Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
Boden unter sich betastend auf dem Rücken. Hank untersuchte ihre Verletzungen. Wie durch ein Wunder hatte sie nur ein paar oberflächliche Kratzer und einige Blutergüsse davongetragen. Gebrochen war nichts.
    »Wir müssen weiter, Nola«, sagte er vorsichtig. »Bald wird es dunkel, und wir haben noch acht Kilometer vor uns.«
    Bereitwillig erhob sie sich, rieb sich den Brustkorb und sah an sich herunter. Ihr Kleid war aufgerissen; Zweige und Laub hatten sich im Saum verfangen. Ihr Gesicht und ihre Gliedmaßen waren mit Schlamm verschmiert.
    »Mein neuer Chef wird ja einen schönen Eindruck von mir bekommen!« seufzte sie und lächelte schwach.
    Hank wunderte sich über ihren Humor, nachdem sie vorhin dem Tod nur knapp entkommen war.
    »Tut mir leid, daß Ihr Koffer weg ist. Aber wenigstens ist die Kiste gerettet.«
    »Die Kleider kann ich ersetzen«, winkte sie ab. »Viel schwieriger wäre es gewesen, die Bücher neu beschaffenzu müssen.« Daß sie fast jeden Pfennig ihrer ›Spesen‹, die Langford bewilligt hatte, für die Bücher aufgewendet hatte, verschwieg sie. Eigentlich war das Geld für Reisekleidung und Verpflegungskosten während der Überfahrt vorgesehen, aber sie hatte das Lehrmaterial für wichtiger gehalten.
    »In meiner Reisetasche habe ich Kleider zum Wechseln, wenn Sie sich umziehen wollen. Sind zwar bloß Hosen und Arbeitshemden, aber wenigstens trocken!«
    Nola war den Tränen nahe. »Danke, daß Sie mir das Leben gerettet haben.«
    »Daß Sie schwimmen können, hat Sie gerettet! Um ehrlich zu sein, als ich Sie ins Wasser rutschen sah, dachte ich, jetzt ist es aus mit Ihnen!«
    »Ich auch«, gestand sie.
    Hank half ihr auf die Füße. »Wenn die feinen Engländer Sie jetzt sehen könnten ...« sagte er und verbiß sich ein Grinsen.
    Nola war froh, keinen Spiegel dabei zu haben. Plötzlich fiel ihr Mrs. Gareth ein, wie sie nach dem Sturz auf dem Kricketfeld über und über mit Schlamm bedeckt war, und sie lächelte zaghaft. »Glauben Sie mir, Hank, die wären gar nicht mal so überrascht!« Mit dem Handrücken wischte sie sich über ihr Gesicht, wo sie bloß eine weitere Lehmspur hinterließ. »Wissen Sie, es ist sicherlich von Vorteil, wenn ich Ihre Kleider nehme. Vielleicht läßt sich Mr. Reinhart dann davon überzeugen, ich wäre ein Mann wie erwartet ...«
    Hank musterte sie von oben bis unten. Das nasse Kleid klebte an ihrer eindeutig weiblichen Gestalt.
    »Keine Chance«, gab er trocken zurück. »Er mag zwar gebrechlich sein – aber blind ist er noch nicht.«
    Nola war erfreut über seine Bemerkung. Immerhin gab er ihr das Gefühl, wenigstens noch in etwa wie eine Frau auszusehen.
    »Zumindest etwas, was ich jetzt über ihn weiß«, erwiderte sie.
    Als Hank seine Kleidung hervorholte, machte er eine Entdeckung. »Sehen Sie mal, was noch hinter dem Sitz eingeklemmt war!«
    »Meine Reisetasche! Dem Himmel sei Dank. Wenigstens ein paar persönliche Besitztümer sind mir geblieben.« Sie nahm Hemd und Hose entgegen und verschwand hinter der Kutsche, um sich umzuziehen, während Hank eine Zigarette anzündete.

    In trockenen Sachen fühlte sich Nola gleich besser, obwohl sie einiges für ein warmes Bad gegeben hätte. Hanks Hemd war viel zu weit und außerdem kalt, aber seine Hosen paßten, und sie brauchte nur den Gürtel enger zu schnallen. Seine Stiefel waren ihr zwar viel zu groß, aber ihre eigenen Schuhe hatte sie im Fluß verloren. Das nasse, verdreckte Haar konnte sie nicht säubern und verbarg es lieber unter seinem Ersatzhut.
    Knapp fünf Kilometer hinter dem Fluß erreichten sie ein breites Tor. Auf einem verwitterten Schild darüber waren die Worte ›Reinhart-Farm‹ zu lesen. Während Hank das Tor öffnete, fiel Nola auf, daß der Zaun auf beiden Seiten dringend repariert werden mußte. Irgendwie schien es ihr absurd, das Tor geschlossen zu halten. Als Hank das Tor hinter ihnen wieder sorgfältig verriegelte, ahnte er, was sie dachte. »Im Outback muß man ein Tor immer so hinterlassen, wie man es vorgefunden hat«, erklärte er ihr. »Wir waren schon auf ReinhartsLand seit Überquerung des Flußbetts. Es bildet die südliche Grenze des Weidelands.«
    Als Nola nach einer Weile noch immer keine Gebäude entdecken konnte, erkundigte sie sich: »Wieviel Hektar umfaßt denn die Weide?«
    »Hektar? Im Kopfrechnen bin ich schwach.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wieviel Hektar passen denn in dreizehnhundert Quadratkilometer?«
    Nola war beeindruckt. »So groß ist das

Weitere Kostenlose Bücher