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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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jetzt förmlich. «Ihr wisst so gut wie ich, dass in unserem Land, bei nur wenigen Ausnahmen, nur der Gute Gott, er lebe, sei heil und gesund, ein Frauenhaus zu unterhalten in der Lage ist. Wenn ich kleiner Günstling Seiner Majestät eine Frau zu mir nehme, möchte ich schon wissen, wer sie ist, wie sie heißt und wie sie aussieht, und ob sie einigermaßen verträglich ist! Auf Euren Ka!»
    «Meine Tochter heißt Perisade, ist vierzehn Jahre alt, ein Abbild der Ischtar, und spricht neben ihrer Muttersprache fließend Ägyptisch, Syrisch und Hethitisch. Wollt Ihr noch etwas wissen, Eje?»
    «Wann kann ich sie sehen, Fürst Imresch», wurde ich kleinlaut und neugierig zugleich.
    «Zur Zeit trennt euch noch die Wegstrecke zwischen Babylonund Men-nefer. Wenn sich Euer Herr in vier Wochen entschieden haben sollte, könnte mein Bote in etwa drei Monaten in Babylon sein. Wenn meine Frau und ihre Familie meinen Vorschlag und Euer Angebot akzeptabel finden, müsste Perisade in vielleicht sechs bis acht Monaten hier sein können.»
    Erst jetzt bemerkte ich den besorgten und aufmerksamen Blick meines Vaters, der offenbar nur den Schluss meines Gespräches mit Fürst Imresch richtig mitverfolgt hatte. Ich war zu verwirrt, und ich muss gestehen, der Wein tat sein Übriges, um das Gespräch fortzuführen. Ich verabschiedete mich in aller Form von Fürst Imresch und versprach, dass er bald von mir hören werde.
    Als ich in meine Gemächer kam, warf ich noch einen kurzen Blick in den kleinen Raum neben meinem Arbeitszimmer, in welchem immer diejenige Dienerin schlief, die Dienst hatte. Das Bett war leer, was mich doch sehr wunderte. Etwas verärgert ging ich in mein Schlafzimmer, ließ neben meinem Bett, wo ich gerade stand, meinen Schurz fallen, ergriff das dünne Leinen und wollte mich hinlegen. Da sah mich Rena an: unschuldig und ängstlich, und doch so erwartungsvoll.
    Ich glaube, ich habe sie nicht enttäuscht.
     
    Das Gespräch mit Fürst Imresch und mein nächtliches Erlebnis mit Rena beschäftigten mich am folgenden Tag derart, dass ich zu keiner vernünftigen Arbeit im Stande war. Prinzessin Perisade regte meine Phantasie und Neugierde fraglos an. Auf der anderen Seite hielt ich es für völlig unmöglich, Nimuria zum jetzigen Zeitpunkt auf eine Nebenfrau anzusprechen. Irgendwie musste dieses Problem zu lösen sein. Aber wie?
    In den folgenden Tagen hatten erst einmal die Tagesgeschäfte Vorrang. Meinen Vater bekam ich kaum mehr zu Gesicht, da er unentwegt mit Flottenkommandant Meru, demSchiffsbaumeister Chati und mit Ptahmay, dem Kommandant der Division des Ptah in Men-nefer, Beratungen über die Holztransporte aus dem Libanon abhielt. Schon nach wenigen Tagen wurde ein Vorkommando von etwa hundert Mann losgeschickt, welches mit Fürst Japaschemu von Byblos Kontakt aufnehmen und das Fällen der ersten Bäume veranlassen sollte. Aus ganz Unterägypten wurden in den folgenden Wochen mehr als zweitausend Maultiere zusammengezogen und in den Kasernenanlagen von Men-nefer und in den königlichen Stallungen untergestellt, auf das Beste versorgt und gepflegt. Ptahmay stellte die Truppe zusammen, die den Tross begleiten sollte, und besprach mit Meru und Chati im Einzelnen Art und Menge des Holzes, das für den Schiffsbau benötigt wurde. Mit meinem Vater wiederum beriet sich Ptahmay über den Proviant und die Ausrüstung, die mitzuführen waren, sowie über den vorteilhaftesten Weg in den fernen Libanon. Erst führte er entlang des Flusses nach Nordosten bis Huttaherib, über Bubastis und Auaris nach Kantara. Dann ostwärts nach Raphia, der ersten Stadt im Land der Asiaten, und von dort in nördlicher Richtung über Askalon nach Asdod bis Japu, das von einem Syrer namens Jahtiri verwaltet wurde. Weiter ging es bis zur Stadt Akko, die von Fürst Zurata beherrscht wurde, über Tyrus und Sidon nach Byblos. Die meisten dieser Fürsten und Regenten kannte mein Vater persönlich, und so konnte er Ptahmay auf die Eigenheiten jedes Einzelnen von ihnen hinweisen, auf deren Vorlieben ebenso wie auf deren Abneigungen. Er beschrieb ihre Städte und Burgen, erzählte von den Gottheiten und der Lebensweise der Menschen. Manchmal geriet er richtig ins Schwärmen, und mich beschlich das Gefühl, dass er sich mit Wehmut an die eine oder andere Begegnung mit einer bezaubernden Tochter eines dieser Fürsten erinnerte. Schließlich war Ptahmay auf das Gründlichste vorbereitet.
    Es kam der große Tag der Abreise. Pharao und der gesamte Hofstaat

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