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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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der Schalen und nahm sich eine Hand voll Gold heraus. Aufmerksam sah er die winzigen Körner an und ließ sie durch seine Finger langsam in die Schale zurückrieseln.
    «Und wie formt Ihr daraus größere Gegenstände?», fragte Nassib, ohne aufzublicken.
    «Bitte, Majestät», sagte Usermonth und wies mit seiner Rechten auf eine Tür, die in eine geräumige Werkstatt führte. Als wir den Raum betraten, schlug uns ein unerträglich heißerLuftschwall entgegen, der mir den Atem stocken ließ. Auf sein Inneres waren acht Feuerstellen verteilt, von denen beißender Qualm nach oben stieg, ehe er aus einer kaminartigen Öffnung im Dach ins Freie entschwand. Während Arbeiter von zwei Seiten aus mächtigen, ledernen Blasebalgen Luft in die glühende Holzkohle traten, hielten zwei andere mit langen, nassen Ästen Tonschüsseln über die weißgelbe Glut und schwenkten die Gefäße unablässig hin und her. Es zischte und dampfte in der Werkstatt, die Arbeiter riefen sich mir unverständliche Worte zu, und wieder andere huschten mit Körben umher und füllten an den Feuerstellen Holzkohle nach. An jeder Feuerstelle stand ein Schmelzmeister mit verschiedenen Gefäßen, deren Inhalt er mit einer langen Kelle in die Schalen über dem Feuer warf, woraufhin es erneut nur so zischte, dampfte und brodelte.
    «Hier wird das Gold geschmolzen!», rief Usermonth Tutanchaton laut zu, denn anders als fast schreiend konnte man sich hier nicht verständigen.
    «Haltet Euch dieses Tuch vor den Mund, denn die Dämpfe sind nicht ungefährlich», fuhr er fort und reichte Nassib und mir feuchte Leinentücher. Immer wieder brachten Arbeiter Schieferplatten an die Feuerstellen, damit die Schmelzmeister das flüssige Gold in deren Vertiefungen gossen. Danach wurden die Schieferplatten schnell wieder nach draußen gebracht.
    Endlich verließen auch wir die Werkstatt. In dem Hof, den wir jetzt betraten, lagen in einem weit verstreuten Haufen Sand mehr als dreißig Schieferplatten, damit dort ihr kostbarer Inhalt auskühlte. Diejenigen Platten, die schon leidlich abgekühlt waren, tauchte man in ein Wasserbecken, wo die Goldbarren aus der Form gelöst wurden und dann vollends erkalteten. Mit einer Bürste wurden sie gereinigt und gleich daneben auf einer empfindlich genauen Waage gewogen. Wieder sah ich Gewichte in Form von Stierköpfen, die von flinken Händen so lange hin und her bewegt wurden, bis der Balken des Geräts vollkommen waagrecht stand. Der Wiegemeister nannte eine Zahl, woraufhin sein Helfer Hammer und Meißel nahm und das Gewichtdes Goldbarrens und einige andere Zahlen in dessen Oberfläche einschlug.
    «Nicht nur das Gewicht eines jeden Barren ist wichtig», belehrte uns Usermonth. «Auf jeden Barren werden der Tag seiner Herstellung eingetragen und um den wievielten Barren dieses Tages es sich handelt.»
    Usermonth nahm einen fertigen Barren aus einer Truhe und las laut vor: «Jahr eins unter Tutanchaton, dritter Monat des Peret, achter Tag. Vierunddreißig.»
    Als wir den Hof verließen, fuhr Usermonth fort: «Gold wird aber auch zu anderen Formen gegossen, Majestät: Es gibt flache Platten, die später zu hauchdünnem Goldblech getrieben werden, faustgroße Ringe, die nicht so schwer sind wie die Barren, die Ihr eben gesehen habt, und die sich leichter zu Schmuck verarbeiten lassen, und kleine, nur erbsengroße Körner, die ebenfalls zur Herstellung von Schmuck verwendet werden.»
    «Und wo wird all dieses Gold aufbewahrt?», fragte Nassib. Die selbstbewusste Art seiner Fragestellung zeigte mir, dass er sich durchaus der Tatsache bewusst war, dass alles Gold, das hier verarbeitet wurde, nur ihm gehörte.
    «Es kommt von hier unmittelbar in das königliche Schatzhaus, Majestät. Dorthin habe ich keinen Zutritt mehr. Darüber wacht allein Euer Schatzmeister Acha. Er gibt von dort wieder heraus, was die Goldschmiede und die Künstler benötigen oder was Eure Majestät zu verschenken gedenkt.»
    Im Grunde war damit unsere Führung durch den Teil der Werkstätten, in denen das Gold geschmolzen wurde, beendet. Denn die Werkstätten der Goldschmiede lagen woanders und unterstanden anderer Aufsicht.
    «Eine letzte Frage habe ich noch, Usermonth», sagte ich, während sich der Aufseher zum Abschied schon verneigte. Er richtete sich wieder auf und sah mich erwartungsvoll an.
    «Das Gold am Sarg von Pharao Echnaton war von so dunkler honiggelber Farbe, wie ich es nie zuvor bei Gold gesehen hatte. Könnt Ihr mir das erklären?»
    Usermonth sah

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