Im Land des Eukalyptusbaums Roman
ein Lächeln zustande.
»Schon besser. In den letzten Monaten haben wir es mit Ihrer Hilfe geschafft, mit so vielen Dingen fertigzuwerden. Jetzt ist es an uns, für Sie dazusein. Daß Sie einKind bekommen, ist doch egal. Bestimmt sind sie ihm eine wundervolle Mutter. Und für Shannon wird es nett sein, jemandem zum Spielen zu haben. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt, daß sie mit der kleinen Tilly herumbalgt. Die Farm braucht mehr junge Leute!«
Nola war hingerissen vor Freude, aber auch beunruhigt. »Die Leute werden über mich reden. Ich bringe Schande über Sie und Galen. Ich kann das nicht und ich will das auch nicht!«
»Nola, auf der Farm hat sich so vieles geändert, seit Sie zu uns gekommen sind, um die Kinder zu unterrichten. Und zwar zum Besseren. Die größte Veränderung stelle ich bei mir selbst fest. Ich kann Ihnen versichern, daß Sie weder meinen noch Galens Ruf schädigen können. Unser Zusammenleben hat sowieso den gesamten Distrikt schon seit Jahren mit Klatsch versorgt. So ist das nun mal bei uns auf dem Land. Aber was die anderen denken, interessiert weder Galen noch mich. Und es wird mich auch in Zukunft nicht interessieren. Nach allem, was ich von Ihnen weiß, kann ich mir nicht vorstellen, daß sie sich um das Geschwätz der Leute kümmern.«
Neue Tränen rannen über Nolas Wangen. »In Wahrheit will ich gar nicht nach England zurück. Aber ich will das tun, was für mein Baby das Beste ist. Er, oder sie, sollte doch den Vater kennenlernen. Glauben Sie nicht, das wäre besser?«
Langford runzelte nachdenklich die Stirn. »Diese Entscheidung müssen Sie nicht jetzt treffen. Bekommen Sie erst einmal das Baby. Geben Sie sich Zeit, die Dinge sorgfältig abzuwägen. Selbst wenn Sie die Überfahrt auf der Stelle antreten, wird der Vater Ihres Kindes zweifellos bereits verheiratet sein, wenn Sie in England eintreffen.«
»Sie haben recht. Ich bin sicher, er würde eine schwangere Ex-Liebhaberin nicht eben willkommen heißen.« Sie dachte an Lord Rodwell. Er würde alles tun, um den Namen seiner Familie vor weiteren Skandalen zu schützen. Kein Zweifel, daß er sich schon einiges an Unterstellungen zurechtlegen würde: daß sie von einem anderen Mann schwanger und eine Frau ohne Sitte und Moral sei. Was für ein Leben würde das für ihr uneheliches Kind sein, wenn es aufwachsen müßte, umgeben von Gerüchten und übler Nachrede.
»Ich bin noch nicht so weit, daß jeder von meinem Baby wissen darf, Langford.«
»Ich verstehe. Von mir erfährt niemand ein Sterbenswörtchen. Wenn es soweit ist, will ich Sie unterstützen, so gut ich kann.«
»Ich danke Ihnen«, flüsterte sie.
Galen war unterdessen in Sydney eingetroffen, eine Stadt, die von Outback-Bewohnern als ›großer Rauch‹ bezeichnet wird. Er nahm eine Droschke zum Hafen und mietete sich in einem Hotel namens Hafenblick ein, auf der sogenannten ›Hungermeile‹, wie sie von den Einwohner genannt wurde. Obwohl das Hotel hauptsächlich von Seeleuten frequentiert wurde, versicherte der Wirt, daß es bei ihm nur selten Ärger mit randalierenden Matrosen gab. Die Frachter, auf denen das Vieh transportiert wurde, sollten erst spät am folgenden Nachmittag eintreffen. Da das Hotel von dem Balkon im Obergeschoß einen großartigen Blick auf den Hafen bot, würde er ihre Ankunft sehen und währenddessen schon einmal alle Vorbereitungen treffen, um den Weitertransport zum Verkaufsplatz zu organisieren.
Fürs erste erkundigte Galen sich nach den aktuellen Marktpreisen. Die Ergebnisse waren sehr gut und versetzen ihn in glänzende Laune. Wegen der Dürrezeit brachten Rinder im Augenblick Höchstpreise. Und seine Rinder würden mit die ersten sein, die aus dem Norden hier eintrafen. Er war Nola so dankbar für ihre geniale Idee, die Tiere per Schiff nach Sydney zu befördern. Außerdem wollte er sich, solange er in der Stadt war, juristischen Rat einholen in bezug auf die Viehdiebe und die Ansprüche der Janus-Familie auf das Anwesen. Mehr denn je war er entschlossen, die Ländereien nicht hergeben zu wollen.
Am anderen Morgen machte sich Galen früh auf die Suche nach einem Anwalt. Schließlich traf er gegen halb zehn im Büro von ›Hadwin, Manus und Sohn‹ in Pyrmont ein. Lincoln Hadwin, der Seniorpartner, konnte ihn auf der Stelle empfangen. Nachdem er sich vorgestellt hatte, beschrieb Galen ihm, welche Position er auf Reinhart innehatte. Er schilderte den Tod von Ellen Reinhart, und erwähnte das Geldgeschenk ihrer Eltern, das es
Weitere Kostenlose Bücher