Im Land des Falkengottes. Amenophis
Asiaten schlägt, der Gott, Herrscher von Waset, Sohn des Amun, zufrieden mit der Kraft, der Schützer dessen, der seine Schönheit schuf, der König von Ober- und Unterägypten, Nimuria, Erbe des Re, Amenophis, Herrscher von Waset, geliebt von Amunrasonther und Chnum von Bigeh, dem Leben gegeben wurde ewiglich.
Jahr fünf. Seine Majestät kehrte zurück, nachdem er bei seinem ersten siegreichen Feldzug gegen das Fremdland des elenden Kusch triumphiert hatte und nachdem er seine Grenze, wie er wollte, bis zu den Himmelsstützen gelegt hatte. Er errichtete die Stele der Siegestaten bis zu den Wassergebieten des Horus. Es gibt keinen König Ägyptens, der desgleichen getan hätte, außerSeiner Majestät, der zufrieden ist mit den Siegen, das ist Nimuria, der seinen Weg öffnet in Kraft und Stärke vor seinem Heere. Sein Vater Amun aber ist sein Führer, der ihm Tapferkeit und Stärke gegen alle Fremdländer anbefohlen hat, nachdem er ihm die Südlichen wie die Nördlichen, die Westlichen und die Östlichen gegeben hat, damit er sie ihm führe. Sie geben sich ihm selbst mit ihren Kindern, damit er ihnen den Hauch des Lebens gebe, der geliebte Sohn des Re, Amenophis, Herrscher von Waset, der Entsetzliches dem Nubierland angetan hat, das Kampf gegen ihn angezettelt hatte.
Er tat es, damit Leben, Dauer, Heil, Gesundheit, Freude seines Herzens und seines Kas gegeben werde, erschienen auf dem Thron des Amun wie Re ewiglich.»
Auch in Napata, das wir jetzt erreicht hatten, ließ Pharao eine Stele mit diesen Worten errichten.
In Begleitung dreier Offiziere ging ich zum Haus Majs. Ein Soldat aus seiner Einheit führte uns, und vier Soldaten trugen den hölzernen Sarkophag mit dem Leichnam. So gut es ging war er bereits für die Ewigkeit vorbereitet und in Binden gewickelt, denn ich wollte verhindern, dass die Witwe des Toten dessen grauenvolle Verstümmelungen sah. Am Südrand von Napata, zwischen alten Sykomoren, lag das bescheidene Anwesen, und zum ersten Mal betrat ich das Haus einfacher Leute.
Wir gelangten zuerst in eine Eingangshalle, wo ich den Sarg abstellen ließ. Dann erschien auch schon Majs Frau aus dem dahinter liegenden Aufenthaltsraum. Sie hieß Ti, war achtzehn Jahre alt und noch kinderlos. Sie trug schulterlanges schwarzes Haar, war sehr schlank und auffallend gut gepflegt. Nachdem ich ihr die schreckliche Nachricht überbracht hatte – ich verschwieg ihr allerdings, wie grausam Maj gequält wurde, ehe er starb –, fiel sie mir um den Hals, als wäre ich ihr Bruder, und weinte. Später, als sie neben dem Sarg kniete, erzählte ich ihrvon dem Feldzug und wie tapfer Maj an der Seite Nimurias gekämpft hatte. Dabei erfand ich manche Geschichte, denn ich wollte, dass die Arme ihren Mann in möglichst guter Erinnerung behielt. Dann verabschiedete ich mich von Ti und versprach ihr, sie vor unserer Abreise nochmals zu besuchen.
Die junge Frau ging mir nicht aus dem Kopf. Ich dachte viel darüber nach, wie sie jetzt weiterleben würde. Nach unseren Gesetzen gehörte ihr der bescheidene Besitz ihres Mannes. Von dem wenigen Land, das ihr gehörte, waren sie und die drei Knechte, die in ihrem Hause arbeiteten, kaum zu ernähren. Sie konnte sich nur ganz schnell einem anderen Mann anvertrauen oder im Haushalt eines Bruders um Aufnahme bitten.
Als ich Ti nach zwei Tagen wieder aufsuchte, machte sie einen sehr gefassten Eindruck. Sie schien ihre Lage richtig einzuschätzen, denn schon bald erzählte sie mir, dass sie das kleine Anwesen verkaufen und von Napata wegziehen wollte.
«Nein, edler Herr, ich habe keinen Bruder, zu dem ich ziehen könnte. Ich werde nach Waset gehen und mein kleines Vermögen dem Hathortempel vermachen und mich als Tempeldienerin einkaufen. Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Ich habe Maj zu sehr geliebt, als dass ich mich jetzt irgendeinem Mann anvertraute.»
Ich muss gestehen, mir gefiel der Gedanke, dass Ti nach Waset ziehen wollte. Denn Ti war eine sehr schöne Frau. Aber dass sie vorhatte, Tempeldienerin der Hathor zu werden, war mir nicht recht. Ohne große Umschweife bot ich ihr deswegen eine Stelle in meinem Palast an. Sie sollte erst einige Monate als Dienerin allgemeine Arbeiten verrichten, um dann vielleicht Hofdame Merits zu werden. Ich hinterließ ihr ein Schriftstück mit meinem Siegel, mit welchem sie sich jederzeit Zutritt zu mir verschaffen konnte, sollte sie sich für mein Angebot entscheiden.
Am anderen Morgen zog Pharaos Heer weiter.
Tag um Tag, Woche um
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