur Seite.
    Â»Miss Helen, dieses

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