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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Schildpatt für Shannons Haar.
    Vor einem Damen-Bekleidungsgeschäft namens Lady Lowell’s blieben sie stehen.
    Im Schaufenster hing ein wundervolles Kleid. Shannon würde süß darin aussehen, dachte Nola. Das kleine Mädchen traute seinen Augen kaum. So etwas Schönes hatte sie noch nie zuvor gesehen.
    Sie betraten den Laden. Über der Tür klingelte eine Glocke und rief die Eigentümerin aus dem Hinterzimmer heran. Elizabeth Lowell blieb wie angewurzelt stehen. Entsetzen malte sich in ihrem Gesicht, als sie Nola in Hosen und Männerhemd sah.
    »Ich arbeite auf einer Rinderfarm«, erklärte Nola, als sie Mrs. Lowells Miene richtig deutete.
    Mrs. Lowell war schockiert. »Unter Viehtreibern?«
    »Miss Grayson ist Lehrerin«, verkündete Shannon voller Stolz.
    Nola mußte lächeln, Elizabeth Lowell ebenfalls.
    »Zuweilen muß ich mehr tun als unterrichten, denn wir sind ziemlich unterbesetzt. Hosen sind einfach praktischer auf einer Farm. Da draußen ist es immer furchtbar staubig. Bis zu unserer Herfahrt hat die Dürreperiode angehalten, und seit Jahren ist das Wasser knapp. Wir haben gerade eine große Herde in die Stadt gebracht, die im Hafen verfrachtet wird.«
    »Ach so!« Lady Lowell warf Shannon einen Blick zu. »Und jetzt suchen Sie etwas für besondere Anlässe?«
    »Nicht für mich selbst«, wehrte Nola ab. »In JuliaCreek soll am Weihnachtsabend eine Tanzveranstaltung stattfinden. Ich möchte ein Kleid für Shannon kaufen.«
    »Sie haben mir doch schon ein schönes Kleid genäht, Miss Gayson!« meldete sich Shannon.
    Nola war gerührt. Ihre erbärmlichen Nähkünste konnten sich mit dem wunderschönen Kleid im Schaufenster nun wirklich nicht messen. »Ich möchte, daß du etwas wirklich Schönes trägst, Shannon!« erklärte Nola. »Wenn du mit deinem Papa und deinen Brüdern zum Ball gehst, möchte ich, daß du das hübscheste Mädchen der Stadt bist, und dein Vater wird so stolz auf dich sein.«
    Elizabeths Lowells Miene wurde weich.
    »Wollen sie denn nicht selbst am Weihnachtsabend ausgehen?« erkundigte sie sich und studierte Nola eindringlich, die mit den Achseln zuckte.
    Elizabeth schloß instinktiv, daß wohl noch niemand Nola dazu aufgefordert hatte.
    »Haben Sie denn was zum Anziehen, falls Sie hingehen?«
    »Normalerweise bin ich bei solchen Anlässen eher nicht gefragt.«
    Mr. Lowell begutachtete Nolas Haare, die sie streng zurückgekämmt und mit Nadeln festgesteckt hatte. Das honigfarbene Haar war eigentlich sehr schön. Wenn man es noch modisch zurechtschneiden würde, konnte es ihre samtbraunen Augen gut zur Geltung bringen. Ihre Gesichtszüge waren regelmäßig und, in der richtigen Beleuchtung, ein recht netter Anblick; ihre Haut war rein und weich.
    »Ich möchte wetten, Sie haben keine Ahnung, wie großartig Sie aussehen könnten mit ein wenig Mühe und der richtigen Garderobe!«
    Nola war sprachlos. »Aber ich trage nur praktische Sachen«, wehrte sie ab, als Elizabeth sie aufforderte, ein Abendkleid aus Satin mit hübscher Brokatbordüre anzuprobieren.
    Elizabeth warf ihr einen entschlossenen Blick zu. »Sie sind doch viel mehr als nur Miss Grayson, die Schulmeisterin«, versetzte sie gebieterisch. »Sie sind in erster Linie eine Frau. Eine schöne – sinnliche und geheimnisvolle Frau.«
    Nola war empört und fühlte sich ganz und gar nicht wohl. »Können wir uns jetzt bitte um ein paar Kleidchen für Shannon kümmern?« gab sie, nicht minder entschlossen, zur Antwort.
    Elizabeth Lowells hellblaue Augen zwinkerten, und in den Augenwinkeln erschienen Lachfältchen.
    »Unsere Persönlichkeit hat viele Facetten, Miss Grayson, und wir spielen viele Rollen. Lehrerin, Mutter, Krankenschwester, Geliebte, Freundin, Ehefrau. Doch zuerst und vor allem sind wir Frauen.«

    Elizabeth entpuppte sich als unnachgiebige Überredungskünstlerin. Sie holte eine Reihe eleganter Roben, und bevor Nola überhaupt wußte, wie ihr geschah, war sie schon dabei, die Kleider anzuprobieren. Shannon redete ebenfalls auf sie ein. Endlich mußte sie zugeben, daß ein herrliches Ballkleid und eine neue Frisur sie in einen völlig anderen Menschen verwandeln würden. Es war eine Seite ihrer Persönlichkeit, die ihr bisher völlig unbekannt gewesen war, und von der sie gar nicht wußte, daß sie existierte.
    Als Nola das Geschäft verließ, war ihr wieder unwohl. Wellen der Übelkeit durchliefen sie zu denmerkwürdigsten Zeiten. Mit Shannon an der Hand überquerte sie gerade die Hauptstraße, als sie eine Arztpraxis

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