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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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bringen. Ich habe meine traurige Pflicht erfüllt.»
    In den Augen Pharaos und Tejes, seiner Großen königlichen Gemahlin, standen Tränen, und beide mussten sich sehr beherrschen, ihre Gefühle vor allem Volk zu verbergen, um ihre königliche Würde zu wahren.
    Nimuria ging auf seinen Sohn zu, umarmte ihn kurz, und sagte leise zu ihm: «Ich danke dir, mein Sohn. Lass uns morgen auch den Rest unserer Pflicht an Osiris Thutmosis erfüllen.»
    In einem langen Zug begleitete der gesamte Hofstaat den Sarg zum großen Tempel von Ipet-sut, wo er bis zum nächsten Morgen aufgebahrt und unter den Gebeten der Priester von Soldaten der Leibgarde bewacht wurde.
    Nach der kurzen Trauerzeremonie im Tempel fuhr ich mit Ti und Nafteta in meinen Palast. Ich nahm ein Bad, zog frische Sachen an und verbrachte den Nachmittag mit meiner Familie in einem der Schattenhäuser unseres Gartens. Ich berichtete Ti und meinen Töchtern jede Einzelheit aus Men-nefer und On. Da Ti es vorzog, mit Mutnedjemet den Abend zu Hause zu verbringen, brach ich nur mit Nofretete zum königlichen Palast jenseits des Flusses auf. Sie war sehr aufgeregt, würde sie doch nach wochenlanger Trennung endlich Prinz Amenophis wieder sehen.
    Auch er konnte offenbar die Begegnung mit meiner Tochter kaum erwarten, denn in Begleitung seiner Leibwache und seiner Wedelträger empfing er unsere Sänfte bereits am Haupteingang des Palastes. Der Prinz löste sich mit wenigen Schritten von seinen Begleitern und reichte Nofretete die Hand, um ihr aus der Sänfte zu helfen. Sie errötete wegen dieser Aufmerksamkeit und verneigte sich schüchtern, während Amenophis noch immer ihre Hand hielt. Als sie ihre Augen wieder erhoben hatte, umarmte er sie fest und küsste meine Tochter zum ersten Mal vor meinen Augen. Nafteta schien sich erst ein wenig zu wehren, um dann doch seiner Zuneigung nachzugeben und um den Kuss leidenschaftlich zu erwidern.
    Jetzt sah mich der Thronfolger über die Schultern Naftetas hinweg an und sagte mit einem Gesichtsausdruck des vollkommenen Glücks: «Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Eje!»
    Nofretete wandte sich hastig und mit rotem Kopf mir zu, damit sie sehen konnte, wie ich die hemmungslose Liebesbezeugung aufnahm.
    «Nur zu, ihr beiden», sagte ich zu ihnen. «Ich habe nichts anderes erwartet.»
     
    Nimuria, Teje und Prinz Amenophis empfingen uns im kleinen Audienzsaal, und außer Ptahmose, dem Wesir des Südens, befand sich nur noch ein Leibdiener Pharaos im Raum. Nimuriaund Teje nahmen nicht auf den Thronen Platz, sondern saßen gemeinsam mit uns anderen in kostbar geschnitzten Holzstühlen, die im Kreis aufgestellt waren. Dazwischen standen kleine Tische mit Getränken und getrockneten Früchten.
    Ein kurzer Blick genügte, um die Spannung, die im Raum herrschte, zu erfassen. Nimuria hielt in der Rechten eine Schriftrolle und sah mit versteinertem Gesicht an mir vorbei und durch die noch offene Tür hinaus in die Weite des endlosen Gangs, durch den wir gerade gekommen waren. Meine Schwester Teje saß mit gesenkten Augenlidern teilnahmslos, ja geradezu hilflos auf ihrem Stuhl, als ginge sie das alles nichts an oder wäre sie wirr. Ich hatte den Eindruck, als wären wir soeben in einen fürchterlichen Streit des Königspaares hineingeplatzt. Ich sah unbemerkt hinüber zu Ptahmose, um durch einen Blick zu erfahren, ob es nicht angeraten wäre, den Saal umgehend wortlos zu verlassen. Ganz im Gegenteil! Mit geradezu übertriebener Freundlichkeit bat er uns, Platz zu nehmen.
    Ameni würdigte uns noch immer keines Blickes, und so unterließ ich die sonst zwischen uns übliche Umarmung. Nafteta und ich hielten stattdessen in der Mitte des Raums inne, verneigten uns vor dem Herrscherpaar und setzten uns, nachdem auch Prinz Amenophis neben seiner Mutter Platz genommen hatte.
    Endlich brach Nimuria das Schweigen. Mit der Schriftrolle in der Hand zeigte er auf Teje und sagte zu mir, ohne dass er mich dabei ansah: «Nun schildere ihr von Angesicht zu Angesicht, was du in Men-nefer erlebt hast. Deinem schriftlichen Bericht, den ich vor vier Tagen erhielt, will sie offenbar nicht glauben.»
    Dabei hielt er nun mir den Papyrus entgegen, welchen ich jetzt als meinen Brief erkannte. Teje begann zu weinen.
    «Fang schon an», rief Pharao mit gereizter Stimme.
    «Erzähl ihr alles ganz genau, damit sie sich in ihrem mütterlichen Kummer in all diesen Widerwärtigkeiten wälzen kann.Weißt du, Eje, wir wetteifern hier seit Tagen, wer unter dem Tod unseres

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