Im Land des Falkengottes. Amenophis
war Ameni, den Senu natürlich nicht aufzuhalten gewagt hatte. Als er meines miserablen Zustandes gewahr wurde, machte er sich erst recht einen Spaß daraus, mir die neuesten Palastgeschichten zu erzählen, und es dauerte eine Weile, ehe ich merkte, dass es auch um Acha, Saatum, mich und unsere nächtlichen Begleiterinnen ging. Dann allerdings war ich hellwach.
«Du kannst völlig beruhigt sein, da war nichts», winkte ich ab, während ich mich auf die Bettkante setzte und meinen Kopf in die Arme stützte. Freilich nützte mir kein Widerstand, ich musste mit ihm in den Garten zum Bad gehen und mit ihm schwimmen. Es tat mir ausgesprochen gut.
Danach zerkaute ich drei rohe Knoblauchzehen gegen den Kopfschmerz.
Seit diesem Tag war Amenophis zu offiziellen Anlässen kaum mehr ohne Teje zu sehen. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin nahm sie regelmäßig an den Besprechungen im kleinen Kreis der engsten Berater und an den Audienzen teil. Viele der Großen unseres Landes konnten sich nur schwer damit abfinden, dass jetzt eine Frau, auch wenn sie die Große königliche Gemahlin war, in die Staatsgeschäfte derart eingebunden wurde.
Teje war anfangs sehr zurückhaltend, sagte kaum ein Wort, und Amenophis fragte sie nie vor den anderen um ihre Meinung, um bereits die Möglichkeit einer vielleicht unklugen Äußerung auszuschließen. So mancher hatte nur darauf gewartet. Mit der Zeit entwickelte sie jedoch ein gutes Gespür dafür, wann ihre Meinung gefragt war. Das galt vor allem in außenpolitischen Belangen, worin sie großes Geschick bewies. Teje entfaltete hierin ihre eigenen Aktivitäten, pflegte den Kontakt mit den ausländischen Gesandten und deren Familien. Amenophis ließ sie darin uneingeschränkt gewähren, ohne auch nur einmal nach dem Aufwand und den Kosten zu fragen. So kam es mit der Zeit vor, dass ausländische Gesandte erst bei Teje vorstellig wurden, um ihre Anliegen vorzutragen, ehe sie damit vor Pharao traten. Teje besprach sich anschließend mit Amenophis und konnte dem Bittsteller Änderungen nahe legen, um ihm so eine möglicherweise abschlägige Antwort des Königs zu ersparen. Ohne dass es die Gesandten wussten, hatte Pharao also die Sache bereits beraten und konnte eine abschließende Entscheidung verkünden, die alle überzeugte und zufrieden stellte. Dieses treffsichere Auftreten Nimurias hinterließ bei den Großen unseres Landes ebenso wie bei den Ausländern einen starken Eindruck.
Unsere Arbeit in Men-nefer nahm doch mehr Zeit in Anspruch, als wir dachten, und so war an eine baldige Rückkehr nach Waset noch nicht zu denken. Das erste RegierungsjahrNimurias war bereits vorüber, und die erste Ernte war dank meiner intensiven Vorbereitungen ein großer Erfolg. In meinem unmittelbaren Verwaltungsbereich, im Gau von Men-nefer, leitete ich sowohl die Arbeiten an den Bewässerungsgräben als auch das Vermessen der Felder und zuletzt die Erntearbeiten persönlich. Mahu, der sich besonnen und für die Übernahme der großen Aufgabe in Waset seine Bereitschaft erklärt hatte, war für das Einlagern des Getreides und die Verwaltung der Kornspeicher in unserem Gau verantwortlich. Es war für uns eine Art Musterernte, denn es war meine Absicht, unsere Erfahrungen, unser System auf die Beiden Länder insgesamt zu übertragen.
Die Arbeiten im Steinbruch von Tura gingen ebenfalls gut voran, und zu Beginn des zweiten Regierungsjahres meines Herrschers ließ ich an der Stelle, an welcher er mir das Leben gerettet hatte, eine Gedenktafel anbringen.
Ihre Inschrift unter dem Abbild des opfernden Königs lautete:
«Jahr zwei unter der Majestät des Horus, Starker Stier, erschienen in Wahrheit, der die Gesetze festigt und die Beiden Länder beruhigt, groß an Kraft, der die Asiaten schlägt, der Gute Gott, Herr der Freude, Herr der Kronen, Neb-maat-Re, Sohn des Re, Amenophis, Herrscher von Waset, dem Leben, Dauer, Heil, Gesundheit, Freude seines Herzens und seines Ka gegeben werde wie Re ewiglich.
Es befahl Seine Majestät, Steinbrüche neu zu eröffnen, um Turakalkstein zu brechen, um seine Totentempel von Millionen Jahren zu erbauen, nachdem Seine Majestät die Steinbrüche, die in Tura sind, angetroffen hatte, indem sie begannen sehr zu verfallen, seit der Zeit derer, die früher gewesen waren. Seine Majestät aber machte sie aufs Neue. Er tat es, damit ihm Leben, Dauer, Heil, Gesundheit gegeben werde wie Re ewiglich.»
An jenem Morgen, als Amenophis und Teje in großer Prozession im
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