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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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ein Grab zu bauen, wie es so großzügig dem übrigen Volk nicht zustand.
    Geduldig und regungslos verharrte Amenophis in seiner Sänfte, während die Arbeiter und die Soldaten zuerst die Särge und dann die schweren Grabbeigaben auf Holzschlitten luden. Die kleineren und leichteren Gegenstände wurden einzeln oder an Stangen getragen. Alle Männer halfen mit, selbst der Wesir durfte sich dieser Verpflichtung nicht entziehen. Die Frauen trugen Blumensträuße und kunstvoll geflochtene Kränze.
    Der Begräbniszug kam nur schleppend vorwärts, obwohl einige Arbeiter der Totenstadt ausschließlich damit beschäftigt waren, vor die Kufen der Schlitten Milch auszugießen, damit diese leichter durch den Wüstensand glitten. In sengenderHitze führte unser Weg auf den Berg hinauf und erlaubte uns einen unvergesslichen Blick hinab auf den Tempel der Millionen Jahre von Pharao Hatschepsut Maat-ka-Re, auf den Fluss und schließlich auf ganz Waset mit seinem Tempelbezirk Ipet-sut. Erst nach Stunden erreichten wir den Zugang zum Tal der Ewigkeit, der von Soldaten streng bewacht wurde.
    Wegen des Gerölls, das den Boden des ganzen Tales bedeckte, mussten die Särge und alle Grabbeigaben auf der letzten Wegstrecke nun getragen werden.
    Ptahmose, mein Vater, der Erste Priester des Amun Ramose, der Schatzmeister Merire und der erste Offizier der Leibgarde trugen den Sarg von Osiris Thutmosis, Priester und Soldaten die Särge des Prinzen und der Prinzessin. Neben dem unscheinbaren Eingang zum unterirdischen Grab wurden die Särge abgestellt und geöffnet. Unter dem lauten Wehklagen der anwesenden Frauen und Mädchen schütteten Priester ein letztes Mal duftende Öle über die balsamierten und gewickelten Leiber, während Ramose, der Erste Priester des Amun, lange Gebete sprach. Mutemwia und Iaret legten die mitgebrachten Blumenkränze auf die Köpfe der Toten, zuletzt verdeckten Masken aus reinem Gold deren Gesichter. Der erste Sarg wurde sorgfältig verschlossen. Über diesen vergossen die Priester erneut kostbares Öl. Die Särge wurden in einen zweiten, und dieser in einen dritten gelegt. Zuletzt wurden sie senkrecht neben dem Eingang zum Grab aufgestellt. Ramose bat nun seinen Herrscher, an den Toten den letzten Dienst zu verrichten. Mit einem goldenen Speitel berührte Amenophis die Lippen der Totenmasken auf dem Sarg, um ihnen so für die Ewigkeit den Mund zu öffnen, damit sie wieder lebten in Ewigkeit.
    Während all dieser Zeit brachten die Arbeiter der Totenstadt und die Soldaten unter der Aufsicht des Schatzmeisters Merire alle mitgeführten Gegenstände in das Grab und lagertensie an ihrem dort vorgesehenen Platz. Auf eigens vorgefertigten Gestellen trugen jetzt die erfahrensten Arbeiter die Särge in das Innere des Grabes. Lediglich Amenophis, der Priester Ramose, mein Vater, der Wesir Ptahmose und ich folgten ihnen. Über eine kurze Treppe mit nicht mehr als zwölf Stufen erreichten wir einen ersten, leicht nach unten führenden Gang, dessen Wände undekoriert waren. Über eine zweite, sehr steile Treppe gelangten wir in einen weiteren Gang, welcher an einem etwa acht Ellen breiten Schacht endete, dessen Tiefe wegen der Dunkelheit nicht abzuschätzen war. Jenseits dieses Schachtes schloss sich eine erste kleine Halle mit zwei Säulen in ihrer Mitte an. Um die erste der Säulen war ein starkes Seil gebunden, das den Schacht überspannte und so als Geländer diente. Der Schacht selbst konnte über zwei lose daliegende Holzbalken überquert werden. Von der ersten Säulenhalle aus gelangten wir über eine Treppe, einen sich anschließenden Gang und eine weitere Treppe in die Vorkammer des Grabes.
    Ihre Wände waren bemalt, überall war der König vor verschiedenen Gottheiten zu sehen. Die dunkelblaue Decke bedeckten fünfzackige goldene Sterne. Am Ende dieses Raumes bogen wir nach links ab und gelangten in die eigentliche Grabkammer. In der Mitte standen sechs Säulen, die aus dem Gestein herausgearbeitet waren, und links und rechts führten zwei Türen zu kleineren Räumen. In den ersten Raum auf der rechten Seite wurden die Särge der Kinder gebracht. Grabbeigaben füllten die übrigen Kammern. Am Ende der Grabkammer führten zwischen zwei Säulen vier Stufen nach unten, dort stand der dunkelrote Sarkophag für Osiris Thutmosis. Daneben schlossen sich wieder rechts und links je eine kleinere Kammer an. Die Außenwände der Sargwanne waren mit heiligen Texten beschriftet, am Kopfende streckte eine weißgekleidete Nephthys

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