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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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hinzu und fasste Sethi am Arm, um ihm Einhalt zu gebieten. Dieser riss sich jedoch los, sodass die Alte das Gleichgewicht verlor, auf das bereits tote Mädchen stürzte und unter den weiter andauernden Axthieben des tobenden Sethi starb.
    Zuletzt weinte Sethi fürchterlich, so entsetzt war er über seine eigene Tat.
    Die Schuld, die sich Sethi aufgeladen hatte, lastete schwer auf ihm, das war ihm deutlich anzumerken. Er vermochte sich nicht mehr vorzustellen, ein derart grausiges Verbrechen begangen zu haben und dachte nach seinen eigenen Worten viel darüber nach, wie es dazu kommen konnte. Ich aber wusste nun, dass Ptahmose nicht anders urteilen konnte. Sethi starb am Mittag des selben Tages den schrecklichsten Tod: Er wurde gepfählt.
    Ich erlebte noch viele grausame Dinge in meinem Leben, und Vieles habe ich längst vergessen oder aus meinem Gedächtnis verdrängt. Das Schicksal der beiden Frauen und ihres Mörders aber berührt mich noch heute.
     
    Während ich mich im Gefängnis aufhielt, trat der Baumeister Amenophis vor seinen Herrscher und berichtete ihm in allen Einzelheiten über den Stand der Steinlieferungen und über die schon begonnenen Baumaßnahmen. Als ich hinzukam, stand vor Nimuria und seinem Baumeister die aus Lehm nachgebaute kleine Tempelanlage, die ich als Junge im Arbeitszimmer meines Freundes gesehen hatte. Mit demselben Eifer wie vor fünf Jahren erläuterte er jetzt dem weisen Amenophis seine Pläne.
    «Zuerst muss der Schrein für die Barke Amuns, den mein Vater begonnen hat, fertiggestellt werden. Ich wünsche, dass er genau in seinem Sinne vollendet wird.»
    Amenophis zeigte dabei mit dem Finger auf einen kleinen Gebäudekomplex inmitten der Anlage.
    «Das Material hierfür ist bereits vorhanden, Majestät. Ihr braucht nur den Befehl zur Fertigstellung erteilen», antwortete der Weise mit leiser Stimme.
    «Dann geschehe es so!»
    «Hat Eure Majestät schon Pläne für den Bereich zwischen dem Hafen und der Tempelanlage?», fragte Amenophis weiter.
    «Die Zufahrt entspricht noch nicht meinen Vorstellungen. Rechts und links der Allee sollen in gleichmäßigen Abständen vom Hafenbecken bis zum Eingangstor je zwanzig Widdersphingen errichtet werden.»
    Gespräche dieses Inhalts führten Pharao und sein Baumeister in den nächsten Jahren fast an jedem Tag, an welchem Nimuria in Waset weilte. Es wurde zunehmend offenkundig, dass Nimuria dem gesamten Tempelbezirk ein grundlegend neues Aussehen verleihen wollte. Ziel war es dabei unter anderem, die Achse der Tempelanlage, die bisher von West nach Ost verlief, gestalterisch zu verändern. Die Hauptachse sollte künftig vom gesegnetsten aller Orte in nordsüdlicher Richtung zum Heiligtum des Amun im südlichen Ipet verlaufen. Dort stand seit der Zeit der großen Hatschepsut Maat-ka-Re ein kleines Opet-Heiligtum des Amun. Daraus gedachte Nimuria einen gewaltigen Tempel errichten zu lassen. Es sollten jedoch noch viele Jahre vergehen, ehe dieses Heiligtum geweiht werden konnte. Neben dem weisen Baumeister Amenophis wurden andere große und bekannte Bauleute von Waset ausgeschickt, um für Nimuria zu arbeiten. Der Steinmetz Hunen war besonders geschickt im Herstellen und Errichten von Obelisken. Er wurde mit zwei Ladungen von Gold und Silberentsandt, um sechs der mächtigen Steinsäulen nach Ipet-sut zu bringen. Dafür wurde Hunen später im Haus der Belohnung von Pharao mit zwanzig Leuten und fünfzig Aruren Ackerland belehnt.
    Suti, der ungepflegte Baumeister am Tempel der Millionen Jahre für Osiris Thutmosis Men-chepru-Re, hatte die dortigen Bauarbeiten abgeschlossen und erhielt jetzt den Auftrag, die Arbeitersiedlungen für Ipet-sut vorzubereiten und im ganzen Land geeignete Bauhandwerker zu suchen und zu verpflichten.
    Hor, der Zwillingsbruder von Suti, trieb derweil den Stollen der Grabanlage Pharaos tiefer und tiefer in den Felsen.
    Meine Aufgabe war es nach wie vor, einerseits die Einteilung der Felder zu veranlassen und die Ernte zu überwachen, andererseits den Abbau und den Transport der Steine aus allen Steinbrüchen des Landes zu leiten. Die Götter waren mit Nimuria, denn einer guten Ernte folgte eine noch bessere, und die Getreidekammern unseres Landes waren zum Bersten voll. Jahr für Jahr ließ ich neue Speicher anlegen. Kein Mensch zweifelte auch nur einen Augenblick daran, dass Nimuria von den Göttern geliebt wurde und dass seine Herrschaft von seinem Vater Amun gesegnet war. So verging Monat für Monat seit unserer Rückkehr

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