Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
Vom Netzwerk:
liegen und die Sterne über dem Fluss zu beobachten, ohne fürchten zu müssen, dass jemand von der Mannschaft sie beobachtete.
    Nach einer Weile gesellte sich Connor zu ihr. Auch er schien von einer seltsamen Unruhe erfasst zu sein.
    »Die Nähe zum Wasserfall macht euch nervös, nicht wahr?«, fragte Jaqueline, während sie sich in seine Arme kuschelte.
    »Es ist die aufregendste Zeit auf dem Floß. Pass nur auf, nachher wird dir noch langweilig werden!«
    »Das glaube ich nicht.«
    Plötzlich ging ein harter Ruck durch das Floß. Schreie ertönten, gefolgt von einem Platschen.
    »Was war das?«, fragte Jaqueline ängstlich.
    »Mann über Bord!«, brüllte jemand.
    Connor sprang auf und lief zum vorderen Teil des Floßes. Was er dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    »Die Seile!«, rief er erschrocken aus. »Los, alle Mann rüber auf das andere Floß!«, befahl er. »Auch du, Jaqueline!«
    Sie blickte Connor entsetzt an und rannte in die Hütte.
    Weitere Erschütterungen gingen durch das Floß. Eine böse Ahnung erfasste Jaqueline, während sie ihr Herbarium und das Notizbuch in die Segeltuchtasche warf. Angst übermannte sie, als sie Connor von draußen rufen hörte:
    »Das Floß bricht auseinander! Jaqueline, komm sofort aus der Hütte!«
    Als sie nach draußen stürmte, sah sie, dass sich die Verbindung zwischen einigen Stämmen löste. Die Hölzer begannen im Wasser zu trudeln, rissen andere mit und zogen so das Floß immer weiter auseinander.
    »Lauf zum anderen Rand!«, instruierte Connor sie von weitem. Jaqueline gehorchte. Mit der Tasche über der Schulter lief sie voran.
    »Wir bringen Sie rüber, Miss!« Schon packten zwei Holzfäller sie an den Armen.
    »Auf ›los‹ springen Sie!«, befahl der Mann zu ihrer Rechten.
    Jaqueline nickte nur, benommen vor Angst.
    Sie zerrten sie zum Rand des schwankenden Floßes.
    »Los!«
    Während Jaqueline aufschrie, machten sie mit ihr einen großen Satz auf den Baumstammteppich. Wasser nässte ihre Schuhe und Rocksäume, doch die Männer rissen sie weiter. Die tanzenden Stämme ängstigten sie beinahe zu Tode. Jaquelines Herz raste, aber ihr Körper reagierte unwillkürlich auf die Bewegungen ihrer Begleiter, sodass sie das andere Floß heil erreichten, wo Jaqueline von Cody und ein paar anderen Leuten in Empfang genommen wurde.
    »Was ist los?«, wollten sie von ihr wissen, doch Jaqueline konnte nur hilflos auf das Floß vor ihnen deuten.
    »Die Seile halten nicht«, erklärte einer ihrer Begleiter, während sich immer mehr Männer vom ersten Floß zu ihnen herüberretteten. »Sie haben sich gelöst, das Floß bricht auseinander.«
    »Verdammter Mist!« Cody schickte sich an, zur Unglücksstelle zu laufen, aber seine Kameraden hielten ihn zurück.
    »Je weniger Männer dort drüben sind, desto besser.«
    Hilflos mussten sie nun mit ansehen, wie das Floß vor ihnen zerfiel. Die Hütte brach mit einem markerschütternden Ächzen ein, Bohlen und Stämme rollten knirschend übereinander, stellten sich quer, polterten ins Wasser und wurden von der Strömung mitgerissen. Die Männer, die auf dem Floß geblieben waren, kämpften verzweifelt darum, alles zusammenzuhalten, obwohl der Boden unter ihren Füßen jeden Moment wegzudriften drohte.
    Jaqueline zitterte vor Angst. Trotz der Kälte war ihr unerträglich heiß. Sie faltete ängstlich die Hände. Lieber Gott, mach, dass er heil hier rüberkommt! Bitte, pass auf ihn auf!, flehte sie stumm.
    Sie war sich dessen bewusst, dass Gott nicht immer ein offenes Ohr für sie gehabt hatte, besonders nicht in letzter Zeit. Aber nach allem, was sie durchgemacht hatte, musste er doch einmal auf ihrer Seite sein.
    Wenigstens dieses eine Mal.
    Connor versuchte, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen, während er nach den Seilen griff, um sie um die Baumstämme zu schlingen. Sein Herz raste, und seine Zähne klapperten vor Anspannung.
    Sabotage!, sagte ihm sein Verstand. Das kann nur Sabotage sein. Aber wer hatte das getan? Da er seinen Männern bedingungslos vertraute, kam eigentlich nur einer in Frage:
    Warwick!
    Dieser Gedanke brachte ihn dazu, seine Bemühungen noch zu verstärken.
    Der Kerl darf nicht triumphieren!, durchfuhr es ihn. Ich will ihn noch für das bestrafen, was er Jaqueline angetan hat!
    Er hatte gerade einen gefährdeten Balken gesichert, als ein Stamm aus dem Wasser schnellte.
    »Achtung, Mr Monahan!«, rief sein Nebenmann.
    Doch der Ruf kam zu spät.
    Das Holz traf Connor am Kopf und

Weitere Kostenlose Bücher