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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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doch darum kümmern!
    Matahorua lachte. »Ich sehen, du nicht sterben. Du leben, Baby leben ... nicht glücklich. Aber leben. Und wird jemand geben, der will ...«
    Gwyneira runzelte die Stirn. »Der was will?«
    »Wird jemand geben, der Kind will. Zuletzt. Macht ... Kreis rund ...« Matahorua bildete mit den Fingern einen Kreis und kramte dann in ihrer Tasche. Schließlich förderte sie ein fast rundes Stück Jade zutage und reichte es Gwyneira. »Da, für Baby.«
    Gwyneira nahm den kleinen Stein und bedankte sich. Sie wusste nicht warum, aber sie fühlte sich besser.

    Das alles hinderte Gwyneira natürlich trotzdem nicht daran, auf jede nur erdenkliche Art zu versuchen, doch noch eine Fehlgeburt herbeizuführen. Sie arbeitete bis zur Erschöpfung im Garten, möglichst in gebückter Stellung, aß unreife Äpfel, bis die Magenverstimmung sie fast umbrachte, und ritt Igraines letzte Tochter zu, ein Fohlen, das unzweifelhaft schwierig war. Zu James’ Verwunderung bestand sie sogar darauf, das aufmüpfige Tier an den Damensattel zu gewöhnen – ein letztes, verzweifeltes Bemühen, denn Gwyneira wusste natürlich, dass der Seitsattel den Sitz nicht fragiler, sondern eher sicherer machte. Unfälle im Damensattel ergaben sich fast immer daraus, dass das Pferd unter dem Sattel stürzte und die Reiterin sich nicht aus dem Sitz befreien und abrollen konnte. Solche Unfälle verliefen denn auch häufig tödlich. Aber die Stute Viviane war ebenso sicher auf den Beinen wie ihre Mutter – ganz abgesehen davon, dass Gwyneira noch immer nicht die Absicht hatte, mit ihrem Kind zu sterben. Ihre letzte Hoffnung beruhte auf den heftigen Erschütterungen durch die großen Trabbewegungen des Pferdes, denen man sich im Damensattel nicht leicht entziehen konnte. Nach einer halben Stunde Parforceritt konnte sie sich vor Seitenstechen auch kaum noch auf dem Pferd halten, aber das Kind behelligte das nicht. Es überstand die gefährlichen ersten drei Monate ohne Probleme, und Gwyneira weinte vor Wut, als sie sah, dass ihr Bauch sich zu wölben begann. Zunächst versuchte sie, der verräterischen Rundung durch Schnüren Herr zu werden, aber das war auf die Dauer nicht auszuhalten. Schließlich ergab sie sich in ihr Schicksal und wappnete sich gegen die unvermeidlichen Glückwünsche. Wer würde auch schon ahnen, wie unerwünscht der kleine Warden war, der da in ihrem Leib heranwuchs?

    Die Frauen in Haldon erkannten Gwyneiras Schwangerschaft natürlich sofort und setzten gleich den Klatsch in Gang: Mrs. Warden schwanger und Mr. Warden verschwunden – das bot die Möglichkeit fantastischster Spekulationen. Gwyneira war es egal. Ihr graute eher davor, dass Gerald die Sache ansprechen würde. Und am meisten fürchtete sie James McKenzies Reaktion. Er musste es jetzt bald bemerken oder zumindest davon hören. Und sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Eigentlich ging sie ihm schon seit Lucas’ Verschwinden aus dem Weg, weil ihm die Fragen im Gesicht standen. Jetzt würde er Antworten wollen – Gwyneira war auf Vorwürfe und Ärger gefasst, nicht aber auf seine tatsächliche Reaktion. Es kam völlig unvorbereitet für sie, als sie ihn eines Morgens im Stall traf, in Reitzeug und Regenmantel, weil es wieder einmal nieselte – und mit gepackten Satteltaschen. Er verschnallte eben einen Mantelsack auf dem Rücken seines knochigen Schimmels.
    »Ich gehe, Gwyn«, sagte er ruhig, als sie ihn fragend ansah. »Du kannst dir denken, warum.«
    »Du gehst?« Gwyneira verstand nicht. »Wohin? Was ...«
    »Ich gehe fort, Gwyneira. Ich verlasse Kiward Station und suche mir einen anderen Job.« James drehte ihr den Rücken zu.
    »Du verlässt mich?« Die Worte brachen aus Gwyneira heraus, bevor sie sich zurückhalten konnte. Aber der Schmerz war zu plötzlich gekommen, der Schock saß zu tief. Wie konnte er sie allein lassen? Sie brauchte ihn doch, gerade jetzt!
    James lachte auf, doch es klang eher verzweifelt als belustigt. »Überrascht dich das? Meinst du, du hättest einen Anspruch auf mich?«
    »Natürlich nicht.« Gwyn suchte Halt an der Stalltür. »Aber ich dachte, du ...«
    »Du erwartest jetzt nicht wirklich Liebeserklärungen, oder, Gwyn? Nicht nach dem, was du getan hast.« James schnallte weiter an seinem Sattel herum, als führe er hier eine beiläufige Unterhaltung.
    »Ich habe doch gar nichts getan!«, verteidigte sich Gwyneira und wusste, wie falsch es klang.
    »Ach nein?« James wandte sich um und musterte sie mit kalten Blicken.

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