Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
bescheidenen Zimmer kommst. Ich glaube, in Babylon verfügte ich als Gast deines Vaters über mehr Platz als hier.»
    «Ist das so wichtig, Eje?», war alles, was Merit dazu sagte. Ich machte kehrt, und mit Herzklopfen öffnete ich die Türe. Mein Arbeitszimmer war unberührt geblieben. Alles fand ich so vor, wie ich es verlassen hatte. Langsam gingen wir beide hindurch, und ich öffnete beide Türflügel zu meinem Aufenthaltsraum.
    Fassungslos blieb ich stehen, denn hier war alles vollkommen verändert: Der Raum war nach zwei Seiten hin geöffnetund sah jetzt aus, wie die Eingangshallen der fürstlichen Paläste, versehen mit Säulen, einem Seerosenbecken in der Mitte und verschiedenen Steinfiguren, die überall im Raum verteilt standen. Nur zögernd trat ich ein und entschied mich dann für den rechten Durchgang. Dort gelangte ich in einen herrlichen Wohnraum, gewiss zwanzig Ellen lang und ebenso breit. Er war mit kostbaren Truhen, Tischen, Sesseln und Blumenvasen ausgestattet. Hinter dieser Halle befand sich ein kleineres Zimmer, in welchem die Möbel aus meinem früheren Wohnraum standen. Daran schlossen sich ein kleines Schlafzimmer und ein Bad an.
    Merit stand noch immer staunend in der Wohnhalle, sah sich die Möbel an und betastete ehrfurchtsvoll eine lebensgroße Figur Nimurias aus Rosenquarz. Wortlos und kopfschüttelnd lief ich an ihr vorbei und zurück in die Eingangshalle und von dort in den linken Gang. Ich gelangte zuerst in ein Arbeitszimmer mit mir unbekannten Möbelstücken und von dort in ein geräumiges Schlafzimmer, so schön, so liebevoll eingerichtet, wie ich es bisher nur vom Schlafgemach Nimurias selbst kannte. Die östliche Wandseite war von Fenstern durchbrochen, welche in den Garten führten. Die übrigen Wände zierten Bilder von Jagden im Dickicht des Flussufers sowie Szenen von prunkvollen Festlichkeiten mit Tänzerinnen und Musikanten. Die Säulen waren in dunklem Rot gestrichen und endeten an der Decke, die in hellem Ocker gehalten war, als offene, dunkelgrüne Papyrusblüten. Hinter dem Schlafgemach schloss sich ein Raum mit Wäschetruhen und Schränken an sowie ein weiteres Badezimmer, welches unsere Diener durch eine zweite Türe auch von dem dahinter liegenden Gang betreten konnten.
    Ich kehrte in die Eingangshalle zurück, breitete hilflos die Arme aus und sah Merit sprachlos an. Hoch erhobenen Hauptes und strahlend schritt sie mir entgegen.
    «Ja, durchaus sehr bescheiden, Eje! Mehr als bescheiden», rief sie mir zu, und der spöttische Unterton war nicht zu überhören.
    «Glaube mir, Merit, von alldem wusste ich nichts! Ameni ließ während meiner Abwesenheit alles umbauen. Ich erkenne selbst nichts mehr wieder! Das sah hier vorher anders aus, und es gab auch nur drei Zimmer. Komm mit! Ich zeige dir auch die Räume dort hinten.»
    Ich nahm Merit bei der Hand und ging mit ihr durch das Arbeitszimmer zurück in das Schlafgemach. Als Merit die beiden Betten sah, begann sie zu lachen.
    «Was ist daran so komisch?», fragte ich. Merit zeigte auf eines der Betten, und sagte: «Die sollen halten, so zierlich, wie sie gebaut sind?»
    «Merit, das sind gute ägyptische Betten mit Rahmen aus Akazienholz und Beinen mit Löwentatzen aus Elfenbein. Sie wirken freilich zierlicher als eure babylonischen Holzkisten, halten aber doppelt so viel aus!»
    In gespielter Erregung kam Merit auf mich zu und schubste mich auf das rechte Bett, welches natürlich nicht zusammenbrach. Als ich lachend dalag, sagte ich zu ihr: «Es wird auch dich noch aushalten, glaube mir!»
    «Sollen wir es darauf ankommen lassen», war ihre Antwort, und kaum waren diese Worte ausgesprochen, lag sie schon an meiner Seite.
    Ich sah in ihre großen braunen Augen, strich durch ihre dunkle Löwenmähne, streichelte die samtene Haut ihres Oberschenkels und spürte unseren heftiger werdenden Herzschlag, nachdem sich unsere Oberkörper berührt hatten.
    «Und wenn jemand hereinkommt?», fragte sie mit leiser, fast ängstlicher Stimme. Ich lächelte sie an, drückte meinen Zeigefinger gegen ihre Lippen und flüsterte ihr zu: «Unser Herrscher sagte doch, wir sollten uns zurückziehen. Glaubemir, er hat in eigener Person dafür gesorgt, dass wir hier ungestört sind! Im Übrigen tun wir nichts Verbotenes mehr. Wir sind verheiratet!»
    Vorsichtig berührten wir einander, unsere Finger ertasteten ganz neue, aufregende Bereiche, suchten, streichelten, um gleich wieder weiter zu suchen und zu streicheln. Irgendwann gerieten wir

Weitere Kostenlose Bücher