Im Land des Eukalyptusbaums Roman
fressen Sie alles, also lassen Sie bloß nichts Eßbares herumliegen!«
»Wie umsichtig von Ihnen, Orval. Die kommen uns wie gerufen. Ein bißchen Milch können wir gut gebrauchen.«
»Sie haben ja Zuwachs bekommen, wie ich sehe!« staunte er und deutete auf die Frauen und Kinder. »Wie geht’s denn Langford?«
Nola begriff den geheimen Hintersinn seiner Frage. Was Langford über Frauen im Outback dachte, war mit Sicherheit allgemein bekannt. »Er ist gestürzt. Sein Knie ist übel angeschwollen. Davon abgesehen ist er ganz der Alte.«
Orval hob amüsiert die Brauen und verkniff sich gerade noch ein Grinsen.
»Hat sich etwas ergeben bei Ihrem Versuch, Treiber zu finden, die Galen und Hank beim Vieh helfen können?« wollte Nola wissen.
»Ich fürchte nein. Da waren ein paar Fremde im Ort, aber am Viehtrieb waren sie nicht interessiert. Um ehrlich zu sein, Esther behauptet, es wären etwasmerkwürdige Typen gewesen. Offenbar haben sie sich nach Reinhart erkundigt.«
Nola nahm sich vor, mit Wade darüber zu reden, wenn Orval gegangen war. Immerhin könnten die Fremden Komplizen der Viehdiebe sein!
»Übrigens, das Treffen, von dem ich Ihnen erzählt habe, findet übermorgen statt, falls Sie noch immer interessiert sind. Nur eine Handvoll Frauen wird dabei sein, denke ich. Sie treffen sich gegen Mittag im Hinterzimmer des Hotels. Gladys und Esther sind natürlich dabei, und eine Reihe von Frauen aus dieser Seite von Winton. Mrs. Ellery von der Miller’s-Hill-Farm organisiert das Ganze. Wahrscheinlich ist sie Ihnen schon bei der Dürrekonferenz aufgefallen. Eine sehr lautstarke Persönlichkeit. Sie koordiniert die Verteilung der Lebensmittel bei der Hilfe für die Dürreopfer.«
»Ich will auf jeden Fall versuchen zu kommen, wenn es irgend geht. Wie Sie sehen, habe ich zur Zeit alle Hände voll zu tun.«
»Ich verstehe. Brauchen Sie noch irgendwas?«
»Wir hatten eine Brand in der Hütte, und haben dabei die meisten der verderblichen Lebensmittel eingebüßt, die ich bei Ihnen gekauft hatte. Wenn ich es morgen in die Stadt schaffe, gebe ich eine neue Bestellung auf. Ich brauche auch ein paar Blumensamen, oder Grünpflanzen, falls Sie so etwas führen.«
»Saat und ein paar Setzlinge sind vorrätig. Ich werde eine neue Lieferung zusammenstellen. Hoffentlich sehen wir Sie beim Treffen, aber wenn es nicht klappt, bringe ich Ihnen die Sachen hierher.«
»Danke, Orval. Kommen Sie doch herein und trinken Sie etwas.«Nola brachte die Mutterziegen in einer leeren Pferdekoppel unter und machte sich auf die Suche nach Wade. Er hatte in der Hütte ganze Arbeit geleistet, und die Erschöpfung war ihm anzumerken. Sein sonst braungebranntes Gesicht wirkte aschfahl. Nola spürte, daß er starke Schmerzen litt. Sie entschloß sich, die Sache mit den merkwürdigen Fremden in der Stadt erst später zur Sprache zu bringen.
»Sie müssen sich ausruhen, Wade«, drängte sie. »Für heute haben Sie genug getan.« Als er sich ohne Protest aus der Hütte holen ließ, wußte sie, daß er unsäglich litt. Während sie das Anwesen überquerten und zum Haupthaus kamen, blickte sie zufällig auf und sah Langford am Fenster stehen. Daß er aufgestanden war, überraschte sie. Demnach war sein Bein gar nicht so schlimm verstaucht, wie er vorgab. Eigentlich hätte sie sich freuen sollen, aber sie war eher wütend, weil Wade trotz seiner Verletzung so hart arbeitete. Nie wollte er etwas für sich. Wenn sie überlegte, wie oft Langford sie die Treppe ’rauf und ’runter hatte laufen lassen, um ihn zu versorgen, begann sie innerlich regelrecht zu kochen.
Nola überredet Wade, sich hinzulegen und sich eine Weile auszuruhen. Sie hatte ihn gerade verlassen und wollte einen Tee aufbrühen, als sie Sandy aufgeregt bellen hörte. Es stellte sich heraus, daß sich die Ziegen aus der Pferdekoppel befreit hatten. Shannon berichtete, sie wären durch das Gatter geklettert, das natürlich nicht auf Ziegenhaltung ausgerichtet war. Der Hund rannte im Kreis um sie herum, und die Ziegen versuchten, ihn mit den Hörnern zu stoßen.
Kopfschüttelnd und verzweifelt bereitete Nola denTee für Wade und nahm ein Tablett mit zu Langford nach oben. Er lag wieder im Bett.
»Wie geht es Ihrem Bein?« fragte sie und erwartete, daß die Jammerei wieder von vorn losging.
»Wade lärmt den ganzen Tag in dieser Hütte herum. Was zum Teufel tut er da?«
Nola fühlte, wie die Wut in ihr wieder hochkam. Sie setzte das Tablett ab und ging zur Tür. Eigentlich hatte
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