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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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steinernen Zeugnisse haben überlebt.«
    Vorsichtig legte Jaqueline das Blatt auf und begann die Motive durchzupausen. Dabei war sie so konzentriert, dass sie nicht einmal bemerkte, dass Connor sie fasziniert beobachtete.
    »In Toronto finden wir vielleicht jemanden, der uns erklären kann, was die Zeichnungen bedeuten.«
    »Wohnen dort Irokesen?«
    »Ja, einige. Sie haben das Leben in der Wildnis aufgegeben und arbeiten als Heiler oder betreiben Geschäfte. Seit dem Eintreffen der ersten Voyageurs haben sich die Zeiten gründlich geändert.«
    »Mein Vater hat das stets bedauert«, bemerkte Jaqueline, während sie das zweite Blatt auflegte. »Er meinte, das Land hätte durch die Pelzhändler die Freiheit verloren.«
    »Damit hatte er wohl Recht. Das Leben in den Städten gleicht sich dem in den europäischen Metropolen immer stärker an. Trotzdem gibt es hier in der Natur noch genügend unberührte Flecken.«
    »Die würde ich zu gern mal bereisen.«
    Connor lächelte. »Das geht mir genauso. Eines Tages werden wir das tun, das verspreche ich dir.«
    Als Jaqueline alle Motive durchgepaust hatte, machten sie sich wieder auf den Rückweg.
    Die Aussicht auf den Fluss erschien ihr geradezu malerisch. Wie ein grünblaues Seidenband schlängelte er sich an den Steilhängen vorbei. Ein Vogelschwarm zog darüber hinweg. »Hier oben könnte ich einen ganzen Tag lang sitzen und auf das Wasser schauen!«, rief sie begeistert.
    »Das wird sich machen lassen, wenn wir das Holz erst mal verkauft haben.« Connor strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wollen wir hoffen, dass der Wettergott auf unserer Seite ist. Selbst im späten Frühjahr schneit es hier manchmal noch.«
    »Ich werde ihn darum bitten, uns gewogen zu sein.«
    Jaqueline beugte sich vor, um ihn zu küssen - da krachte plötzlich ein Schuss! Sie machte einen Satz nach vorn und hielt sich an Connor fest. »Was war das?«
    »Keine Sorge! Ich vermute, dass unseren Leuten das Abendessen vor die Flinte gelaufen ist«, erklärte er lächelnd. »Tut mir leid, dass sie dich erschreckt haben.« Damit schlang er die Arme um sie und küsste sie.
    Die Abendluft war erfüllt vom köstlichen Bratenduft. Monahans Leute hatten einen Hirschbock geschossen und ihn am Spieß zubereitet. Noch nie hatte Jaqueline so zartes Fleisch gekostet.
    »Wenn Sie erlauben, Sir, werd ich das Fell mitnehmen!«, rief McGillion Connor zu. »Meine Frau jammert mir schon seit Wochen die Ohren voll, dass unser Bärenfell von Motten zerfressen ist.«
    »Dann machen Sie Ihre Frau glücklich!«, gab Connor zurück und prostete ihm mit dem Whiskey zu, der heute ausnahmsweise ausgeschenkt wurde.
    »Und als Dankeschön macht sie ihn dann auch glücklich«, krähte einer der Männer, worauf die anderen in Gelächter ausbrachen.
    »Ach, halt den Mund, Frank!«, rief McGillion empört, musste aber selbst lachen.
    Jaqueline schaute versonnen in das Lagerfeuer. So fernab von allem, neben dem Mann, den sie liebte, und unter Menschen, die sie respektierten, fühlte sie sich einfach nur wohl. Auch wenn die Gespräche der Männer ihr hin und wieder die Röte ins Gesicht trieben, waren sie doch ehrlicher als alles, was bei Gesellschaftsempfängen geredet wurde, und das gefiel ihr.
    In dieser Nacht schlugen sie zum Schlafen Zelte am Ufer auf.
    Müde lauschte Jaqueline den Geräuschen des Flusses. Zum Rauschen des Wassers gesellten sich die Rufe von Vögeln und das Bellen von Füchsen.
    Plötzlich schepperte etwas vor dem Zelt.
    Alarmiert fuhr Jaqueline hoch und lugte aus der Plane.
    »Was ist denn?«, fragte Connor verschlafen, während er sich ebenfalls aufrichtete.
    »Irgendwer schleicht hier herum.« Jaqueline blickte zur Feuerstelle.
    »Vielleicht will sich einer der Männer erleichtern.« Connor schob sich neben sie und blickte ebenfalls hinaus.
    Da ertönte das Scheppern erneut. Dann fiepte etwas.
    »Oh, ich glaube, wir haben Besuch.« Connor kroch aus dem Zelt.
    Noch immer fiepte es. Jaqueline folgte ihm neugierig und bemerkte einen umgekippten Topf neben der Anlegestelle. Etwas schien sich darunter verfangen zu haben.
    Connor bedeutete ihr, still zu stehen. Dann bückte er sich langsam. Als er den Topf hochriss, schoss ein längliches Pelztier hervor. Voller Panik lief es zum Fluss.
    »Was war das?« Jaqueline presste überrascht die Hand auf die Brust.
    »Ein Fischotter. Die gibt es hier häufig. Sie begnügen sich nicht mit Fisch, wenn sie auch mal was anderes kriegen können.«
    »Und sie

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