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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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lustig, Herr!»
    «Nein, mein nubisches Goldstück, das meine ich ganz ehrlich!»
    Ich nahm ihren Kopf blitzschnell zwischen meine Hände und küsste sie auf die Stirn. Mir war bewusst, dass ich schon jetzt mit ihr hätte alles machen können. Ich wollte aber nichts überstürzen. Im Gegensatz zu Inena konnte mir Rena nicht davonlaufen. Außerdem wollte ich es mir noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, ob es richtig wäre, seine Dienerin zu verführen. Zudem musste ich mich beeilen, da das Fest jeden Moment beginnen konnte. So, als wäre nichtsgewesen, half mir Rena beim Ankleiden und Schminken. Zuletzt setzte sie mir die Perücke auf und rückte sie zurecht.
    «Darf ich Euch etwas sagen, Herr», fragte sie und schaute mich mit großen Augen an.
    «Nur zu», lachte ich sie an, und während sie damit begann, um meine Augen die grünschwarze Schminke aufzutragen, sagte sie: «Wisst Ihr eigentlich, dass Ihr ein noch viel schönerer Mann seid, als Euer Freund, der Gute Gott?»
    «Rena», protestierte ich. «So etwas darfst du niemals denken, geschweige denn sagen, hörst du!»
    Verschüchtert zog sie die Lidstriche bis fast an meine Ohren. Ich muss natürlich zugeben, dass mir die Schmeichelei meiner Nubierin gefiel und mir gut tat. Aber ich meinte es dennoch sehr ernst damit, dass sie vorsichtig sein sollte.
     
    Das abendliche Beisammensein war keines der prächtigen Feste, sondern es fand eher im kleineren Rahmen und nur mit den Großen des Reiches statt. Amenophis, von dessen Seite Teje nicht einen Augenblick wich, ging es dabei hauptsächlich darum, allen seine Macht und seine Regierungsfähigkeit vorzuführen. Überdies wollte er allen deutlich zeigen, welche Familien im Land das Sagen hatten. Außerdem hatte Pharao noch eine bedeutende Entscheidung zu treffen. Der Posten des Wesirs des Nordens musste besetzt werden, da Ptahmose jetzt ausschließlich für den Süden und Waset zuständig war. Er erhoffte sich von dieser Zusammenkunft Anregungen und Hinweise für seine Wahl. Es passierte jedoch nichts. Es war mehr als erstaunlich, wie zurückhaltend sich alle die mächtigen Fürsten verhielten, keiner wagte sich aus der Deckung heraus. Es sah ganz danach aus, als müssten erst wieder unendlich lange Gespräche mit meinem Vater geführt und die umständlichsten Bündnisse geschmiedet werden, ehe eine Wahl möglich war. Doch da sollte sich noch mancher enttäuscht sehen.
    Die Küche Seiner Majestät gab sich die größte Mühe. Die Weine, die serviert wurden, waren sicher die edelsten, die auf ägyptischem Boden gereift waren, auch die Musikanten waren möglicherweise die erfahrensten von Men-nefer. Doch das alles änderte nichts daran: Die Ausgelassenheit, die Unbeschwertheit und die Eleganz der Feste, die wir in Waset feierten, wurden hier in Men-nefer – mit einer Ausnahme – nicht erreicht. Sie war und blieb durch und durch die Stadt der Reichsbeamten und der Soldaten, und deren Sprödheit, Kühle, ja Unnahbarkeit spürte man sogar bei den noch jungen Menschen, Tag für Tag aufs Neue.
    So tröstete ich mich mit der Gewissheit, dass es Amenophis hier nicht lange aushalten würde und dass sein Plan, in Waset einen neuen Palast zu errichten, längst fest stand. Es gab keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass diese Absicht Seiner Majestät hier längst bekannt war.
    Amenophis unterhielt sich den ganzen Abend prächtig mit Teje und mit seiner Mutter, die zu seiner Rechten saß, und nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Runde nicht vorzeitig aufgehoben wurde. Unbemerkt von meinen Eltern und allen anderen saß ich etwas abseits und hing meinen Gedanken nach, träumte von Waset, meinen gemütlichen Zimmern, dem Garten, dachte sehnsüchtig an Inena. Ich hatte bereits einige Becher Wein getrunken, als ich mich dabei ertappte, Selbstgespräche zu führen, in deren Verlauf ich mir bitterste Vorwürfe machte, trotz eines mehr oder weniger direkten Angebotes meines Herrschers Inena nicht doch zurückgeholt zu haben.
    Ich bemerkte gar nicht, dass irgendwann der Abgesandte Babylons neben mir Platz nahm, um sich mit mir auf das freundlichste zu unterhalten. Die Babylonier galten von jeher als sehr höfliche Menschen, nicht umsonst war Akkadisch die Sprache der Diplomaten. Meine Kenntnisse dagegen beschränkten sichauf die nicht so erfreulichen Anstrengungen meiner Schulzeit, und so war ich zufrieden, dass Fürst Imresch, und als solcher stellte sich mir mein Gesprächspartner vor, dass dieser Kassitenfürst

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