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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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katapultierte ihn im hohen Bogen ins Wasser. Er wollte zurück zum Floß schwimmen, als ihm schwarz vor Augen wurde und alle Geräusche verstummten.
    »Mann über Bord!«
    Schon stürmten einige Unerschrockene über den Holzteppich zum Unglücksfloß. »Los, holt Seile! Wir müssen den Boss aus dem Wasser ziehen.«
    Jaquelines Herz stolperte, und sie rang erschrocken um Atem. »Was ist passiert?«
    Seile wurden weitergereicht.
    »Der Boss ist ins Wasser gefallen.«
    Jaqueline presste die Hand auf den Bauch. Die Angst stach wie ein Messer in ihre Eingeweide. Hilflos schluchzend beobachtete sie, wie ein Mann nach dem anderen, mit Halteseilen gesichert, ins Wasser sprang.
    Wie weit mochten die Niagarafälle entfernt sein?
    Der Suchtrupp schwamm eine Weile voran und tauchte dann.
    Ist er untergegangen?, fragte sich Jaqueline bang.
    Als die Männer auftauchten, leuchtete ein Hoffnungsschimmer in ihr auf. Doch dieser erlosch sofort, als die Schwimmer abwinkten, Atem holten und erneut in die Tiefe tauchten.
    Jaqueline sank zu Boden, denn ihre Beine trugen sie nicht länger. Stumm betete und flehte sie um Connors Leben. Bei jedem Ruf, den sie vernahm, hoffte sie, dass man ihn gefunden hatte. Aber die Suche ging weiter.
    Nachdem quälende Minuten vergangen waren, kam der Vormann zu ihr. Seine Zähne klapperten hörbar, denn das Flusswasser war eiskalt. Seine Kleidung troff nur so. Doch nicht nur das machte ihm zu schaffen. »Wir sollten besser anlegen und die Suche vom Ufer aus fortsetzen.« Seine Stimme klang beklommen.
    »Hat das Aussicht auf Erfolg, so schnell, wie der Fluss hier fließt?«
    »Es ist möglich, dass sich Mr Monahan unter den Baumstämmen verfangen hat. Oder er ist auf den Grund gesunken. Es ist leichter und ungefährlicher, vom Ufer aus zu suchen.«
    Jaquelines Augen füllten sich mit Tränen. Die Trauer schnürte ihr die Kehle zu. Sie wagte nicht, den schrecklichen Gedanken, der in ihr brannte, auszusprechen.
    »Wir werden alles versuchen, um ihn wiederzufinden«, fuhr McGillion fort. »Bei den Temperaturen ist es möglich, dass ein Mensch es etwas länger unter Wasser aushält. Ein Arzt sagte mir mal, dass die Kälte die Atmung verlangsamt und den Körper konserviert. Vielleicht hat er es sogar geschafft, sich an einem Stamm festzuklammern.«
    An einem Stamm, der mit ihm auf die Falls zurast, dachte Jaqueline, behielt den Gedanken aber für sich. »Gut, dann ankern Sie!« Jaqueline kämpfte gegen die Tränen an. »Tun wir alles, um ihn wiederzufinden!«
    Als McGillion sich umwandte, um den Männern das Kommando zum Anlegen zu geben, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    Während einige Männer noch die Flöße, beziehungsweise das, was davon übrig war, und das Holz am Ufer vertäuten und sicherten, suchte der größte Teil der Mannschaft bereits fieberhaft nach Connor. Auch Jaqueline beteiligte sich. Sie watete durch den Morast, durchforstete das Gestrüpp, blickte unter jeden Farnwedel und vor allem immer wieder auf den Fluss hinaus. Viel ausrichten konnte sie nicht, aber sie wollte nicht untätig herumsitzen und hilflos zusehen.
    Vielleicht hat er es wirklich geschafft, sich irgendwo festzuhalten. Vielleicht ist er irgendwo weiter flussabwärts ans Ufer geschwemmt worden. Vielleicht ... Vielleicht ... Unzählige Möglichkeiten wirbelten durch Jaquelines Kopf, denn sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an die tröstenden Möglichkeiten. Dennoch war da bereits eine innere Stimme, die nicht verstummen wollte. Hartnäckig fragte sie: Und was wird jetzt aus dir? An Connors Seite hattest du nichts zu befürchten, aber nun bist du wieder allein ...
    Unsinn!, schalt sie sich. Die Männer sind anständig. Außerdem würde McGillion niemals zulassen, dass dir etwas zustößt. Noch dazu hast du Hände, Knie und Zähne, um dich zu wehren.
    Überrascht hielt sie inne, denn aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung.
    Connor!, schoss es ihr durch den Kopf, als sie die Gestalt auf sich zukommen sah.
    Doch dann erkannte sie Cody. Schluchzend schloss sie die Augen, drängte die Verzweiflung aber rasch beiseite.
    »Haben Sie was gefunden?«, fragte sie ihn, aber er schüttelte nur stumm den Kopf.
    Als die Nacht heraufzog, zündeten die Männer Fackeln an und setzten die Suche fort. Damit Connor, falls er es ans Ufer geschafft hatte, einen Orientierungspunkt hatte, bat Jaqueline einige von ihnen, ein großes Lagerfeuer zu entfachen. Außerdem mussten sich die Männer nach

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