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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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»Aber es tut mir auch ein bisschen Leid. Es ... es hat mir Spaß gemacht mit dir.«
    James lachte. »Also gibt es vorerst keinen Grund, damit aufzuhören.« Er wollte sie küssen, doch sie wehrte ihn ab.
    »Es geht nicht um Lust!«, sagte sie heftig. »Es geht um Moral. Wir dürfen es nicht mehr.« Sie sah ihn an. In ihrem Blick stand Trauer, aber auch Entschlossenheit.
    »Gwyn, verstehe ich das richtig?«, fragte James betroffen. »Du willst Schluss machen, alles wegwerfen, was wir gemeinsam hatten? Ich dachte, du liebst mich!«
    »Um Liebe geht es doch gar nicht«, sagte Gwyneira leise. »Ich bin verheiratet, James. Ich darf keinen anderen Mann lieben. Und wir waren uns doch von Anfang an einig, dass du mir nur helfen willst, meine ... meine Ehe mit einem Kind zu segnen.« Sie hasste es, so pathetisch zu klingen, aber sie wusste nicht, wie sie es sonst ausdrücken sollte. Und sie wollte auf keinen Fall weinen.
    »Gwyneira, ich liebe dich, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Das ist einfach ... passiert, so wie es regnet oder die Sonne scheint. Man kann es nicht ändern.«
    »Bei Regen kann man sich unterstellen«, sagte Gwyneira leise. »Und bei Sonne in den Schatten gehen. Ich kann Regen und Hitze nicht verhindern, aber ich muss nicht nass werden oder mir die Haut verbrennen ...«
    James zog sie an sich. »Gwyneira, du liebst mich doch auch. Komm mit mir. Wir gehen weg von hier und fangen irgendwo anders neu an ...«
    »Und wohin gehen wir, James?«, fragte sie spöttisch, um nicht verzweifelt zu klingen. »Auf welcher Schaffarm willst du arbeiten, wenn erst bekannt wird, dass du Lucas’ Wardens Frau entführt hast? Die ganze Südinsel kennt die Wardens. Glaubst du, Gerald lässt dich damit durchkommen?«
    »Bist du mit Gerald verheiratet oder mit Lucas? Und egal wer von den beiden – gegen mich hat weder der eine noch der andere eine Chance!« James ballte die Fäuste.
    »Ach ja? Und in welcher Disziplin willst du dich mit ihnen messen? Faustkampf oder Pistolenschießen? Und dann fliehen wir in die Wildnis und leben von Nüssen und Beeren?« Gwyneira hasste es, mit ihm zu streiten. Sie hatte sich gewünscht, alles friedlich mit einem Kuss zum Abschluss zu bringen – bittersüß und schicksalsschwer wie ein Roman von Bulwer-Lytton.
    »Du magst doch das Leben in der Wildnis. Oder hast du gelogen? Liegt dir doch mehr am Luxus hier auf Kiward Station? Ist es dir wichtig, die Frau eines Schaf-Barons zu sein, große Feste zu geben, reich zu sein?« James versuchte, wütend zu klingen, doch aus seinen Worten sprach eher Verbitterung.
    Gwyneira fühlte sich plötzlich müde. »James, lass uns nicht streiten. Du weißt, dass mir das alles nichts bedeutet. Aber ich habe mein Wort gegeben. Ich bin die Frau eines Schaf-Barons. Aber ich würde es ebenso halten, wenn ich die Frau eines Bettlers wäre.«
    »Du hast dein Wort gebrochen, als du das Bett mit mir geteilt hast!«, fuhr James auf. »Du hast deinen Mann schon betrogen!«
    Gwyneira trat einen Schritt zurück. »Ich habe nie das Bett mit dir geteilt, James McKenzie«, sagte sie. »Das weißt du ganz genau. Ich hätte dich niemals ins Haus geholt, das ... das wäre ... So war es jedenfalls etwas ganz anderes.«
    »Und was war es? Gwyneira, bitte! Sag mir nicht, dass du mich nur benutzt hast wie ein Tier zur Zucht.«
    Gwyn wollte das Gespräch nur noch beenden. Sie konnte seinen flehenden Blick nicht länger ertragen.
    »Ich habe dich gefragt, James«, sagte sie sanft. »Du warst einverstanden. Zu allen Bedingungen. Und es geht nicht um das, was ich will. Es geht um das, was richtig ist. Ich bin eine Silkham, James. Ich kann vor meinen Verpflichtungen nicht weglaufen. Versteh es oder versteh es nicht. Auf jeden Fall lässt es sich nicht ändern. Von nun an ...«
    »Gwyneira? Was ist los? Wolltest du nicht schon vor einer Viertelstunde bei mir sein?«
    Gwyn und James fuhren auseinander, als Lucas den Stall betrat. Er ließ sich hier selten aus freien Stücken sehen, doch gestern hatte Gwyn ihm versprochen, ihm ab heute endlich für ein Ölgemälde Modell zu sitzen – eigentlich vor allem deshalb, weil er ihr Leid tat, denn Gerald hatte ihn wieder mal heruntergeputzt, und Gwyn wusste, dass sie all diese Qual mit einem Wort beenden konnte. Aber sie brachte es nicht über sich, von ihrer Schwangerschaft zu sprechen, bevor sie es James erzählt hatte. So hatte sie sich etwas anderes ausgedacht, um Lucas zu trösten. Zumal sie in den nächsten Monaten ja reichlich

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