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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Wana-Mara-Stammes besucht – zweimal schon.«
    »So komisch es klingt, aber das überrascht mich gar nicht!« unterbrach Langford, und sein verkniffener Blick traf sie eiskalt.
    Nola ignorierte die Bemerkung. »Wußten Sie, daß Jimmy und Jack zum Wana-Mara-Stamm gehören?«
    »Ihre Väter waren weiß. Eigentlich gehören Sie nirgendwo hin.«
    »Ihre Mütter waren Aborigines, die an den Bräuchen ihres Volks festhalten. Dieser Haltung wegen fühlen sie sich verloren, im Niemandsland.« Eigentlich hätte Nola gerne gefragt, ob er eine Ahnung davon hatte, daß der Stamm auf seinem Grundstück kampiert, aber jetzt beschlich sie das Gefühl, er wisse längst Bescheid.
    Mühsam um Beherrschung ringend, fuhr Nola mit ihrer Geschichte fort. »Bei meinem ersten Besuch traf ich ein kleines Mädchen, das an Keuchhusten erkrankt war. Ich zeigte ihrer Mutter, wie sie das Leiden lindern konnte. Mit Hexerei hatte das nichts zu tun, in England haben die Kinder ständig Keuchhusten. Dennoch kam die Mutter zu dem Schluß, ich hätte übernatürliche Kräfte. Gestern Nachmittag war ich gerade bei den Ställen, als sich ein Aborigines-Junge heranwagte und mich holen wollte. Er bestand darauf, daß ich mit ihm ins Lager komme. Dort fand ich eben dieselbe Frau mitten in den Wehen vor. Ich muß gestehen, ich bekam es mit der Angst, denn von Geburten verstehe ich fast gar nichts. Es war allerdings nicht schwierig, festzustellen, daß sichdas Baby in Steißlage befand. Es war bereits zu spät, es irgendwie umzudrehen, selbst wenn ich gewußt hätte, wie man das macht. Aber ich hatte nicht die geringste Ahnung. Dann ist Jack aufgetaucht, und er meinte, die Mutter wolle mich dabei haben, weil ich ihrem kranken Kind geholfen hatte. Offenbar hat der Medizinmann des Stammes einen Fluch über das Kind verhängt, weil es mir gelungen ist, sein Husten zu lindern, wozu er nicht imstande war. Die junge Frau glaubte ernsthaft, ich sei ihre letzte Hoffnung. Niemand aus ihrem Stamm war bereit, ihr zu helfen. Sie waren überzeugt, sterben zu müssen, das Baby hielten sie bereits für tot, obwohl ich es noch strampeln spürte.«
    Nola stand auf und wanderte im Zimmer auf und ab, erinnerte sich an die Gesänge, den Rauch, die gequälten Schreie der Mutter und an die ganz furchtbaren Ängste, die der ganze Stamm ausgestanden hatte.
    »Die Geburt war schrecklich. Das arme Mädchen litt furchtbare Qualen. Glücklicherweise hat Jack übersetzen können. Mit seiner Hilfe konnte ich sie überzeugen, daß ihr keine Gefahr mehr vom bösen Geist des Dubi Deringa droht. Sie glaubte mir, als ich versprach, sie nicht sterben zu lassen. Jack gab ihr den schmerzstillenden Trank, den ich Ihnen und Wade mitgebracht habe. Ohne ihn hätte sie mit ziemlicher Sicherheit nicht überlebt. Nachdem wir sie stundenlang schreien hörten, glaubte ich kaum noch, daß sie überleben und das Kind ganz normal zur Welt bringen würde. Und plötzlich schien ihr der ganze Unterleib aufzureißen, dann kam das Baby, mit dem Hintern zuerst. Ein kleines, kerngesundes Mädchen. Ich bin voller Bewunderung für die junge Mutter. Sie hat mehr Courage gezeigt als ich jebesessen habe. Ich war schon vom bloßen Zusehen, wie sie um das Überleben ihres Kindes gekämpft hat, vollkommen erschöpft.« Die Leiden des Mädchens sich noch einmal zu vergegenwärtigen, rief bei Nola heftige Gefühle hervor, aber Langford schien gänzlich unberührt von ihrer Geschichte. Sie konnte nicht glauben, daß er so kalt blieb, so fühllos, so unbeteiligt angesichts der Schicksalsschläge, die andere Menschen in seiner nächsten Umgebung erlitten.
    »Ich wollte gerade das Lager verlassen, als Jack mir erklärte, daß der Stammesälteste Mirijula die Verantwortung für die Seele des Mädchens in meine Hände legt. Und daß sie mit mir kommen müsse, um sie vor dem Fluch ›Dubi Deringas‹, des Medizinmanns, zu schützen. Das Mädchen war furchtbar verängstigt, das war nicht zu übersehen. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, und bei der Tapferkeit, die sie gezeigt hatte, wollte ich sie nicht im Stich lassen.«
    »So brachten Sie sie hierher?« stellte Langford ungläubig fest.
    Nola nickte. »Zusammen mit einer anderen jungen Frau, die sie und das Baby pflegt, so daß ich nicht weiter belastet bin.«
    »Sie werden sie fortschicken, und zwar auf der Stelle!«
    Nola spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Nach allem, was sie vorgetragen hatte, ließ Langford auch nicht einen Funken Mitleid erkennen. »Der

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