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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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trauen sich so einfach an Menschen heran?«
    »Fischotter sind sehr neugierig. Dieser hier scheint jedenfalls noch keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht zu haben.«
    Jaqueline blickte in die Richtung, in die sich der Fischotter davongemacht hatte. Aber er war verschwunden. Dafür meinte sie, eine Bewegung am gegenüberliegenden Ufer zu sehen. War das vielleicht ein Hirsch? Oder ein Bär?
    »Gehen wir wieder rein!« Connor legte einen Arm um Jaquelines Schulter und zog sie sanft mit sich.
    Jaqueline blickte sich noch einmal zum Fluss um, doch die Bewegung war verschwunden. Ein ungutes Gefühl überfiel sie, aber an Connors Seite fühlte sie sich geborgen, und sie schlief bald wieder ein.
    Es war Warwick nicht schwergefallen, die Flößer am anderen Flussufer auszumachen. Er konnte kaum glauben, dass Monahan sich Zeit für eine Rast auf dem Trockenen nahm. Er selbst hatte in den vergangenen Tagen sein Pferd unbarmherzig angetrieben und sich nur die nötigsten Pausen gegönnt. Seine Knochen schmerzten, doch die Anstrengung hatte sich ja gelohnt. Es ärgerte ihn nur, dass sein Plan noch immer nicht aufgegangen war.
    Vielleicht sollte ich noch mal unter das Floß tauchen und die Seile tiefer einschneiden, überlegte er. Die ersten Schnitte waren offenbar nicht tief genug.
    Aber dann entschied er sich dagegen. Monahan hatte bestimmt Wachen angeordnet, und die Gefahr, überrascht zu werden, war einfach zu groß.
    Da er den Vorsprung der Flößer aufgeholt hatte, beschloss Warwick, sich und seinem Reittier eine Rast zu gönnen und bis zum Morgengrauen ein Lager aufzuschlagen.
    Er versorgte sein Pferd, rollte seinen Schlafsack aus und begab sich zur Ruhe.

10

    Am nächsten Morgen legten die Flöße wieder ab. Nachdem sie noch eine Weile behäbig dahingetrieben waren, änderte sich die Fließgeschwindigkeit des Flusses merklich.
    »Wir nähern uns dem Wasserfall«, erklärte Connor. »Da strömt der Fluss schneller. Wenn du zum Baden in den Fluss springen willst, tu es jetzt, denn nachher wird es nicht mehr gefahrlos möglich sein.«
    »Ich glaube kaum, dass ich das Bedürfnis habe, vor den Augen deiner Männer nackt in den Fluss zu springen«, entgegnete Jaqueline lachend und beugte sich wieder über ihr Herbarium. Sie konnte die Pflanzen hier zwar nicht so gut pressen wie in der Waldhütte, aber fürs Erste würde es gehen.
    Gegen Mittag wurde die Fahrt noch ein wenig rasanter. Hin und wieder verselbstständigten sich Gegenstände in der Hütte, und Jaqueline war gezwungen, Federhalter und Tinte durch einen Bleistift zu ersetzen. Sie legte ihn in den Arbeitspausen auf dem Schoß ab, damit er nicht ständig vom Tisch kullerte.
    »Wie weit ist es noch bis zu den Niagarafällen?«, fragte Jaqueline Connor, als dieser in die Hütte zurückkehrte, um sich einen Becher Kaffee zu holen.
    »Ich schätze mal, einen oder zwei Tage wird es noch dauern. Wir liegen sehr gut in der Zeit.«
    »Und was passiert dann? Du wirst doch die Stämme nicht den Wasserfall hinunterpurzeln lassen?«
    »Natürlich nicht! Sie werden ebenso wie die Flöße an Land gebracht und auf Wagen verladen, die sie auf die untere Ebene des Wasserfalls transportieren. Das dürfte ein bis zwei Tage dauern. Dann werden die Flöße wieder zusammengesetzt und das Holz erneut zu Wasser gelassen. Schau mal hier!«
    Connor entrollte eine Landkarte, die die Großen Seen und Quebec zeigte. Er deutete auf die Niagara Falls und fuhr dann mit dem Finger weiter. »Auf dem Lake Ontario fahren wir zunächst bis nach Toronto, um neuen Proviant zu laden. Dann geht es weiter nach Kingston, wo wir uns auf den Saint Lawrence River begeben.«
    Wehmut überfiel Jaqueline angesichts der Karte, die sie an ihren Vater erinnerte, obgleich die Darstellung bei weitem nicht so gut ausgearbeitet war wie seine Kartenwerke. Diese Reise hätte ihm sehr gefallen, dachte sie traurig.
    In dieser Nacht schlief Jaqueline unruhig. Da der Niagara River auf der weiteren Strecke einige Windungen hatte, war es erforderlich, dass mehr Männer Dienst taten als in den Nächten zuvor. Überwältigt von der Schönheit des nächtlichen Flusses, dessen Fluten im Mondlicht glitzerten, erhob sie sich von ihrem Lager und setzte sich vor die Floßhütte, um die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten.
    Ich sollte Connor wohl darum bitten, eine Bootstour mit mir allein zu machen, dachte sie, während sie die Augen schloss und die Düfte der Umgebung einatmete. Sie stellte es sich himmlisch vor, neben ihm zu

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