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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Vater sehr ähnlich: breitschultrig, mit unergründlich grünen Augen und dichtem, widerspenstigem Haar.
    »Hallo«, gab Heath leise zurück und wich ihrem Blick aus.
    Der mittlere der drei hieß, wie sie von Hank erfuhr, Keegan. Er saß Nola direkt gegenüber.
    Als Nola ihm zublinzelte, lächelte er herzlich. Seine Züge waren feiner als die seines Bruders, die hellen Augen wirkten aufgeweckt. Auch sein Haar war etwas blonder. Nola wußte sofort, daß sie mit ihm leichter auskommen würde, während sein älterer Bruder alles abzuwehren schien, was ihm fremd war. Es würde eine Weile dauern, bis sie Heaths Vertrauen gewann.
    »Und dieser kleine Schlingel hier ist Shannon.« Das jüngste der Kinder, von dem Nola wußte, daß es erst vier war, kicherte und zeigte eine große Lücke in den Schneidezähnen. Sein Wuschelkopf war blondgelockt. Ironie des Schicksals, daß es alles Jungen waren.
    »Freut mich, Shannon«, nickte Nola und gab ihm die Hand.
    »Kann ich auch zur Schule kommen? Papa meint, ich wär’ zu klein. Aber ich bin fast fünf!«
    Nola warf einen kurzen Seitenblick zu Galen hinüber, der mürrisch in seine Kaffeetasse starrte.
    »Natürlich kannst du, Shannon«, versprach sie. »Zum lernen ist niemand zu jung. – Übrigens auch nicht zu alt«, fügte sie mit leicht sarkastischem Beiklang hinzu.
    Galen war nicht entgangen, daß die letzte Bemerkung ihm gegolten hatte, und er blickte kurz auf. Nola schaute ihm in die Augen. Sie pflegte jeden offen und direkt anzusehen; mit ein Grund, warum sie die meisten Menschen einschüchterte, mit denen sie zusammentraf. Um ihrem Blick auszuweichen, schenkte er sich Kaffee nach. Shannon grinste über das ganze Gesicht und reckte sich vor Stolz.
    Nola wandte sich an Heath. »Ich hab’ ein paar interessante Bücher mitgebracht, die dir vielleicht nützlich sind. Es sind die neuesten, nach denen in Londoner Schulen und Universitäten in ganz England unterrichtet wird.«
    »Ich brauche keine Bücher«, gab der Junge ungerührt zurück. »Ich werde auf der Farm arbeiten wie mein Vater.«
    Nola war bestürzt. »Dein Vater ist bestimmt einer Meinung mit mir, daß du noch lernen mußt, Heath. Die Zeiten ändern sich, und du mußt dich gut vorbereitenauf das Leben. Ich selbst habe versucht, mich anhand der Lektüre über Rinderzucht zu orientieren. Es ist wirklich eine Wissenschaft für sich.«
    »Mein Vater bringt mir alles bei, was ich wissen muß.«
    Nola hoffte insgeheim, Galen würde ihr beispringen. Es machte sie wütend, daß er nichts sagte. Offenbar hatte er beschlossen, ihr den Umgang mit den Kindern nicht zu erleichtern. Jetzt war sie erst recht fest entschlossen – mit oder ohne Hilfe: Sie würde Erfolg haben!
    Sie wandte sich an Keegan. »Möchtest du mehr über die Welt lernen, Keegan?«
    Keegan sah zaghaft zu seinem Bruder. Heath ignorierte ihn, stand auf und bat, ihn zu entschuldigen, er wolle noch mal in den Stall und das Sattelzeug säubern. Galen nickte, und der Junge verließ die Hütte.
    »Ich seh’ mir die Bücher mal an, bevor ich mich entscheide«, murmelte Keegan.
    »Aufgeschlossenheit ist ein bewundernswerter Charakterzug«, lobte Nola, »und zeugt von Intelligenz.«
    Überrascht schaute Keegan auf und machte ein zufriedenes Gesicht.
    »Sie sind doch Lehrerin, Miss Grayson. Wieso lesen Sie Bücher über Rinderhaltung?« Sie fand es merkwürdig, daß ausgerechnet Galen danach fragte. Und seine Weigerung, sie beim Vornamen zu nennen, war eindeutig seine Art, sie auf Abstand zu halten. »Wollten Sie uns etwa kluge Ratschläge erteilen?« höhnte er.
    Keegan unterdrückte ein Kichern, aber Galens Blick wurde wieder eiskalt.
    Nola reckte trotzig das Kinn. »Ich komme in ein fremdes Land und eine neue Umgebung, Mr. Hartford.Da hielt ich es für angemessen, mich ein wenig zu informieren.«
    Er hob ironisch die Brauen.
    »Ich habe von der Lungenseuche gelesen. Gegen dieses Übel scheint es inzwischen einen Impfstoff zu geben. Die Hälfte des Viehbestandes im Territorium wurde 1882 durch Zeckenbefall ausgerottet oder durch das sogenannte rote Wasserfieber. Im Norden von Queensland ist 1888 dasselbe passiert. Das Immunsystem einer Herde kann gestärkt werden, aber zur Bekämpfung der Infektion müssen die Besitzer das Weideland im weiten Umkreis abbrennen und die erkrankten Tiere töten. Wenn ich recht verstehe, bringt der Transport der Herden von den nördlichen Viehweiden mit sich, daß die Tiere auf den Märkten im Süden oft in schlechtem Zustand

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