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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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überlebensgroße Götterfiguren wie der schakalköpfige Anubis, der Krokodilgott Sobek, Thot in Gestalt des Pavians, Figuren Seiner Majestät mit der Kriegskrone, dem Chepresch, auf einem Papyrusboot oder sitzend mit der Doppelkrone, Geißel und Krummstab. In noch offenen Truhen lagerten in unterschiedlichen Größen einige hundert Arbeiterfiguren, die Uschebtis, welche Seiner Majestät im Jenseits behilflich sein würden. An einer Wand lehnten die mit zahlreichen Schutzgöttern versehenen Seitenteile der goldenen Schreine und warteten darauf, den Sarkophag Pharaos sowie die Kanopenkrüge mit den Eingeweiden des Toten schützend zu verhüllen.
    Raum für Raum wurde durchgegangen, Stück für Stück zuProtokoll gegeben und zuletzt von Amenophis mit dessen Siegel bestätigt.
    Die übrige Zeit in diesen Tagen verbrachten wir damit, den Umzug Amenis aus den Prinzengemächern in den Palastflügel des Pharaos zu überwachen.
    Unter der ganz persönlichen Aufsicht des künftigen Herrschers wurde sein bisheriges Arbeitszimmer ausgeräumt: die Schriftrollen, das Modell der von ihm geplanten Tempelanlage, sein Schreibgerät und seine Jagdwaffen, schließlich die Möbel.
    Ameni wies mir selbst drei Räume zu: ein geräumiges Arbeitszimmer direkt neben seinem eigenen, einen Aufenthaltsraum und ein kleines Schlafgemach mit dazugehörigem Baderaum. Alle Zimmer lagen in einer Flucht, waren untereinander mit Türen verbunden und verfügten über weite Fensteröffnungen zum Garten, sodass die Räume sehr luftig wirkten.
    «Du musst nicht befürchten, den Rest deiner Tage bei mir verbringen zu müssen», beruhigte mich Ameni, als er mir mein künftiges Zuhause zeigte.
    «Der Einzige Freund des Pharao muss natürlich jederzeit die Möglichkeit haben, hier wohnen und übernachten zu können, wenn es erforderlich ist», fuhr er mit strahlendem Gesicht fort, legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich kräftig an sich.
    Wir standen gerade in meinem neuen Schlafgemach, als Ameni zweimal mit den Händen klatschte und Diener ein Möbelstück nach dem anderen hereintrugen. Zuerst ein vergoldetes Bett, dessen Füße wie so oft in kräftigen Löwentatzen endeten, dann Holztruhen mit kunstvollen Schnitzereien, kleinere Truhen mit Perücken und Schmuck, drei Leuchter mit je acht Öllämpchen sowie drei Tische unterschiedlicher Größe.
    «Wo soll das Bett aufgestellt werden, Eje?»
    Ich drehte mich zweimal langsam im Kreis und zeigte auf die Wand neben den Fensteröffnungen, die zum Garten lagen.
    «Stellt es dorthin», befahl Ameni. «Und dann befestigt über dem Bett noch das Mückennetz.»
    Dann wurden die anderen Gegenstände nach meinen Anweisungen im Raum verteilt. Durch eine schmale Öffnung gelangten wir in meinen künftigen Wohnraum. Er war gewiss zwanzig Ellen lang und fast ebenso breit, und nach oben geöffnet. Zum Schutz vor der Mittagshitze war ein gelb gefärbtes Sonnensegel unter die Öffnung gezogen. Darunter befand sich ein rechteckiges Wasserbecken, in dem frische Blütenblätter schwammen. Die Wände des Raumes waren in hellem Rot gestrichen, die vier Säulen, die an den Ecken des Beckens nach oben ragten und die Dachöffnung trugen, leuchteten gelb bis ocker.
    «Sehen wir doch, was wir hieraus machen können!» Amenophis machte einen mächtigen Satz über das Wasserbecken. Kaum hatte er in die Hände geklatscht, kam ein Diener nach dem anderen in den Raum gelaufen oder gesprungen, legte Kissen dahin und dorthin, stellte Stühle, Tische, Vasen und Kerzenleuchter auf, und ehe wir uns versahen, war mein Wohnraum auf das Anspruchsvollste eingerichtet.
    Da erklang eine einzelne Flöte, nach kurzer Zeit gesellte sich unauffällig eine zweite hinzu, schließlich stimmten zwei Harfen in die liebliche Melodie ein. Die Musik kam näher, doch zunächst betraten vier schwarze Diener den Raum, die auf einem goldenen Tragegestell eine Figur trugen. Es war ein überlebensgroßes Abbild eines Pharao mit Nemes-Kopftuch. Der Körper der Holzfigur war schwarz lackiert, nur das Kopftuch, die Gürtelschnalle, die Armreifen und die Sandalen waren golden.
    «Wo soll die Figur stehen? Sie gehört nun dir», sagte Amenophis, während die acht Musikanten den Raum betraten und sich neben der Tür niederließen.
    «Hier», sagte ich und deutete zwischen zwei Säulen genau gegenüber dem Eingang.
    «Hierher, und zwar mit dem Gesicht zum Schlafzimmer», bestimmte ich. Die vier Diener hoben die Figur mit größter Vorsicht von der Sänfte und stellten

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