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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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niemand hegte noch Zweifel, dass sie bald Große königliche Gemahlin sein würde.
    Während des Morgenmahles nahm Amenophis zuerst die Berichte der Kommandanten der einzelnen Schiffe entgegen, danach machten der Bürgermeister und der Vorsteher der Priester vor Pharao ihre Aufwartung, mit all ihren Lobreden und Versprechungen. Sie erhielten dafür die übliche Belohnung in Gold.
    Das machte Nimuria große Freude.
    Wenn auch dies überstanden war, hatten wir Gelegenheit, ein wenig mit unseren Familien zu sprechen.
    «Ich würde mich sehr freuen, wenn Teje anschließend auf meinem Schiff mitfahren würde», platzte Amenophis mit fröhlichem Gesicht in die flüsternde Runde. Alle glaubten, Amenophis wollte Teje während der gesamten Fahrt, also auch nachts, bei sich haben, und so gab es reihum nur betretene Gesichter. Mutemwia wollte gerade etwas sagen, da setzte Ameni nach. Er hatte offenbar begriffen, was die anderen glaubten.
    «Natürlich wird sie nach dem Abendessen wieder auf ihr Schiff hinübergebracht! Was dachtet ihr!», sagte er und wollte nicht wahrhaben, dass man ihn missverstanden hatte.
    In Wirklichkeit hätte er Teje sehr wohl die ganze Reise bei sich haben wollen, wie er mir später gestand. Aber er sah ein, dass dies einfach nicht ging. Teje schaute mit großen, fragenden Augen zu Vater hinüber.
    «Als Euren ergebensten Diener braucht Ihr mich nicht um Erlaubnis zu bitten, Nimuria. Als Vater einer Tochter sage ich aber gerne Ja.»
    «Ich danke dir, Juja! Wie immer hast du eine sehr weise Entscheidung getroffen», antwortete Ameni, verbeugte sich dabei leicht nach vorne, und selbst Mutter musste ein wenig über die Gesten der beiden lachen. Teje beugte sich zu Vater, gab ihm einen Kuss auf die Wange, wechselte dann die Seite und wiederholte den Kuss bei Amenophis. Pharao war zufrieden und drückte mit seinem rechten Arm, den er leicht um TejesSchulter gelegt hatte, die königliche Braut vorsichtig und zärtlich an sich.
    Unter den Klängen von Fanfaren und Trompeten verließen wir das königliche Zelt und den festlich geschmückten Platz und gingen zu den Schiffen. Amenophis nahm Teje an seine Seite, vorsichtig umgriff ihre rechte Hand seinen linken Arm. Am Bug des Schiffes standen beide unter dem dort aufgestellten Baldachin, neben ihnen die Wedelträger, und wie überall warfen sich die Menschen vor ihnen zu Boden. Nachdem sie sich wieder erhoben hatten, machte Pharao einen kleinen Schritt nach vorne und breitete die Arme, die Geißel und Krummstab hielten, ein wenig aus. Das Volk, dem so Pharaos Segen zuteil wurde, bedankte sich mit lautem Jubelgeschrei. Amenophis und Teje standen noch eine ganze Weile schweigend unter dem Baldachin und schauten auf die kleine Stadt und ihre Bewohner, während die Flotte langsam wieder in Fahrt kam.
    Ein Leibdiener brachte seinem Herrscher das Nemes-Kopftuch, das Nimuria geschwind gegen den blauen Helm austauschte. Er übergab dem Sandalenträger Zepter und Krummstab und nahm neben Teje auf seinem Thronsessel Platz. Ich ging zum Hinterdeck und setzte mich dort neben der königlichen Sitzbank auf einen kleinen Schemel. Ich sah auf die hinter uns fahrenden Schiffe und bestaunte die langsam vorbeigleitende Landschaft unseres herrlichen Landes. Wie wohl alles bestellt war! Inmitten einer unermesslich großen Wüste, die bis an die Enden der Welt reichte, durchzog der Nil, den wir als fettleibigen Hapi, den männlichen Gott mit weiblicher Brust, verehrten, einen schmalen Streifen Ackerlandes, von dem unser Volk lebte. Der Gedanke an das Abbild dieses Gottes stimmte mich heiter, waren es doch tatsächlich die Erträge Hapis, die viele in unserem Land fettleibig werden ließen. Da kamen mir die Verbrecher in den Sinn,die erst vor wenigen Tagen wegen ihrer Habgier hingerichtet wurden. Die Verbrecher Neferhotep, Intef und ihre Helfer taten mir nicht Leid, denn sie hatten ihre gerechte Strafe erhalten. Aber ihre Familien? Ihre Frauen und Kinder, ihre Diener. Hatten sie das Schicksal verdient, in Steinbrüche verschleppt und versklavt zu werden? War das Maat, die allem Sein zugrunde liegende Gesetzmäßigkeit, Recht, Wahrheit, Weltordnung?
    «Was betrübt dich denn, Eje?», hörte ich die Stimme meines Vaters neben mir. Er setzte sich an meine Seite und legte seinen rechten Arm um meine Schulter.
    «Durch meinen Diensteifer wurden Menschen hingerichtet, ihre Familien enteignet, verbannt und verschleppt. Das stimmt mich immer wieder nachdenklich, Vater!»
    «Kennst du die

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