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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Wolken und Mond und alles. Deshalb sie zerren auseinander. Und papa weint und weint, und daraus werden Fluss und Meer und See. Aber irgendwann aufgehört. Rangi immer noch weint, fast jeden Tag ...«
    Rangis Tränen, das hatte Rongo schon früher einmal verraten, fielen als Regen vom Himmel.
    »Das ist eine sehr schöne Geschichte«, murmelte Helen. »Aber ihr wisst ja, dass die pakeha aus großen fremden Ländern kommen, wo man alles erforscht und alles weiß. Und diese Geschichte aus der Bibel, die hat der Gott Israels den Propheten erzählt, und das ist die Wahrheit.«
    »Ehrlich, Miss Helen? Gott hat erzählt? Zu uns nie reden eine Gott!« Reti war fasziniert.
    »Da habt ihr es!«, erklärte Helen mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Schließlich wurden auch ihre Gebete selten erhört.
    Der Ausflug nach Haldon beispielsweise stand weiterhin aus.

    Gwyneiras Gäste waren endlich abgereist, und das Leben auf Kiward Station normalisierte sich. Gwyn hoffte, damit wieder zu der relativen Freiheit zu gelangen, die sie in der ersten Zeit auf der Farm genossen hatte. Bis zu einem gewissen Grade war das auch so: Lucas machte ihr keinerlei Vorschriften. Er bemängelte nicht einmal, dass Cleo wieder in Gwyneiras Räumen schlief, auch dann, wenn er seine Frau besuchte. Dabei war die kleine Hündin in den ersten Nächten wirklich lästig, da sie Gwyneira bedrängt glaubte und mit lautem Gebell protestierte. Sie musste dann erst ermahnt und auf ihre Decke zurückgeschickt werden. Lucas machte das ohne Murren mit. Gwyn fragte sich warum und wurde dabei das Gefühl nicht los, dass Lucas sich ihr gegenüber irgendwie schuldig fühlte. Nach wie vor hatte sie bei ihrem Zusammensein niemals Schmerzen und vergoss kein Blut. Im Gegenteil – mit der Zeit freute sie sich auf die Zärtlichkeiten und ertappte sich manchmal dabei, sich nach Lucas’ Weggang selbst zu streicheln und das Gefühl zu genießen, wenn sie sich rieb und kitzelte, wobei sie spürbar feucht wurde. Nur war es kein Blut, das da austrat. Im Laufe der Zeit wurde sie mutiger und tastete sich mit den Fingern weiter vor, was das Gefühl noch intensiver machte. Sicher wäre es genauso schön, wenn Lucas sein Glied einführen würde – was er offensichtlich versuchte, nur blieb es nie lange genug hart. Gwyn fragte sich, warum nicht auch er die Hand zu Hilfe nahm.
    Anfangs besuchte Lucas sie jeden Abend nach dem Zubettgehen, dann zunehmend seltener. Er leitete die Angelegenheit immer mit der höflichen Frage ein: »Und, wollen wir es heute Nacht noch einmal probieren, meine Liebe?«, und protestierte nie, wenn Gwyneira einmal ablehnen musste. Bislang fand Gwyn das Eheleben unproblematisch.
    Dafür machte Gerald ihr das Leben schwer. Er bestand jetzt ernsthaft darauf, dass sie die Aufgaben einer Hausfrau übernahm – Kiward Station sollte geführt werden wie ein hochherrschaftlicher Haushalt in Europa. Witi hätte sich in einen diskreten Butler zu verwandeln, Moana in eine perfekte Köchin und Kiri in das Bild eines Hausmädchens. Die Maori-Angestellten waren denn auch durchaus willig und ehrlich, und sie liebten ihre neue Herrin und bemühten sich, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Doch Gwyn fand, dass alles so bleiben sollte, wie es war, auch wenn einige Dinge gewöhnungsbedürftig waren. Die Mädchen zum Beispiel weigerten sich, im Haus Schuhe zu tragen. Sie fühlten sich beengt. Kiri zeigte Gwyn die Schwielen und Blasen an ihren Füßen, die sich nach einem langen Arbeitstag in den ungewohnten Lederschuhen gebildet hatten. Auch die Uniformen fanden sie unpraktisch, und wieder konnte Gwyn ihnen nur zustimmen. Im Sommer war diese Kleidung zu warm; auch sie selbst schwitzte in ihren voluminösen Röcken. Sie war es allerdings gewöhnt, um der Schicklichkeit willen zu leiden. Die Maori-Mädchen aber sahen das nicht ein. Am schwierigsten wurde es, wenn Gerald konkrete Wünsche äußerte, die sich meist auf den Speisezettel bezogen, der bislang eher bescheiden ausfiel, wie Gwyneira zugeben musste. Die Küche der Maoris war nicht besonders abwechslungsreich. Moana garte Süßkartoffeln und anderes Gemüse im Ofen oder briet Fleisch oder Fisch mit exotischen Gewürzen. Das schmeckte mitunter zwar eigenartig, war aber durchaus genießbar. Gwyneira, die selbst nicht kochen konnte, aß es ohne Murren. Gerald dagegen wünschte sich eine Erweiterung des Speisezettels.
    »Gwyneira, ich möchte, dass du dich in Zukunft intensiver um die Küche kümmerst«, sagte er eines

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