Im Land des Falkengottes. Amenophis
vorbehalten.»
«Ich möchte ein prächtiges und ein einzigartiges Grab, wie es hier noch nicht errichtet wurde. In wenigen Tagen reist der Hof zurück nach Men-nefer, und in acht bis zehn Monaten werde ich wieder in Waset sein. Dann lasse ich dich rufen und werde dir meine Pläne zeigen. Bis dahin bereitest du die Grundsteinlegung für beide Gräber vor.»
Hor verneigte sich tief und versprach, alles zur Zufriedenheit des Guten Gottes zu erledigen.
Am frühen Nachmittag, als Aton, die Sonnenscheibe, am höchsten stand, erreichten wir wieder den Ausgang des Tales. Hor verabschiedete seinen Herrscher demutsvoll, nicht ohne vorher einen ansehnlichen Lederbeutel mit Gold erhalten zu haben.
Hor war sich sicher, dass im ganzen Land Maat regierte.
Wir bestiegen unsere Wagen, und wegen der großen Hitze fuhren wir sehr langsam zurück. Diener hielten Sonnenschirme über unsere Köpfe. Wir erreichten die Kante des Bergmassivs, von wo aus wir eine herrliche Aussicht auf die Tempel der Millionen Jahre, auf Waset und die Tempelstadt hatten.
Zu meinem Erstaunen war bereits der Baldachin Pharaos aufgebaut, in dessen Schatten wir ein wenig aßen und kühles Bier tranken.
«Du hast wohl an alles gedacht, Ameni!»
«Würdest du es als Vergnügen empfinden, bei dieser Hitze bis Waset zu fahren, ausgehungert und durstig? Nein, mein Freund. Lass uns hier rasten und die Ruhe genießen.»
«Wen wirst du mit der Planung deines Grabes beauftragen?»
«Ich werde mich morgen in der Bauberatung hierüber mit dem Baumeister Amenophis unterhalten. Er wird dann erstmals zeigen können, ob er würdig ist, Baumeister des Königs zu sein.»
Wir genossen die Stille, die nur vom grellen Kreischen einiger Jungfalken, die an den Felswänden ihre ersten Flugversuche unternahmen, gestört wurde. Schweigend blickten wir hinunter auf die drei Tempel der Millionen Jahre.
Rechts unter uns lag der Tempel von Pharao Mentuhotep Neb-hepet-Re, in der Mitte der von Thutmosis Men-chepru-Re und links der Terrassentempel von Pharao Hatschepsut Maat-ka-Re. Von ihm stieg der betörende Duft unzähliger Weihrauchbäume empor, welche die große Königin einst aus dem fernen Punt hierher bringen und einpflanzen ließ. In einiger Entfernung sah ich diesseits des Flusses den schmalen grünen Streifen mit der Anlegestelle und den wenigen Häusern der Fährleute. Auf der anderen Seite des Flusses lag im Flimmern der Hitze die Stadt mit ihren Tempeln, den Palästen, den vielen weißen Häusern, dazwischen immer wieder Dum- und Dattelpalmen, die jetzt wie seit Ewigkeiten der Hitze trotzten und den Menschen ein wenig Schatten spendeten.
«Dort», Ameni zeigte in Richtung Norden, «dort werde ich meinen Tempel der Millionen Jahre errichten. Hinter dem Tempel meines Vaters, aber viel näher am Fluss.»
«Und die Überschwemmung?», fragte ich reichlich verwundert.
«Sie ist gewollt. Sie ist ein Bestandteil meines Planes, Eje. Ein Teil der Tempelanlage wird in jedem Jahr überschwemmt sein, und wenn das Wasser abgezogen ist, wird alles zu neuem Leben erwachen, sprießen und grün sein. Wir werden deutlich vor Augen haben, dass das ‹Erste Mal›, der große Schöpfungsakt der Götter, sich stets wiederholt.»
Ich war offen gestanden von Amenis Plänen und Gedanken sehr überrascht, denn ich hatte bislang immer den Eindruck,dass er unserer Religion und ihren Geheimnissen nicht allzu nahe stand. Offenbar hatte ich mich geirrt.
Hinter uns senkte sich die Sonnenscheibe mehr und mehr, und der Schatten des Westgebirges erreichte bereits den Fluss. Erst jetzt befahl Amenophis den Aufbruch, und wir kehrten nach Waset zurück.
Anders als am Morgen waren jetzt die Straßen und Plätze voll Leben, und wir fuhren langsam und in geordneter Formation, sodass Amenophis, der seinen Streitwagen jetzt von einem Offizier lenken ließ, den Jubel seiner Untertanen in vollen Zügen genießen konnte. Den Abend verbrachten wir mit den Großen königlichen Gemahlinnen, meinen Eltern und Teje, die neben Amenophis saß, auf der Dachterrasse des Palastes. Amenophis berichtete von allem, was wir an diesem Tag erlebt hatten. Während uns Ameni mit viel Phantasie seine Vorstellungen von der Grabanlage und seines Tempels beschrieb, griff er immer wieder unauffällig nach Tejes rechtem Arm und küsste ihren Handrücken. Mutter und die Große königliche Gemahlin Mutemwia blickten mit leicht errötetem Kopf verschämt nach unten. Amenophis bemerkte dies.
«Liebe Mutter, liebe Tuja! Ich sehe
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