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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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sie wie befohlen zwischen die Säulen. Die Statue war zweifelsfrei der Mittelpunkt des ganzen Raumes und verlieh ihm endgültig herrschaftlichen Glanz. Während einige Diener noch damit beschäftigt waren, Tongefäße mit Palmen und Oleander im Raum zu verteilen, standen Ameni und ich tief beeindruckt vor dem schwarzen Pharao und lauschten der Musik.
    «Wer ist das?», fragte ich nach einer Weile ganz leise.
    «Bis gestern war es mein Vater Thutmosis Men-chepru-Re. Jetzt steht auf der Gürtelschnalle mein Thronname: Neb-maat-Re. Also bin ich es.»
    Ich habe meinen Freund offenbar völlig entgeistert angesehen, denn er fuhr gleich fort: «Eje, das ist nichts Außergewöhnliches. Glaub mir das, dein Vater wird es dir bestätigen. Seit allen Zeiten übernehmen die Herrscher unseres Landes teilweise die Bildnisse ihrer Vorgänger oder lassen deren Namen an Tempeln, Palästen und Obelisken durch die eigenen ersetzen.»
    «Das ist es nicht», log ich ein wenig, denn in Wirklichkeit dachte ich schon, dass das Auswechseln des Namens einer Schändung gleichkam. «Ich war nur von der Schönheit dieser Figur so beeindruckt. Ich danke dir, Ameni!»
    Die Diener waren zwischenzeitlich verschwunden, nur die Musikanten spielten weiter, und wir gingen durch eine große Tür in den Arbeitsraum. Er war bei weitem nicht so groß wie der Wohnraum, hatte auch keine Dachöffnung, und seine Wände waren weiß getüncht, sodass der Raum sehr nüchtern wirkte. Amenophis klatschte erneut, und wieder trugen die Diener Amenis Möbelstücke herbei.
    Ich erhielt einen außergewöhnlich langen Schreibtisch, dazu sechs Stühle, drei Wandregale für Schriftstücke und zwei verschließbare Truhen für persönliche Dinge und wichtige Dokumente.
    Ameni klatschte, und eine junge Nubierin kam hereingelaufen, kniete sich mit gesenktem Kopf vor den Herrscher nieder und hielt ihm ein aus Elfenbein geschnitztes, etwa eine Elle langes Krokodil entgegen. Ameni nahm es, drehte sich zu mir, hielt es mir entgegen und fragte mit einem zufriedenen Lächeln: «Weißt du, was das ist?»
    «Ein Krokodil aus Elfenbein», antwortete ich und schaute ihn mit großen Augen an.
    «Das ist zunächst richtig.»
    Ameni ergriff mit der rechten Hand den Rücken des Tieres und hob ihn vorsichtig wie den Deckel einer Schachtel ab. Im Inneren befanden sich Schreibbinsen und Vertiefungen für Farbe.
    «Dein neues Schreibzeug! Ich habe es eigens für dich anfertigen lassen», erklärte Ameni mit sichtlicher Freude. Ich war sprachlos. Das Krokodil war nach dem Prunkdolch und der Statue das dritte kostbare Geschenk meines Freundes.
    «Du beschämst mich mit deiner Großzügigkeit, Ameni. Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken kann!»
    «Du wirst noch viel Gelegenheit dazu haben, da bin ich mir sicher. Aber nun lass das, ich muss dir noch einige Personen vorstellen.»
    Ameni nahm mir das Krokodil aus der Hand und stellte es auf den Schreibtisch. Wieder klatschte er mit den Händen, und abermals huschten zwei Dienerinnen und zwei Diener in den Raum und stellten sich in einer Reihe vor uns auf.
    «Das ist Cheruef», begann Ameni mit dem ersten, einem ungefähr zwanzig Jahre alten Ägypter.
    «Cheruef ist ein hervorragender Schreiber, kennt im Palastalles und jeden und wird ab sofort dein alleiniger Schreiber sein.»
    Cheruef verneigte sich mit einem höflichen Lächeln. Der nächste, den Amenophis mir vorstellte, war mein künftiger Leibwächter Senu, ein Nubier von enormen Ausmaßen und einer Muskelkraft, die Angst und Schrecken verbreitete. Ihm folgte Nefta, eine dreißigjährige Ägypterin, mit großen, fast schwarzen Augen, schönen, gleichmäßigen Zähnen und langen sehnigen Beinen.
    «Sie ist für deine Kleidung verantwortlich und für dein körperliches Wohl, also Bad und Massage, Essen und Trinken und so weiter. Die gleiche Aufgabe hat Rena. Die beiden werden sich abwechseln, sodass sich eine von ihnen ständig in deiner Umgebung aufhält.»
    Rena, eine kleine zierliche Nubierin, war wesentlich jünger als Nefta, vielleicht sechzehn Jahre alt. Gerade waren wir mit der Vorstellung meiner künftigen Dienerschaft fertig, da stand der Wesir Ptahmose in der Tür zum Arbeitszimmer des Herrschers, das sich an meines anschloss, und bat ihn um ein Gespräch.
    «Mache dich mit allem hier vertraut, Eje. Ich werde gleich wieder zurück sein», sagte Ameni und verließ den Raum, während wir uns alle verneigten.
     
    Da stand ich, gerade einmal vierzehn Jahre alt, im Palast des

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