Im Land des Falkengottes. Amenophis
zu verbergen hatten.
So durfte Fürst Imresch bei einer nur zu diesem Anlass einberufenen großen Audienz den Brief seines Königs Kurigalzu verlesen. Dieser schrieb:
«Mein Bruder Nimuria, Herrscher von Ober- und Unterägypten, lebe, sei heil und gesund! Es grüßt Dich Dein Bruder Kurigalzu, und wünscht, dass es Dir wohl ergehe, Dir und Deinen Untertanen. Auch Deinem Bruder geht es wohl, undauch seinem Land. Schon die Väter unserer Väter nannten sich Brüder und tauschten kostbare Geschenke aus. Damit es unseren Ländern wohl ergehe, sollten auch wir, mein Bruder, so handeln wie unsere Väter, und wie deren Väter. Es gibt viele Dinge in Babylon, die Du, mein Bruder, nicht kennst. Ich bringe sie Dir, wenn auch Du mir Dinge bringst, die mich erfreuen. Sende einen Boten an meinen Hof, wie ich Dir einen Vertrauten sandte. Mit ihm werde ich alle Dinge besprechen, die Dich, meinen Bruder, und mich betreffen. Mein Vertrauter und Freund Imresch wird alle Deine Weisungen entgegennehmen und mich unterrichten. Bleibe mir wohl, mein Bruder, wie ich Dir wohl bleibe.»
In sehr deutlicher Form gab uns Imresch zu verstehen, dass sein König mit den Dingen, die ihn erfreuen würden, natürlich Gold meinte. Gleichwohl nahm Nimuria die Botschaft mit großer Genugtuung auf und versprach Fürst Imresch, seinem Herrscher in kurzer Zeit zu antworten. Die Einzelheiten waren mit Teje und meinem Vater schnell besprochen, denn Nimuria ließ ihnen gegenüber von Anfang an nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass nur ich derjenige sein konnte, der als Vertrauter Pharaos die Reise unternahm. Zu meinen Begleitern sollten nur mein Freund Acha, mein Schreiber Cheruef, und Senu, mein nubischer Leibdiener, zählen. Fürst Imresch musste nicht lange warten, er erhielt einen freundschaftlichen Brief mit der Ankündigung, dass eine Delegation unter meiner Führung in Kürze an den Euphrat aufbrechen würde.
In den nächsten Tagen war ich zum einen damit beschäftigt, für die Zeit meiner Abwesenheit alle mir obliegenden Aufgaben auf andere Beamte zu übertragen. Nebamun machte ich zu meinem Stellvertreter als Aufseher über die Steinbrüche, Mahu vertrat mich ohnehin schon bei der Verwaltung der Kornspeicher. Saatum musste meist nicht sonderlich viel arbeiten,und so konnte ich ihm die Landvermessung übertragen, die derzeit unproblematisch war.
Im Übrigen verbrachte ich meine Tage mit Reisevorbereitungen. Auch wenn wir von Fürst Imresch selbst nach Babylon geleitet wurden, so wollte ich auf jeden Fall über genaue Kenntnisse des Reiseweges verfügen. Niemand konnte ausschließen, dass etwas Unvorhergesehenes geschieht und wir auf uns selbst gestellt sein würden. Nimuria begab sich mit Merire in die Schatzkammern des Palastes und bestimmte in eigener Person die Gastgeschenke, die ich an den Hof König Kurigalzus mitzunehmen hatte. Ich selbst besorgte mir ebenfalls einige Gastgeschenke: eine sehr schöne Ebenholzschatulle mit Gold für Fürst Imresch, einen Halskragen für Perisade, kostbare Tücher – feinste Webarbeiten meiner Mutter – für Imreschs Frau. Zuletzt stellte uns Vater die Mannschaft und den nötigen Proviant zusammen. Bis an die Grenze unseres Landes sollten uns dreißig Soldaten begleiten, danach waren wir auf die Hilfe und das Geleit unserer Gastgeber angewiesen.
Am Abend vor meiner Abreise luden Teje und Amenophis zu einem Abendessen in kleiner und vertrauter Runde. Neben meinen Eltern und mir war nur noch Acha eingeladen. Im Laufe des Abends musste ich mir von meinem Vater noch manche Ermahnung anhören, im Übrigen erzählte er Erlebnisse von seinen eigenen Reisen. Am Ende des Abends, meine Eltern hatten sich bereits zurückgezogen, bat mich Ameni zu verweilen, um mich unter vier Augen zu sprechen. Teje und Acha verstanden und verließen uns.
«Es ist ja nicht ganz ungefährlich, dich alleine reisen zu lassen», begann Ameni unser Gespräch.
«Spielst du auf etwas Bestimmtes an, oder meinst du das nur ganz allgemein?»
«Nein, mein Freund, ich mache mir wirklich Sorgen, und ich möchte mit dir einige Dinge absprechen, die mir manche Sorge um dich nehmen können.»
Ameni schenkte sich nochmals einen Becher Wein ein, goss auch mir nach und fuhr dann fort: «Ich habe Merire angewiesen, dir ausreichend Gold mitzugeben, und zwar so viel, wie ich unter ausreichend verstehe, und nicht Merire. Gehe vorsichtig damit um, sei dir aber gewiss, dass du mir über den Verbleib des Goldes keinerlei Rechenschaft schuldig
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