Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Vorspiel zur Regenzeit ist ziemlich grauenhaft.«
Einen Augenblick saßen sie gemeinschaftlich schweigend da und lauschten den Kakadus, die in weit entfernten Eukalyptusbäumen krächzten. Mit Ausnahme des Staubs war alles, was die Känguruhs und die Rinder von der Vegetation noch nicht abgefressen hatten, gelb. Nola freute sich auf den Regen, aber nach allem, was sie wußte, war die ›Regenzeit‹ mindestens genauso unangenehm wie die Dürreperiode.
»Bevor ich hierherkam«, begann Nola, »hat man mir eine Fotographie des Anwesens gezeigt. Es wurde vom Hügel dort drüben aufgenommen, nach meiner Einschätzung vor sehr langer Zeit. Auf dem Foto war deutlich zu erkennen, daß die Häuser in viel besserem Zustand waren als jetzt, aber es war andererseits zu weit weg, um Einzelheiten zu erkennen. Zugegeben, ich habe eine sehr lebhafte Phantasie. Ich stellte mir diese Veranda hier vor, überwachsen mit roten oder violetten Bougainvilleas. Ich dachte mir, saftigen Rasen vorm Haus, mit abgeteilten Gartenbeeten, voller Azaleen und rot-orangenem Hibiskus. Obwohl man mir von der Trockenheit erzählt hat, wäre ich nie auf die Idee gekommen, daß dieses Anwesen inmitten einer staubigen, menschenleeren Steppe liegt.«
»Ich kann mich erinnern, daß Ellen längs der gesamten Veranda Blumen gepflanzt hatte. Die Namen der einzelnen Blumen kenne ich nicht, aber soviel ich weiß, war im Frühling alles voller Farben. Außerdem standen an jeder Seite des Vordereingangs zwei große Wasserzuber, und Korbstühle.« Nola beobachtete Wade, dessen Gedanken weit in der Vergangenheit weilten. Der Glanz in seinen Augen zeigte ihr, wieviel Liebe er für Ellen empfunden hatte. Als er sich umdrehte, um sie anzusehen, zog sein trauriges Lächeln viele Falten durch sein Gesicht.
»Inzwischen haben wir eine gute Wasserversorgung«, erklärte Wade. »Ich weiß, daß sie nicht sehr nahe ist, aber wer weiß, ob ich nicht doch noch eine Wasserader näher beim Haus finde? Wenn nicht, könnte man ohne viel Aufwand genug Wasser für den Garten herschaffen. Planen Sie, was immer Sie haben wollen. Ich helfe Ihnen!«
Nolas Miene hellte sich auf. »Sie haben recht, Wade. Ich könnte Blumen pflanzen und Gras säen, und eine Unmenge Gemüse großziehen.« Schon beim bloßen Gedanken daran lachte Nola vergnügt, und sie wurde ganz übermütig davon.
»Ich frage mich, wie sie mit dem Viehzählen vorankommen?« Wade riß sie unvermutet aus ihren Träumen. »Heute früh habe ich darüber nachgedacht. Wenn ich mir die Schulter nicht ausgerenkt hätte, könnte ich Galen und den Jungen doch helfen!«
»Sind die Schmerzen noch immer so stark?«
»Normalerweise ist es auszuhalten. Bloß im Bett ist es schwierig, es sich bequem zu machen. Ich war schon immer ein unruhiger Schläfer ...«
In diesem Augenblick tauchte Sandy an der Ecke des Hauses auf, den einzelnen Schuh zwischen den Zähnen, und sprang an Nola hoch. Dicht hinter ihm folgten Shannon und Tilly.
»Da freut sich wohl jemand, die Freiheit wiedererlangt zu haben«, lachte Nola. »Mich überrascht, wieviel Energie das Tier noch hat, nachdem es mich die ganze Nacht auf den Beinen hielt.« Sie kraulte ihm die Ohren, und er rollte sich auf den Rücken, seine langen Beine strampelten wild in der Luft. Nola hörte hinter sich jemanden lachen. Als sie aufschaute, bemerkte sie die jungen Frauen, die sie beobachteten. Nola winkte ihnen, herunterzukommen.
In der Küche ließen sich Lizzie und Mary von Nola zeigen, wie man am Herd kocht, wo sie Spiegeleier und ein Fladenbrot bereiteten. Lachend machten sich die Frauen an die Arbeit, während Nola das Baby versorgte und dieAufsicht führte. Als das Frühstück fertig war, nahm sie ein Tablett, um es Langford zu bringen. Vom Treppenabsatz sah sie, wie die Frauen ihr nachsahen. Immer wollten sie wissen, wo sie sich gerade aufhielt, damit sie sie nicht aus den Augen verloren.
Bereits beim ersten Blick in Langfords Gesicht konnte Nola erkennen, daß er in seiner üblichen schlechten Laune war.
»Wie kann ein Mensch schlafen, wenn der Hund die halbe Nacht heult?« schimpfte er.
Nola gab sich Mühe, die Fassung zu wahren. »Er ist ein Welpe, und nicht ans Alleinsein gewohnt.«
»Das Baby hab’ ich auch gehört.«
»Das hat höchstens ein bißchen gequengelt heute früh, als es hungrig war. Es ist ein ausgesprochen ruhiges Kind!«
»Und die ganze Nacht war so ein Pochen im Knie.«
»Dafür steht Ihnen ein Gegenmittel zur Verfügung, auf dem Nachttisch neben
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