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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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gingen, und so machten wir uns in Begleitung Hors auf den Weg. Nach einer Weile teilte sich das Tal. Wir gingen jedoch nicht nach links, in den östlichen Fortsatz des Tales, wo Osiris Thutmosis Men-chepru-Re seine letzte Ruhe gefunden hatte, sondern nach rechts, in den westlichen Teil. Am Anfang war der Talboden noch weit, machte einige Biegungen nach links, bis der Weg nochmals durch ein kleines Felsmassiv geteilt wurde. Dahinter vereinigten sich die Wege wieder und bildeten an dieser Stelle einen kleinen rechteckigen Platz. Schroffe, völlig unbewachsene, rotbraune Felswände führten steil nach oben. Vom linken hinteren Ende dieses Platzes führte nochmals ein schmaler Weg, der bald eine engeLinksbiegung machte, in ein kurzes unscheinbares Seitental. Nach etwa zweihundert Ellen Wegstrecke, fast am Ende, an der linken Seite, zeigte Hor auf eine Stelle am Fuße des Hanges, an der bereits einige Grabungen stattgefunden hatten.
    «Das Gestein ist gut, Majestät. Es lässt sich einfach bearbeiten, ist aber bruchfest.»
    Hor hob einige Gesteinsproben auf und hielt sie Nimuria entgegen, der jedoch abwinkte und sagte: «Davon verstehe ich nichts. Ich verlasse mich ganz auf dich, Hor.»
    Amenophis blickte mehrmals in alle Richtungen nach oben auf die Bergkämme und fuhr dann fort: «Ist es für deine Arbeiter sehr schwer, hierher zu kommen?»
    «Der Weg ist sicherlich weit und beschwerlich, Majestät. Doch während der Arbeitstage übernachten die Arbeiter hier im Tal und kehren erst am Ende der Arbeitswoche in ihre Siedlung zurück.»
    «Was geschieht mit dem Schutt und dem Geröll, das aus dem Grab kommt? Kann alles möglichst unauffällig entsorgt werden?», wollte Ameni weiter wissen.
    «Auch hier habe ich keine Bedenken, mein Herrscher. Dieses Tal ist weit und lang genug, um all das Gestein unauffällig zu verteilen. Wir benötigen auch reichlich Steine, um zuletzt den ersten Stollen und den Eingangsbereich selbst zuzuschütten.»
    Amenophis blieb schweigend stehen und sah sich noch eine Weile um. Ich merkte ihm an, dass ihn der Gedanke, schon jetzt Sorge für sein künftiges Grab zu tragen, nachdenklich stimmte. Dann sah er mich an.
    «Nun zu dir, mein Freund! Ich sagte dir gestern, du würdest heute von der Auszeichnung, die dir zuteil wird, erfahren. Ich will dir zeigen, dass du ein für allemal meine Gunst genießt wie kein anderer und dass du wahrhaftig mein Freund bist. Ich schenke dir hier im Tal eine Grabstätte. Schon vor längererZeit erhielt Hor deswegen von mir den Auftrag, sich hier nach einem zweiten geeigneten Platz umzusehen.»
    Ich war außer mir vor Freude und wollte gerade etwas sagen, da fuhr Ameni schon fort: «Es ist gut so, Eje! Ich habe mir das überlegt, und ich weiß, was ich sage. Außerdem mag ich das nicht, wenn mir ständig widersprochen wird.» Nimuria strahlte, und ich schwieg.
    «Also, Hor, zeige uns den Weg!»
    Wir gingen zurück zu dem kleinen viereckigen Platz, hielten uns dort links und gingen dann fast tausend Ellen weit wiederum nach links in ein schmales Seitental mit steilen, schroffen Wänden. Der Weg schien unendlich lang, an einigen Stellen wurde er breiter, an anderen beklemmend eng. Zuletzt wurde auch dieser Weg von einem kleinen Felsmassiv geteilt, nach seiner Wiedervereinigung machte er noch zwei oder drei unauffällige Biegungen, und dann war auch dieses Seitental zu Ende. Über einem Hang aus Geröll und Schutt ragten rotbraune Felsen empor. Ihre Form erinnerte mich an massive Säulen. Wieder zeigte Hor auf eine Stelle im Boden, an welcher bereits Grabungen stattgefunden hatten.
    «Auch dieser Platz ist für ein Grab sehr geeignet, Majestät», erklärte Hor und hob erneut ein paar Steine auf. Um Hor nicht zu enttäuschen, nahm ich sie in die Hand und sah sie mir genauer an.
    «Feinster Sandstein, mein Herr», erklärte Hor mit weit aufgerissenen Augen.
    «Gefällt dir der Platz, Eje?»
    «Keine Frage! Dann habe ich es auch im Schönen Westen nicht weit zu dir und stehe Tag und Nacht zur Verfügung.»
    Wir lachten beide, und es war gut, dass mein Vater nicht hier war, denn an diesem geheiligten Ort hätte er sich meine Bemerkung verbeten.
    Auf unserem langen Rückweg erläuterte Hor seinem Herrscherin groben Zügen, wie man bei der Anlage eines Königsgrabes vorging.
    «Hast du schon erste Pläne des Grabes vorbereitet?», fragte Ameni.
    «Ja, mein Herrscher. Aber es sind nur sehr grobe Pläne. Die genaue Planung und Ausstattung des Grabes ist allein Eurer Majestät

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