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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Arbeit Erfolg und erzählte ihr davon, brachte sie Wein und Oliven und hörte mir mit großen Augen zu. Hatte ich Ärger oder war ich aus sonst einem Grund betrübt, ging sie mir unauffällig aus dem Weg und schwieg, bis mich mein schlechtes Gewissen nach ihr rufen ließ. Dann saßen wir still im Fenster, schauten in den Sternenhimmel und hörten den Nachtigallen zu, die im Palastgarten ihre herrlichen Melodien sangen. Oder sie kroch wie eine Schlange in mein Bett, um sich mir hinzugeben, manchmal leidenschaftlich und unbeherrscht wie eine wild gewordene Löwin, dann wieder sanft und anschmiegsam wie eine verwöhnte Hauskatze. Hin und wieder war ich mit diesem Zustand derart zufrieden, dass ich gar nicht mehr an Babylon dachte.
     
    Inzwischen erreichten uns zuverlässige Nachrichten, dass Ptahmay im Libanon erfolgreich war. Die ersten Schiffe hatten schwer beladen auf dem Seeweg die Flussmündung im Norden erreicht, und die Karawane mit den leichteren Hölzern befand sich kurz vor Auaris. Bei Amenophis, meinem Vater und bei den übrigen für den Schiffbau verantwortlichen Männern spürten wir die Anspannung, denn alle wussten,dass der Schiffbau nur ein erster, wenn auch großer Schritt war, um bald viel größere, gewaltigere Wünsche und Befehle Pharaos auszuführen. Die weiten Strecken zwischen der Flussmündung im Norden bis in den südlichsten Teil Oberägyptens waren am schnellsten und sinnvollsten nur mit Schiffen zurückzulegen. Amenophis unternahm täglich Fahrten in den Norden der Stadt, wo an einem Seitenarm des Nils die Schiffswerft von Men-nefer lag. Er ging mit Mahu, dem Flottenkommandanten, und dem Schiffsbaumeister Chati die Baupläne für die ersten Lastkähne durch und kontrollierte persönlich die Werftanlagen und sogar das Werkzeug. Obwohl der Plan für die neue königliche Barke bereits vorlag, befahl Nimuria ausdrücklich, dass der Bau der Lastschiffe Vorrang hatte, und bemerkte zu Chati und Meru nur knapp: «Auf der königlichen Barke lassen sich Kalksteinquader schlecht transportieren!»
    Damit war das Thema zunächst abgetan.
    Endlich erreichte uns die erlösende Nachricht: Ptahmay stand mit der Karawane nur noch zwei Tagesreisen vor der Stadt. Nimuria bereitete seinem Kommandanten in der Kasernenanlage einen prächtigen Empfang. Es war ein beeindruckendes Bild, wie Tausende Maultiere, beladen mit kurzen und leichteren Hölzern, begleitet von den Soldaten näher kamen und schließlich Einzug hielten. Ptahmay fiel vor Pharao nieder und meldete in knappen Worten, wie es sich für einen Soldaten gehört, den Erfolg seiner Reise. Vor der gesamten Division des Ptah überreichte Amenophis Ptahmay drei schwere Halsketten, das Ehrengold. Nimuria ließ das Holz noch am selben Tag zur Werft bringen, wo es Meru und Chati nach Art und Größe sortieren und einlagern ließen. Sieben Tage später erreichten auch die Lastkähne Men-nefer, und mit ihrer Ladung wurde ebenso verfahren. Dem Bau der Flotte stand jetzt nichts mehr im Wege.
    Zeit meines Lebens wurden in so kurzer Zeit nicht mehr so viele Schiffe gebaut. In weniger als acht Monaten bauten Meru und Chati ihrem Herrscher, wie in Waset versprochen, zwanzig neue Lastkähne. Diese Leistung war nur möglich, weil Chati die Werft so einrichten ließ, dass an zwei Schiffen gleichzeitig gearbeitet werden konnte. Meru hatte natürlich den sehnlichen Wunsch Nimurias nach einer neuen königlichen Barke nicht vergessen und ließ deswegen die edelsten und schönsten Hölzer zunächst unangetastet. Nachdem die Lastkähne fertiggestellt waren, und sich Pharao jetzt mehr den Steinbrüchen und ihren Erträgen zuwandte, gingen Meru und Chati ganz unauffällig den Bau der königlichen Barke an. Nur mein Vater und ich waren hiervon unterrichtet, und wir erteilten ihnen zu ihrer Beruhigung eine schriftliche Genehmigung.
    Während die Flotte gebaut wurde, traf ohne Aufsehen zu erregen eine Gesandtschaft aus Babylon in Men-nefer ein und überbrachte die von Fürst Imresch versprochene Einladung an den Hof am Euphrat. Amenophis und ich überlegten lange, in welcher Form die Einladung bekannt gemacht werden sollte. Es sprach einiges dafür, möglichst unauffällig zu verfahren, um nicht unnötigen Gerüchten und Debatten Nahrung zu geben. Andererseits handelte es sich um eine ganz offizielle Einladung eines befreundeten Herrschers, die nicht als geheime Angelegenheit abgetan werden konnte, ohne ihn zu beleidigen. Schließlich waren sich Ameni und ich einig, dass wir nichts

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