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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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begleitet wurde, völlig waagerecht an Land zu bringen. Dort hielten sie inne, bis mein Vater und ich sowie der übrige Hofstaat ebenfalls an Land kamen und die Sänften bestiegen. Erst jetzt ertönten wieder Hunderte Trompeten und Posaunen und erlaubten den Menschen sich zu erheben und den Jubel anzustimmen, der ihrem Herrscher gebührte.
    Nimuria wurde nicht enttäuscht. War der Jubel anfangs noch ein wirres Geschrei unzähliger Stimmen, so setzte sich mit der Zeit der gleichmäßig skandierte Ruf seines Thronnamens durch:
    «Ni-mu-ri-a, Ni-mu-ri-a, Ni-mu-ri-a   …», hallte es auf allen Plätzen und durch alle Straßen, und die Frauen und Kinder klatschten dabei in die Hände, während die Männer im Takt zu den Rufen die Fäuste nach oben warfen.
    Unser Zug kam nur im Schritttempo vorwärts. Es dauerte gewiss zwei Stunden, ehe wir den Palast erreicht hatten. Nachdem die schweren Tore hinter uns zugefallen waren, hörten wir noch immer jenseits der Palastmauern das unaufhörliche «Ni-mu-ri-a, Ni-mu-ri-a» unseres glücklichen Volkes. Amenophis ließ es sich daher nicht nehmen und bestieg gemeinsam mit den Großen königlichen Gemahlinnen Mutemwia und Iaret und meiner gesamten Familie den großen Torturm. Dann tat Amenophis etwas Unvorhergesehenes. Er rief Teje zu sich, nahm Krummstab und Geißel in die linke Hand,legte seinen rechten Arm um Tejes Schulter und zog sie an sich heran. Jetzt gab es kein Halten mehr, und die Hochrufe auf unseren Herrscher wurden noch lauter und wollten kein Ende mehr nehmen. Wenn Amenophis im Begriffe war sich umzudrehen, um den Turm zu verlassen, schwoll der Jubel nochmals an. So brauchte es drei Anläufe, ehe Pharao endlich vom Turm herabsteigen und unter fortgesetzten «Ni-mu-ri-a»-Rufen im Palast Einzug halten konnte. Dort wurden wir von unserer Dienerschaft erwartet und in die königlichen Gemächer begleitet.
    Ich fand alles so vor, wie ich es vor Monaten verlassen hatte. Da stand die Figur von Amenophis, sein erstes Geschenk an mich, und da lag das Krokodil aus Elfenbein. Ich legte meinen Dolch, den ich am Gürtel trug, daneben.
    Senu schleppte die große Holztruhe mit meinen persönlichen Gegenständen als erstes Gepäckstück in meinen Wohnraum. Ich holte das kleine Holzkästchen mit dem Senetspiel heraus und öffnete es vorsichtig. Darin lag das kleine Stück Papyrus, auf dem in Nimurias Handschrift geschrieben stand: «Ich danke dir. Ameni».
    Ich war beruhigt und glücklich zugleich. Bis zum heutigen Tag steht dieses Kästchen neben dem Elfenbeinkrokodil auf meinem Schreibtisch.
    Nefta und Rena, meine Dienerinnen, waren damit beschäftigt, meine Kleider zu sortieren und die sauberen Sachen in den Truhen zu verstauen. Ich war erschöpft, und obwohl es noch früh am Nachmittag war, legte ich mich auf mein Bett. Für eine kurze Weile sah ich noch die langen, schlanken Beine und die kleinen festen Brüste der jungen Nubierin. Die schönen Stunden mit Inena kamen mir in den Sinn, und ich schlief ein. Mein Schlaf war sehr tief, so, als würde ich in kürzester Zeit die ganze Nachtfahrt des Re durchleben. Da fuhren zarte Finger durch mein Haar und kraulten mich am Hinterkopf.Ich hielt meine Augen geschlossen und war beruhigt, dass mir Inena gefolgt, dass sie bei mir war. Ich ließ mir das Kraulen eine ganze Weile gefallen. Meine linke Hand tastete sich vorsichtig von meinem Gesicht weg über die Bettkante nach unten, bis sie ein Bein entdeckte. Die Finger kletterten auf das Knie, und langsam strich meine Hand, die Oberfläche kaum berührend, über den Oberschenkel. Gerade als meine Fingerspitzen die ersten Schamhaare zu erahnen glaubten, bewegte sich das Bein ruckartig von meiner Hand weg. Ich versuchte kurz meine Gedanken zu ordnen, und voll unguter Ahnung öffnete ich die Augen. Neben mir saß eine reichlich verstörte Rena, meine kleine Nubierin, und verschränkte voller Schuldbewusstsein die Arme vor ihren kleinen Brüsten.
    «Ich wollte Euch nur wecken, Herr! Ihr habt so tief geschlafen, und das Fest wird bald beginnen. Es tut mir Leid   …»
    «Es ist schon gut! Pst», beruhigte ich sie.
    «War es denn so schlimm?», fragte ich mit gespielt betretener Miene. Rena bekam trotz ihrer dunklen Hautfarbe einen roten Kopf. Ich setzte mich nun auf und sah sie zum ersten Mal genauer an. Sie hatte große, fast schwarze Augen, eine kleine Nase, und die prallen Lippen aller nubischer Mädchen.
    «Weißt du eigentlich, dass du sehr hübsch bist?»
    «Ihr macht Euch über mich

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