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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Steinbruch erschienen, wurden alle Arbeiter, sogar diejenigen, die hier eine Strafe verbüßten, freigestellt, um ihrem Herrscherpaar zu huldigen. Mit Ausnahme der Gedenktafel war der Ort meiner Errettung auf meinen Befehl hin unberührt geblieben. Wie von einer unsichtbaren Hand geführt, ging Ameni zu der Stelle, von welcher er den rettenden Pfeil abschoss, und ich stand dort, wo mich der Entstellte umbringen wollte. Lange sahen wir uns schweigend an. Außer Senu wusste keiner der Anwesenden etwas damit anzufangen.
    Zu Beginn der eigentlichen Abbrucharbeiten war die Ausbeute noch nicht sehr ergiebig, da vielen Arbeitern noch die nötige Erfahrung fehlte. Mir war das sogar recht, denn die wenigen Transportschiffe, die bislang zur Verfügung standen, reichten somit aus, um die roh behauenen Quader gleich nach Süden zu bringen. Ich musste kein Zwischenlager einrichten, was wiederum nur unnötigen Arbeitsaufwand bedeutet hätte. Während der Steinbruch in Tura in Gang kam, untersuchte ich gemeinsam mit Wenamun weiter südlich in Berscheh ein anderes Gelände nach dessen Kalksteinvorkommen. Es schien sehr ergiebig, und so ließ ich es ebenfalls erschließen.
     
    Durch die Heirat Nimurias mit Teje häuften sich die Abende, an welchen ich alleine blieb, auch wenn Ameni streng darauf achtete, mich nicht zu vernachlässigen, und er immer wieder betonte, dass ich wie bisher jederzeit zu ihm kommen könne. Ich war ihm deswegen nicht böse, zumal auch ich irgendwann verheiratet sein würde. So nutzte ich die Gelegenheit, den wiedergefundenen Kontakt zu Acha und Saatum zu pflegen.
    Acha, der Sohn des Oberstallmeisters Nebnefer, war so alt wie ich. Er war klein von Wuchs, aber stark wie ein Löwe und schnell wie ein Falke. Er hatte dichtes gelocktes Haar, und unter buschigen Augenbrauen blitzten kleine schwarze Augen.Es gab kaum ein Mädchen in Men-nefer, das ihn nicht bewunderte, ja anbetete. Umgekehrt war es leider auch so.
    Saatum war siebzehn Jahre alt und hätte bereits vor ein paar Monaten heiraten sollen. Kurz vor der Hochzeit zerstritten sich jedoch die Familien wegen der Mitgift. Saatum erkannte, dass es der Braut nur um sein Vermögen ging, und löste die Verbindung. Seitdem pflegte er einen finsteren Groll gegen alles Weibliche. Jedem Mädchen, das ihm auch nur ein wenig gefiel, verdrehte er erst den Kopf, dann verbrachte er mit ihr die eine oder andere Nacht, um ihr dann zu erklären, sie sei doch nicht die Richtige. In kürzester Zeit erwarb sich Saatum unter den Mädchen Men-nefers einen schlimmen Ruf. Erstaunlicherweise führte dies aber dazu, dass er noch interessanter und begehrter wurde und er sein Spiel hemmungslos weitertreiben konnte. Saatum war etwas größer als ich, ebenfalls von schlanker Erscheinung, hatte glatte dunkle Haare und eine ähnlich krumme Nase wie mein Vater. Acha arbeitete in der Gauverwaltung als Schreiber und sollte irgendwann das Amt seines Vaters übernehmen. Saatums Familie besaß ein großes Landgut nördlich der Stadt, wo auch seine Eltern lebten, und einige Lagerhäuser am Hafen von Men-nefer. Saatum war für deren Verwaltung zuständig. Ich verfügte zwar bei weitem nicht über so viel freie Zeit wie meine Freunde, aber ich ließ gleichwohl keine Gelegenheit aus, mich mit ihnen zu treffen. Beiden nahm ich jedoch den heiligsten Schwur ab, den es gab, nie mehr wieder Mädchen in den Palast oder dessen Gärten mitzubringen.
    Saatums Familie gehörte in Men-nefer ein stattliches Anwesen von ähnlicher Größe wie mein Elternhaus, mit zahlreicher und vor allem verschwiegener Dienerschaft. In diesem Haus begannen oder endeten manche unserer nächtlichen Unternehmungen. Ich kann aber mit gutem Gewissen sagen, dass ich bei den Mädchen größte Zurückhaltung übte, wenn esmir auch manchmal den Spott meiner Freunde eintrug. Eine Stadt wie Men-nefer hatte einfach zu viele Augen und Ohren, und ich wollte nicht, dass Fürst Imresch Anlass bekam, sich sein Versprechen vielleicht noch einmal zu überlegen.
    Stattdessen pflegte ich einen sehr unauffälligen, aber angenehmen Umgang mit Rena, meiner nubischen Dienerin. Von ihr bekam ich nie einen Vorwurf zu hören, wenn ich spät nachts und angetrunken nach Hause kam. Im Gegenteil, sie war der glücklichste Mensch, wenn sie mich überhaupt sah und mit mir alleine sein konnte. Sie spürte, wenn ich angespannt oder verärgert war, ohne dass ich ein Wort sagen musste, und passte sich meiner Stimmungslage aufs Wunderbarste an. Hatte ich bei meiner

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