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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Nachdem sie noch immer kein Zeichen von Reue und Unterwerfung erkennen ließen, gab Nimuria dem Hauptmann der Leibgarde ein Handzeichen. Vier Soldaten fassten den ersten an den Armen, und ein Fünfter stieß ihm das Schwert in den Bauch und zog es nach oben bis zum Brustbein. Dann ließen sie ihn zu Boden sinken, wo ihm der Kopf abgeschlagen wurde.
    Zuletzt starb Icheni.
     
    Im Schein zweier Kerzenleuchter schrieb ich nachts, als außer den Wachen alle schliefen, Merit einen langen Brief. Ich berichtete ihr von der Schlacht und unserem Weg dorthin, wie heldenhaft Ameni gekämpft und dass Senu mich vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Ich verschwieg ihr natürlich nicht, dass auch Senu und ich goldene Fliegen erhalten und dass Nimuria meinem Diener die Freiheit geschenkt hatte. Ich schrieb ihr weiter, dass ich oft das Lied von dem kleinen Mädchen singen und dabei immer an sie denken würde.
    Zusammen mit den offiziellen Schreiben Nimurias und seinem Brief an Teje, brachte ein Bote auch meinen Brief an Merit nach Waset.
    Amenophis entließ jetzt einen kleinen Teil des Heeres, wusste er doch, dass er keine großen Angriffe mehr zu befürchten hatte. Wir verweilten noch einige Wochen im Süden, da Pharao durch seine Anwesenheit verhindern wollte, dass sich nach dem Tod Ichenis erneut Banden von Aufrührern zusammenrotteten. Wir zogen von Dorf zu Dorf und nahmen an Gold und Edelsteinen mit, was wir finden konnten.
    Schließlich drangen wir bis in den Norden Äthiopiens vor. Das Land dort sah ganz anders aus als bei uns. Wir erreichten eine weite Steppe, unterbrochen von ausgedehnten Bergkettenund bewachsen mit hohem Gras und uns unbekannten dornigen Sträuchern. Dort gab es unzählige Löwen und Elefanten, Giraffen und noch mehr Antilopen, so viele, wie ich später nie mehr sehen sollte. Immer wieder unternahmen wir Jagden, und Ameni erlegte in diesen Tagen siebzehn Löwen und andere Tiere ohne Zahl.
    Am achten Tag erblickten wir von weitem einen Sprung Buschböcke. Der Wind stand günstig, und so kamen Ameni, zwei seiner Leibsoldaten, Senu und ich bis auf wenige Schritte an die Tiere heran. Wie so oft genügte ein Kopfnicken, und unsere Pfeile schwirrten den Zielen entgegen. Drei Buschböcke, Antilopen mit rötlichem weißgestreiften Fell und spitzen Hörner von bis zu einer Elle Länge, gingen im hohen Gras zu Boden. Die anderen sprangen in wilder Flucht ab. Amenophis strahlte und ging sogleich los, um die Beute zu suchen. Dicht an dicht zogen wir durch das hohe Gras, bis wir die ersten beiden Tiere fanden. Sie waren bereits verendet. Ich ging einige Schritte neben Ameni, da sprang Senu mit einem gewaltigen Sprung nach vorne und stellte sich vor seinen Herrscher. Im selben Augenblick schoss der Buschbock, in dessen Flanke noch mein Pfeil steckte, nach vorne und bohrte mit gesenktem Haupt seine beiden Hörner tief in Senus Unterleib. Ameni zog seinen Dolch, warf sich auf das Tier und rammte ihm die Klinge über dem ersten Wirbel von hinten in das Haupt. Der Buschbock verendete auf der Stelle. Senu brüllte fürchterlich, denn offenbar hatten ihm die Hörner beide Nieren durchbohrt. In unserer Hilflosigkeit entschlossen wir uns, Senu wenigstens von dem Tier zu befreien. Von hinten umklammerte ich seinen Oberkörper, und die Soldaten Amenis zogen vorsichtig, aber unter den erbärmlichsten Schreien Senus an dem Buschbock, bis der Leib meines Dieners vom Gehörn des Tieres befreit war. Wir hatten nicht einmal ein Tuch bei uns, um die stark blutenden Wunden abzudecken.
    «Ich hätte Euch vorher vor diesen Tieren warnen müssen, Majestät», stöhnte Senu, und sein Atem ging schwer.
    «Ich kenne diese Tiere schon so lange. Sie   … sie haben mehr Menschen umgebracht, als alle Löwen und Hyänen   … zusammen.»
    «Jetzt hast du auch mein Leben gerettet» sagte Ameni, der sich neben Senu hinkniete und liebevoll über die Stirn des Sterbenden streichelte. An einem kurzen Lederriemen blinkte Senus goldene Fliege im Schein der Mittagssonne. Immer mehr Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn. Sein Atem ging heftiger, und er richtete seinen Oberkörper auf. Er drehte seinen Kopf ein wenig und sah mich mit starren Augen an. Seine Lippen bewegten sich, und er murmelte ein paar Worte, die ich aber nicht verstehen konnte. Langsam drehte er jetzt seinen Kopf zu Ameni, sah ihn an und sackte dann tot in sich zusammen.
    Ich glaube, Amenophis berührte das Ende Senus ebenso wie mich, auch wenn es für ihn nur ein Diener von

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